Konzert Virtuoses Saitenspiel bei Hummelflug und Säbeltanz

Homburg · In Rublys Atelier in Homburg begeisterten am Samstag zwei russische Nachwuchs-Musiker samt Mutter ihr Publikum.

 Elena Likowa und ihre Söhne Daniil (links) und Alexey rissen die 100 Zuhörer in Rublys Werkstatt in Homburg bei ihrem Auftritt mit.

Elena Likowa und ihre Söhne Daniil (links) und Alexey rissen die 100 Zuhörer in Rublys Werkstatt in Homburg bei ihrem Auftritt mit.

Foto: Sebastian Dingler

Hochkarätige Interpretationen bekannter Melodien hatte Rublys Atelier am Samstagnachmittag zu bieten. Zwischen Lagerstraße und Oberer Allee konzertierten Elena Likowa (Piano) und ihre beiden Söhne Alexey und Daniil Galikhanov (beide Violine). Der 28-jährige Alexey war hier schon des Öfteren zu Gast; die Geschichte dahinter ist wie ein Märchen: Die Gastgeberin von Rublys Atelier, die ihren Namen nicht in der Zeitung genannt haben will, sah vor zwölf Jahren eine Dokumentation über Russland, die unter anderem die Musikszene in Novosibirsk abhandelte. Darin traten der Geiger und seine Mutter auf. Als der Reporter fragte, was Alexeys größter Wunsch sei, sagte dieser: Einmal in Europa aufzutreten.

Das imponierte der Homburger Klassikliebhaberin, die daraufhin mit Hilfe ihrer Russischlehrerin die Korrespondenz aufnahm. „Drei Monate später waren sie hier“, erzählte ihr Ehemann. Galikhanov konnte dann sogar in Madrid studieren und manches Mal sogar im Königspalast auftreten - ein Foto von ihm und Königin Sophia hängt an der Wand von Rublys Werkstatt. Das Konzert begann mit dem schönen Effekt, dass die Mutter allein am Piano begann und die Söhne nacheinander von der Seite hereinspazierten, dabei Carlos Gardels Tango „Por una cabeza“ darbietend.

Mit dem Ave Maria von Bach und Gounod zeigte das Trio anschließend, dass es auch den eigentlich zu oft gehörten Stücken einen neuen Reiz geben konnte. Vieles aus dem Repertoire stammte aus der Epoche zwischen 1850 und 1950, damit wunderbar passend zum gepflegten Retro-Ambiente des Konzertsaals. Etwa 100 Besucher hatten sich zunächst zu Kaffee und Kuchen niedergelassen, ehe sie von der Virtuosität und der Präzision des Trios eingefangen wurden. Häufig klang das nach Kaffeehausmusik, dann wieder nach Wildem Westen oder nach schmachtenden Hollywood-Melodien. Bei Hummelflug und Säbeltanz konnte sich Alexey Galikhanov regelrecht austoben auf seinem Instrument; bei der „Polka pizzicato“ von Johann Strauß hielten beide Brüder ihre Geige wie eine Gitarre und zupften sie, was bei vielen Zuhörern ein Schmunzeln auslöste. Das tolle Arrangement von Astor Piazzollas „Libertango“ rief sogar ein zur Örtlichkeit ganz unpassendes „Boah“ einer Zuhörerin hervor.

Die Titelauswahl setzte auf kurze und prägnante Stücke - Langeweile wurde da im Keim erstickt. Die Zuhörer äußerten sich dementsprechend euphorisch. Dieter Kuhn etwa, der selbst Konzertreihen organisiert, sagte: „Alexey ist der perfekte Geigenspieler für klassische Musik. Es gibt Lieder, die er besser darbietet als Vadim Repin, Maxim Vengerov oder gar David Garrett. Er kann nicht nur schnelle Musik spielen, sondern auch Wiener Kaffeehausmusik bringen.“ Auch Helmut Sutter kann einiges an musikalischer Erfahrung aufweisen als Leiter eines Salon-Orchesters. Er habe Alexey schon öfter gehört und seine Entwicklung verfolgen können. Man könne ihm nur wünschen, dass er Karriere macht, das Rüstzeug dafür habe er, er sei geigerisch perfekt.

Käthe Fritz war mit ihrer Tochter und zwei Enkelinnen zum Konzert gekommen. Ihr gefiel es „ausgezeichnet“. Die beiden Geiger, aber auch deren Mutter seien einmalig. Ihre Enkelin Lisa Krieglstein fand die Ausstrahlung des Trios fantastisch; die Mimik von Alexey habe sie beeindruckt - man spüre, dass ihm die Musik Spaß macht. Ihre Schwester Laura meinte: „Sie harmonieren zu dritt sehr schön, man wird richtig mitgerissen.“

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