Verein Herzkrankes Kind Hilfe und Hoffnung in schweren Zeiten

Homburg · Seit 20 Jahren bietet die Villa Regenbogen des Vereins „Herzkrankes Kind“ auf dem Uniklinik-Gelände Angehörigen von Kindern mit schweren und schwersten Herzerkrankungen ein Zuhause auf Zeit. Dieser Geburtstag wurde jetzt gefeiert.

 Stephanie Breuer, Anette Forsch, Monika Funk und ihr Mann Bernd auf einem Foto, das deutlich vom familiären Charakter des Vereins „Herzkrankes Kind Homburg“ und der Villa Regenbogen kündet.

Stephanie Breuer, Anette Forsch, Monika Funk und ihr Mann Bernd auf einem Foto, das deutlich vom familiären Charakter des Vereins „Herzkrankes Kind Homburg“ und der Villa Regenbogen kündet.

Foto: Thorsten Wolf

Wenn man sich ein paar Minuten mit Anette Forsch unterhält, dann hat man eigentlich gleich zwei Wünsche: Man will von ihr in den Arm genommen werden und man will sie in den Arm nehmen. Dass Forsch solche Wünsche auslöst, das passt genau zu dem, was sie seit nun 20 Jahren beruflich leistet – als Hausmutter der Villa Regenbogen des Vereins „Herzkrankes Kind Homburg“. Und wenn man Forsch als Herz, Seele und Verstand dieses ganz besonderen Angebots am Standort des Universitätsklinikums bezeichnet, dann ist das alles andere als eine Übertreibung. Seit 20 Jahren sorgt sie dafür, dass Angehörige von Kindern mit schweren und schwersten Herzerkrankungen ein Zuhause auf Zeit in Homburg haben, während die Kinder selbst an der nahe gelegenen Klinik behandelt werden.

Am Samstag feierte man eben in den Räumen der Villa Regenbogen, untergebracht im Gebäude 33 des Uni-Klinikums, dieses Jubiläum – als großes Familienfest. Und genau das zeichnet das Miteinander der Mitglieder des Vereins, der mittlerweile 28 Jahre alt ist, und der vielen Mamas, Papas, Schwestern und Brüder von herzkranken Kindern aus: Man ist eine große Familie, kennt sich über Jahre. Was in diesem Kreis Anette Forsch in ihrer Funktion so besonders macht, ist der Umstand, dass sie als selbst betroffene Mutter weiß, wie es den Angehörigen herzkranker Kinder wirklich geht. „Vom Säuglingsalter bis ins Erwachsenenalter weiß ich, wie sich ein Krankheitsverlauf gestaltet. Die ‚neuen‘ Eltern, die hier vor der Tür stehen, die sind ja voller Ängste und wissen gar nicht, wie es weitergeht. Ich nehm’ sie dann auf, wir setzen uns hin. Dann fangen die Eltern langsam an zu erzählen. Und wenn ich dann sage, dass ich selbst betroffene Mutter bin, dann ist der Bann gebrochen.“ Als Leiterin und Hausmutter der Villa Regenbogen stelle sich für sie, erzählt Forsch, vor allem die Herausforderung, mit den Situationen umzugehen, in denen der Krankheitsverlauf nicht gut ausgeht. „Mit diesen Momenten kämpfe ich schon ziemlich.“ Anmerken lassen dürfe sie sich diese Betroffenheit aber nicht, „denn fünf Minuten später stehen die nächsten Eltern vor der Tür. Und die erwarten, dass ich genauso frisch bin und ‚nur auf sie warte‘.“ In den ersten Jahren sei es ihr schwer gefallen, all die persönlichen Schicksale nicht mit nach Hause zu nehmen. „Dann habe ich mir gedacht: Ich muss mir selbst helfen. Ich hab mir einfach gesagt: Das Pförtnerhäuschen am UKS-Eingang ist die Grenze zwischen der einen und der anderen Welt. Und das hab ich geschafft. Das war aber ein langer Lernprozess.“

Der Verein „Herzkrankes Kind Homburg“ als Träger der Villa Regenbogen ist untrennbar mit Vereinsgründerin Monika Funk und ihrem Mann Bernd verbunden. Monika Funk hatte lange Jahre den Verein erfolgreich geführt, seit 2016 hat ihr Mann Bernd den Vorsitz übernommen – unter der Maßgabe, dass in diesem Jahr ein komplett neuer Vorstand gewählt wird. Damit steht dem Verein eine Zäsur bevor, denn neben den Funks wird sich auch Anette Forsch im nächsten Jahr in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden.

Im Gespräch mit unserer Zeitung blickten Bernd Funk und Anette Forsch aber nicht nur in diese Zukunft, sondern anlässlich des Jubiläums vor allem auch in eine erfolgreiche und bemerkenswerte Vergangenheit der Villa Regenbogen. Acht Jahre nach der eigentlichen Vereinsgründung habe man sich entschlossen, betroffenen Eltern das „unkommode“ Schlafen am Bett ihres Kindes zu ersparen und stattdessen mit einen Finanzaufwand von damals 100 000 Mark die Elternwohnungen, eben die Villa Regenbogen, zu schaffen. Als es um die Leitung der Einrichtung ging, so Bernd Funk, habe nichts näher gelegen als die Freundin Anette Forsch mit dieser hauptamtlichen Tätigkeit zu betrauen. „Sie hatte dabei einen Vorteil: Sie hatte keine vorgegebene Struktur. Der Spielraum, den sie hatte, der war unendlich groß.“ Damit beschrieb Bernd Funk, was Hausmutter Anette Forsch hätte machen können: sich entweder auf das rein formale Betreuen der Elternwohnungen, insgesamt drei an der Zahl, beschränken, oder die Arbeit weit über das Betten machen und Aufräumen hinaus zu definieren. Forsch entschied sich – ihrem Naturell entsprechend – für Letzteres. „Man ist hier keine Hotelfachfrau, sondern eher Psychologin“, brachte es Forsch auf den Punkt.

Eine, die aus Sicht eines herzkrankes Kindes die Geschichte des Vereins und der Villa Regenbogen bestens kennt, ist Stephanie Breuer. Zusammen mit ihrer Mutter, sie ist Gründungsmitglied, trug sie am Samstag ihren Teil zum Jubiläum bei. Insgesamt neunmal wurde Stephanie, heute 29, in Folge ihres Herzfehlers operiert. „Der Verein war für uns sehr wichtig. Es ist einfach etwas anderes, wenn man einen solchen Verein im Rücken hat – wenn man weiß, dass es jemanden zum Reden gibt und die Eltern Rückzugsorte haben.“

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