Von Kranken und Wölfen

Homburg · Als Standort des Universitätsklinikums ist Homburg als Stadt der Medizin bekannt. Was wenige Menschen wissen: Homburg hat darin eine sehr alte Tradition, die bereits im Jahre 1297 im Kloster Wörschweiler begann.

 Keimzelle der Homburger Medizingeschichte: Zum Wörschweiler Kloster gehörte im Mittelalter auch ein „Siechenhaus“. Foto: Henn/SZ

Keimzelle der Homburger Medizingeschichte: Zum Wörschweiler Kloster gehörte im Mittelalter auch ein „Siechenhaus“. Foto: Henn/SZ

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"Sechs Kranke und Lahme sollen im Siechenhause des Klosters mit Fleisch, Eiern, Weißbrot und Wein versehen werden. Fünfzig Arme, welche an die Klosterpforte kommen, sollen täglich Almosen bekommen": Als 1297 Graf Gerlach von Veldenz dem Kloster Wörschweiler seine Güter vermachte und mit seiner Stiftung diese Bedingung verband, begann die urkundlich belegte Geschichte der Medizin und der Gesundheitsfürsorge in Homburg . Dass Kranke im hohen Mittelalter Aufnahme im Kloster fanden und dort von heilkundigen Zisterziensermönchen betreut wurden, berichtet Prof. Gernot Feifel in der neuen Ausgabe der "Saarpfalz". Der lange Zeit an der Homburger Universitätsklinik tätige Mediziner beschäftigt sich in seinem Beitrag mit der Geschichte der Krankenversorgung in der Region. Eine weitere wichtige Station war seinen Ausführungen zufolge war die Einrichtung des Militärlazaretts in jener Zeit, in der Homburg gegen Ende des 17. Jahrhunderts unter Federführung von Vauban zur befestigten Stadt an der Grenze des Königreichs Frankreich ausgebaut wurde und ihr bis heute noch erkennbares Gepräge bekam. Dieses Hospital befand sich am Standort der Hohenburgschule, und neben Militärärzten waren darin auch Franziskanermönche tätig. Dem vom Zweibrücker Herzog Christian IV. 1759 gegründeten Waisenhaus an gleicher Stelle war eine Krankenstube angegliedert, in der auch grassierende Seuchen behandelt wurden.

Ein düsteres Kapitel der jüngeren Geschichte beleuchtet Natalia Pelevina, die im Archiv der Kreisverwaltung beschäftigt ist und sich in der neuen heimatkundlichen Zeitschrift mit den Gräbern von Kriegsgefangenen in Homburg befasst. Der "Russenfriedhof" auf dem Rossberg bei Kirrberg, auf dem zwischen 1941 und Ende 1944 301 russische Kriegsgefangene bestattet wurden, findet dabei ebenso Berücksichtigung wie die noch erhaltenen "Soldatengräber" auf dem Stadtfriedhof. Demgegenüber präsentiere sich der einstige Anstaltsfriedhof auf dem Areal der Universitätsklinik "abgeräumt", der untere Teil sei asphaltiert und zum Parkplatz umfunktioniert. Nur noch ein Stein mit kyrillischer Inschrift erinnere an die hier bestatteten Kriegsgefangenen: "1941-45. Hier liegen die Überreste von 29 Märtyrern deutscher Kriegsgefangenschaft" lautet deren Übersetzung. Die Verfasserin listet schließlich - soweit recherchierbar - die Namen und Lebensdaten der in Homburg bestatteten Männer auf. Auch die Historie von Schloss Karlsberg ist in der neuen "Saarpfalz" wieder vertreten. Dieses Mal sind es die "Mohren" im Umfeld des Herzogs, denen sich Jutta Schwanz widmet. Demnach waren dunkelhäutige Bedienstete eine zeitgenössische Mode, die an zahlreichen Adelshöfen gepflegt wurde. Sie hatten bisweilen hohe Funktionen beispielsweise als Diener oder Leibhusar und wurden auch entsprechend besoldet. Skurril war indes die Namensgebung für den Nachwuchs: Die Kinder des von so exotisch anmutenden Personals wurden in der Regel nach der Herzogin, dem Herzog oder einer Mätresse getauft - sie hießen also Carl August, Augusta Amalia oder Carolina Augusta.

 Im weitläufigen Kirkeler Wald sollen zur Zeit Napoleons Wölfe ihr Unwesen getrieben haben. Foto: Martin Baus

Im weitläufigen Kirkeler Wald sollen zur Zeit Napoleons Wölfe ihr Unwesen getrieben haben. Foto: Martin Baus

Foto: Martin Baus

Eine mutmaßliche Wolfsplage, die unter napoleonischer Herrschaft in der grassiert sein soll, ist das Thema von Friedrich Müller aus Rohrbach. Demnach überschlugen sich nach 1800 Meldungen, wonach der gefräßige Isegrim in St. Ingbert Hirtenkinder "erwürgt" habe. Entsprechend ambitioniert wurde Jagd auf die Tiere gemacht. Der Blieskasteler Stadtarchivar Kurt Legrum stellt die Geschichte jenes Gebäudes in der Blieskasteler Altstadt vor, in dem seit geraumer Zeit am Luitpoldplatz ein neues Restaurant untergebracht ist. Dieses Haus war Teil der Stadterweiterung gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Das älteste Kreuz im Saarpfalz-Kreis erläutert schließlich Rainer Lagall.

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