Vom Nutzen der giftigen Hutträger

Homburg. Darf man diesen oder jenen Pilz essen oder sollte man sich besser vor dem Verzehr bei jemanden kundig machen, der sich auskennt? Diese Frage war nur eine von vielen, die Liebhaber dieser besonderen Lebensform den Pilzfreunden Saar-Pfalz stellten

Homburg. Darf man diesen oder jenen Pilz essen oder sollte man sich besser vor dem Verzehr bei jemanden kundig machen, der sich auskennt? Diese Frage war nur eine von vielen, die Liebhaber dieser besonderen Lebensform den Pilzfreunden Saar-Pfalz stellten. Etwa 200 von insgesamt 4000 Arten, die im Saarland heimisch sind, hatten die Vereinsmitglieder mit ihrem ersten Vorsitzenden Harry Regin an der Spitze in der Galerie des Kulturzentrums aufgebaut - vom Steinpilz bis zum symbolhaften Fliegenpilz. Und mittendrin? Ein weites Feld für Erkennen, Missverstehen, Genuss und Gefahr.Sinn und Zweck des in Bexbach ansässigen Vereins und der Pilzausstellung sei es, so Regin, "Interessierte in die volkstümliche Pilzkunde einzuführen und weiterzubilden". Dabei stünden, und auch das machte Regin deutlich, nicht nur Speisepilze im Zentrum des Interesses, sondern das gesamte Spektrum dieser faszinierenden Art, die neben Tieren und Pflanzen ein eigenständiges Reich in der Natur bildet. Was macht die Faszination dieses ganz besonderen Reiches aus? Regins Antwort ist umfassend: "Es gibt eben eine unglaubliche Artenvielfalt. Vielfältige Formen, vielfältige Farben. Und wenn man ein bisschen Einblick bekommt in die Aufgaben der Pilze im natürlichen Kreislauf, dann ist das sehr spannend. Pilze sind unersetzlich." So verwundert es nicht, dass die Gleichungen "essbarer Pilz gleich guter Pilz" und "giftiger Pilz gleich böser Pilz" für die Pilzfreunde Saar-Pfalz nicht aufgehen. Regin: "Sicher finden viele Interessierte über die klassischen Speisepilze zu uns. Aber mit der Zeit erkennen viele, dass es jede Menge Arten gibt, die nicht essbar, aber sehr interessant sind und eine wichtige Funktion haben." Regin nannte hier den grünen Knollenblätterpilz. "Das ist der giftigste Pilz, den wir kennen. Er ist unerlässlich für die Nährstoffgewinnung und Wasserversorgung von Laubbäumen. Für uns Menschen tödlich, für den Wald überlebenswichtig." Die Zwiespältigkeit der Gattung Pilz ist es aber auch, die viele auf falsche Wege führt. So mancher fühlt sich berufen, nur mit einem Bilderbuch ausgestattet im Wald nach Essbarem Ausschau zu halten. Und ab und an endet dieser Ausflug ins Unbekannte beim Arzt. Nur mit einem Halbwissen ausgestattet, so Regin, sei eine solche Expedition für die heimische Küche alles andere als ratsam. "Das ist wirklich gefährlich. Gerade wenn man mit Pilzbüchern auf Tour geht, vergessen viele, genau in den Beschreibungen zu lesen." Das mögliche Ergebnis: Aus "das könnte doch ein Steinpilz sein" wird ein Besuch beim Notarzt - weil's eben doch ein Satanspilz war. Regins Rat und Mahnung: Im Zweifelsfall immer einen Pilz-Sachverständigen zurate ziehen. "Ein Liste von Sachverständigen in der Region gibt es auf unserer Internetseite www.pilzfreunde-saar-pfalz.de."

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