Vordenker und FreiheitskämpferSchüler des Saarpfalz-Gymnasiums würdigen Philipp Jakob Siebenpfeiffer

Homburg. Am 12. November des Revolutionsjahres 1789 wurde einer der bedeutendsten Vorkämpfer der Demokratie im badischen Lahr geboren: Philipp Jakob Siebenpfeiffer. Sein Großvater stammte aus Saarbrücken. Als Waisenjunge wuchs er unter ärmlichen Verhältnissen auf, mit Ehrgeiz und Intelligenz machte er auf sich aufmerksam und beendete sein Jurastudium mit einer Doktorarbeit

Homburg. Am 12. November des Revolutionsjahres 1789 wurde einer der bedeutendsten Vorkämpfer der Demokratie im badischen Lahr geboren: Philipp Jakob Siebenpfeiffer. Sein Großvater stammte aus Saarbrücken. Als Waisenjunge wuchs er unter ärmlichen Verhältnissen auf, mit Ehrgeiz und Intelligenz machte er auf sich aufmerksam und beendete sein Jurastudium mit einer Doktorarbeit. Von 1818 bis 1830 prägte er unsere Region als erster Landcommissär im Dienste des bayrischen Königs, war also ein Vorgänger unseres heutigen Landrates Clemens Lindemann, der sich nicht zuletzt deshalb um die Ehrung Siebenpfeiffers bemüht. Er war ein Multitalent, ein liberaler Republikaner des Vormärz, der sich energisch um Pressefreiheit, Volkssouveränität und die Beseitigung von Missständen bemühte. Er hob die Bedeutung von Schule und einer ordentlichen Erziehung im Elternhaus hervor, und Bildung war für ihn ein zentraler Punkt. Als Vordenker, Visionär und Kämpfer für Freiheit, Demokratie, Frauenemanzipation, einen Nationalstaat in einem vereinigten und friedlichen Europa bereitete er den Konservativen, vom Homburger katholischen Pfarrer bis zum bayrischen König Ludwig I. in München, großes Unbehagen. Obwohl er 1825 noch wegen guter Amtsführung durch die bayrische Regierung ausgezeichnet wurde, fiel er fünf Jahre später in Ungnade und wurde schließlich entlassen. 1832 war er Mitinitiator und Hauptredner des Hambacher Festes, einer großen Protestdemonstration der Demokraten. Ihre Hymne mit dem Titel "Der Deutschen Mai" stammt aus Siebenpfeiffers Feder und beginnt mit den Zeilen "Hinauf, Patrioten, zum Schloss, zum Schloss! Hoch flattern die deutschen Farben." Mit schwarz-rot-goldenen Fahnen machte man sich auf den Weg zur Hambacher Schlossruine und verkündete mutig und stolz: "Wir pflanzen die Freiheit". Diese Parole aus Siebenpfeiffers Lied ist heute das Motto der Siebenpfeiffer-Stiftung. Der Euphorie folgte aber bald die Ernüchterung: Siebenpfeiffer machte man spektakuläre Prozesse, er wurde inhaftiert und gedemütigt wie die "Göttinger Sieben" und viele andere liberale Gelehrte seiner Zeit. Schließlich floh er in die Schweiz und starb im Jahre 1845 vereinsamt und depressiv in einer Irrenanstalt. In Homburg tragen heutzutage eine Stiftung, ein Journalistenpreis, ein Haus, eine Straße, eine Schule und die regelmäßig erscheinende Informationsbroschüre der Evangelischen Kirche Siebenpfeiffers Namen. Auch der Freiheitsbrunnen am Rondell würdigt seine Verdienste und stellt einen modernen Bezug zur Deutschen Einheit her. Der erste Landrat in Homburg ist für uns ein Musterbeispiel an Zivilcourage, dessen Ideen heute in unserem Grundgesetz fortleben. Als vor kurzem Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen in seiner Antrittsrede als Bundesratspräsident feststellte "Die Demokratie ist nicht bedroht von zu vielen Extremisten, sondern von zu wenigen Demokraten" (SZ vom 7./8.11.2009, S. 1), erfüllte uns das mit großer Sorge. Die Ideale, für die sich die engagierten Demokraten der ersten Stunden aufopferten, sind vielen heutzutage leider nichts mehr wert. Das müssen wir ändern, unser Text soll dazu aufrufen. Kevin Charymski, Sebastian Mathieu (beide 9c) und Alexander Jung, Klasse 11 Saarpfalz-Gymnasium

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