Viel mehr als Pompom-Wackeln

Jägersburg · Jeder kennt oder ist sogar Mitglied in einem Verein. Allein im Stadtverband Homburg gibt es 81 Sportvereine. Der TV 09 Jägersburg erlaubte einen Einblick in eine besondere Abteilung: die Cheerleader.

Bei mehr als einem öffentlichen Auftritt hat Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind in der jüngeren Vergangenheit klargemacht, dass trotz städtischer Sparzwänge die Vereine der Stadt unter seinem persönlichen Schutz stünden. Doch wer steht eigentlich für "die Vereine"? Mit Sicherheit nicht nur die Großen wie der FC 08 Homburg. Und welche Bedürfnisse haben Vereine in der Stadt eigentlich? Nicht unwichtig dabei: Allein 81 Vereine sind im Stadtverband für Sport in Homburg organisiert, die tatsächliche Zahl liegt mit Kultur- und anderen Vereinsangeboten deutlich höher.

Auf unserer Suche nach der einen oder anderen Antwort haben wir den TV 09 Jägersburg im Alois-Omlor-Sportpark besucht. Der Verein kann neben klassischen Angeboten aus den "üblichen" Bereichen eines Turnvereins auch mit einer ganz besonderen Abteilung glänzen, den "United Emeralds Cheerleadern". Die brachten dem Verein in der Vergangenheit einiges an öffentlicher Wahrnehmung, sorgten die jungen Damen doch auch für spektakuläre Momente bei den Spielen des Basketball-Clubs Saar-Pfalz-Braves. Das ist inzwischen Vereinsgeschichte.

Geblieben sind die Jägersburger Cheerleader, die mehrfach in der Woche in unterschiedlichen Altersklassen in der Halle des TV 09 Jägersburg trainieren und sich auf Vergleichswettkämpfe vorbereiten. Und genau beim Stichwort "Halle" legt man beim Vereinsvorstand den Finger in eine kleine, vielleicht auch große Wunde. Denn: Der Bau im Alois-Omlor-Sportpark gehört dem Verein selbst. Und somit frisst der Unterhalt der Halle einen nicht unerheblichen Teil der Vereinsfinanzen. "Das ist für uns schon ein großes Handicap. Im Jahr bringt das als Belastung für uns rund 20 000 Euro mit sich. Und das geht ja zu einem großen Teil von unseren Mitgliedsbeiträgen und Spenden ab", erläuterte Hans Trumm, zusammen mit Gerd Baumann gleichberechtigter Vereinsvorsitzender, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Zwar gebe es auch Unterstützung seitens der Stadt, "aber das meiste müssen wir selbst machen und bezahlen. Ich denke, unser Ortsteil hat da in der Vergangenheit vielleicht Fehler gemacht. Das geht zurück bis zur Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahr 1974 . Damals hat man nicht versucht, die Halle an die Stadt Homburg zu übergeben." So verwundert Trumms Wunsch in Richtung Stadtverwaltung Homburg nicht wirklich: "Ich würde mir wünschen, wir könnten unsere Halle an die Stadt Homburg abgeben. Dann hätten wir diese Sache aus dem Kreuz. Denn ein Großteil unserer Arbeit hängt mit dem Erhalt unserer Anlage zusammen." Neben der Last solcher Dauerausgaben bestimmt natürlich auch die Mitglieder-Situation das Leben und Überleben eines Vereins. Genau da hätten sich die Cheerleader neben den Eltern-Kind-Angeboten zu einem echten Zugpferd entwickelt. Trumm: "Bei allen anderen Sportarten läuft es, aber gerade in diesen beiden Bereich haben wir unglaublichen Zuwachs."

Dass das Cheerleading eine echte Faszination ausstrahlt und zudem ein echter Höchstleistungssport ist, das bewiesen an diesem Tag die Sportlerinnen selbst eindrucksvoll. "Im Moment haben wir rund vierzig Mitglieder in zwei unterschiedlichen Altersklassen", erläuterte Natalie Wolf, eine der Trainerinnen. Und sie räumte gleich mal mit dem Klischee vom showlastigen Pompom-Wackeln auf. "Da steckt wirklich viel Training dahinter." Wie viel - das zeigten Aktive mit ganz unterschiedlichen Hebe-Figuren, Pyramiden und weiteren artistischen Hinguckern - so wie die Nachwuchs-Cheerleader Celine, Ronja, Ann-Sophie, Lili und Lara. Ganz oben dabei: Lili. "Ich habe eigentlich nur bei Sachen etwas Angst, die höher hinaus gehen. Aber ich vertraue den anderen."

Später an diesem Tag sind dann die "älteren" Cheerleaderinnen mit ihrem Training dran, darunter auch Karen Panter und Kathrin Neuschwander. Die beiden sind, wie Stunden zuvor Lili, so genannte Tops oder auch Flyer oder High-Flyer. Das bedeutet, sie stehen in einer Figur ganz oben, während Backspot, Bases und Front als andere Funktionen dafür sorgen, dass eben die Figur sicher steht. Und dass man dafür viel mehr als ein bisschen Pompom-Wackeln braucht, auch das macht der Nachmittag bei den Jägersburger Cheerleadern klar.

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