Von Kontinent zu Kontinent

Es sind sage und schreibe 6808 Kilometer Luftlinie, die ein sichtlich betagtes, aber noch voll einsatzbereites ehemaliges Feuerwehrauto der Werksfeuerwehr von Bosch in den zurückliegenden Monaten hinter sich gebracht hat - von Homburg nach Mukulakulu in der Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika

Es sind sage und schreibe 6808 Kilometer Luftlinie, die ein sichtlich betagtes, aber noch voll einsatzbereites ehemaliges Feuerwehrauto der Werksfeuerwehr von Bosch in den zurückliegenden Monaten hinter sich gebracht hat - von Homburg nach Mukulakulu in der Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika. Das hört sich nach einer langen Reise und einer langen Geschichte an, die Mukulakulus Pfarrer Nyembo Monga als derjenige zu erzählen hat, der das knallrote, tonnenschwere Fahrzeug von Kontinent zu Kontinent dirigiert hat. Und genau das hat Monga getan, in zwei langen E-Mails voller Dank an Homburgs Oberbürgermeister Karlheinz Schöner.Der Hintergrund: Pfarrer Nyembo Monga studierte in den achtziger Jahren Theologie in Fulda und München. Nach seiner Diakonenweihe 1991 kehrte er in den Kongo zurück, um eine verlassene Missionsstation aufzubauen. Durch seine Freundschaft mit dem damaligen Pfarrer der Erbacher Pfarrei Maria vom Frieden, Axel Brecht, wurde im Jahr 2005 in Erbach zu einer Spendenaktion für die Gemeinde von Monga aufgerufen. Mitte Januar 2006 kehrte der kongolesische Pfarrer wieder in sein 7000 Einwohner zählendes Heimatdorf Mukulakulu zurück. All das war der Anfang einer Geschichte, die Monga 2006 zum ersten Mal dazu ermutigte, ein ausrangiertes Fahrzeug von Homburg in seine afrikanische Heimat zu überführen. Und schon damals war es, neben der Erbacher Pfarrei Maria vom Frieden, auch Karlheinz Schöner, damals noch Bürgermeister, der dem engagierten Geistlichen unter die Arme griff: Mitarbeiter der Stadt brachten den Lkw mit viel Sachverstand in einen brauchbaren Zustand.

Im Jahr 2011 dann ging es darum, Mukulakulu mit einem vielseitig einsetzbaren Feuerwehrfahrzeug auszurüsten. "Uns war klar, dass es sich dabei um ein Fahrzeug handeln muss, dass vor Ort auch repariert werden kann", schilderte Schöner im Gespräch mit unserer Zeitung die damaligen Überlegungen. Die Lösung hieß "Werksfeuerwehr Bosch Homburg". Die rangierten einen alten "Rundhauber" aus, die Stadt kaufte das Fahrzeug, rüstete es aus, verpasste ihm mit Unterstützung des Homburger Michelinwerkes neue Reifen. "Zusätzlich haben wir noch ein Diesel-Notstromaggregat eingebaut", so Schöner.

Im Januar 2012 ging das Fahrzeug auf die Reise, von Homburg über Antwerpen zum Zielhafen Daressalam in Tansania. Von hier führte der Weg über Land nach Mukulakulu - immer noch eine beeindruckende Strecke von über 1500 Kilometern - wenn man wie ein Vogel fliegen könnte. Tatsächlich waren es weit mehr. Und in Afrika fingen Nyembo Monga echte Schwierigkeiten erst an. Karlheinz Schöner: "Hier in Deutschland hat alles Versand- und Zollrechtliche dank des engagierten Einsatzes des Zollamtes Homburg bestens funktioniert." Doch auf afrikanischer Seite musste sich Pfarrer Nyembo Monga vor allem mit Korruption und einer nicht wirklich funktionierenden Verwaltung herumschlagen. "Heute erzählt man einem das, morgen eine andere Version und übermorgen das Gegenteil. So ging es Wochen lang", schildert Monga seine Mühen um ein faires Zollverfahren in der E-Mail an Schöner. Der Schauplatz von Mongas Mühen: der Zoll in Lubumbashi. Doch mit viel Geschick und Beharrlichkeit machte sich Monga schließlich auf die verbleibenden 381 Kilometer in seine Heimat. Schöner selbst äußerte die Hoffnung, dass sich bei einem weiteren Fahrzeugtransfer, "ich denke da einen Multifunktions-Unimog", noch weitere Unterstützer aus dem Homburger Unternehmenskreis finden könnten.

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