Schlimme Eindrücke aus der Ukraine Gallo hält direkten Draht nach Lemberg

Homburg · Der Landrat des Saarpfalz-Kreises informiert sich in regelmäßigen Videoschalten, wie es in den ukrainischen und auch polnischen Partnerkreises ausschaut. Geschildert werden erschütternde Eindrücke, wie in Homburg auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert erlebte.

 Ernst und nachdenklich nach der Videokonferenz: Landrat Theophil Gallo (links) und Kevin Kühnert.

Ernst und nachdenklich nach der Videokonferenz: Landrat Theophil Gallo (links) und Kevin Kühnert.

Foto: Sandra Brettar/Saarpfalz-Kreis

Es war die dritte Online-Videokonferenz binnen weniger Wochen, in der sich Landrat  Theophil Gallo (SPD) über die Lage in der Ukraine und im Partnerkreis Lemberg, früher Rajon Pustomyty, im Speziellen erkundigte. An diesem Austausch nahm auch Kevin Kühnert, Bundestagsmitglied und Generalsekretär der SPD, im Büro des Landrates teil.

Wie der Kreis weiter mitteilt, sprachen beide sehr offen unter anderem mit Vadym Kostiuk (Generalkonsul der Ukraine, Frankfurt am Main) und Jakub Wawrzyniak (Generalkonsul der Republik Polen, Köln), Andrij Sulym (Bezirksratsvorsitzender des Rayons Lemberg/Ukraine), Igor Pilko (Ukrainischer Verband der Bezirks- und Regionalräte/Ukraine), Adam Krzyszton (Landrat des Landkreises Lancut und stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der polnischen Landkreise), Marek Kudla (stellvertretender Landrat des Landkreises Przemysl/Polen), Marek Andruch (Landrat des Landkreises Bieszczady/Polen) und Zenon Swatek (Landrat des Landkreises Lubaczow/Polen).

Weitere Vertreter der beteiligten Landkreise und Akteure waren zugeschaltet wie Jaroslaw Dyakiv (Leiter des zivilen Regionalen Blutzentrums in Lemberg/Ukraine), Alexander Brehm (Referatsleiter im saarländischen Wirtschaftsministerium), Hans Bollinger (Vorsitzender des Trägervereins vom Spohns Haus) oder Lesya Matiyuk (Geschäftsführerin IZES gGmbH Saarbrücken).

 Gallo, der das virtuelle Zusammentreffen moderierte, erläuterte zu Beginn die jahrelangen, ebenso vertrauensvollen wie persönlichen Beziehungen zu den polnischen und ukrainischen Partnern. Die hierfür im Wesentlichen von der Europabeauftragten des Kreises, Violetta Frys, geleistete Vorarbeit bewährt sich gerade in dieser kritischen Situation: „Der Saarpfalz-Kreis konnte von Beginn an bedarfs- und zielgerichtet mit Hilfsgütern unterstützen, wobei ich vielen Bürgern, aber auch Unternehmen sehr dankbar bin“. Nicht weniger wertvoll sei der offene und vertrauensvolle Austausch unter Freunden in dieser Runde, der über die Teilnahme von Kevin Kühnert bis in die Bundesregierung wirke, betonte der Landrat.

An dem Treffen wollte auch der Bezirksratsvorsitzende von Mariupol, Stepan Mahsma, teilnehmen. Unmittelbar vor der Sitzung wurde ein Evakuierungskonvoi für die Mariupoler Zivilbevölkerung beschossen, woraufhin er zu Hilfe eilte und an der Sitzung nicht mehr teilnehmen konnte.

Zusammenfassend ließen die ukrainischen Landsleute keinen Zweifel an ihrer Haltung zu ihrer Nation, ihrem Vaterland sowie an ihrer Überzeugung, den Kampf zu gewinnen – die Frage sei nur, zu welchem Preis. Sie appellierten daher an die Zuhörer, jede Möglichkeit der Unterstützung zu nutzen. Sie seien dankbar zu erkennen und zu wissen, dass die Welt hinter der Ukraine steht.

Die polnischen Vertreter berichteten von einem starken Zusammenhalt in der polnischen Bevölkerung, von vielen freiwilligen Helfern, gerade in den an die Ukraine angrenzenden Landkreisen. Man sei sich bewusst, dass die Ukrainer nicht nur für ihr Land, sondern auch für Europa kämpften. „Man kann kein gerechtes Europa aufbauen auf dem Unglück anderer“, fasste Marek Andruch die Erwartung an eine geeinte internationale Hilfe zusammen. „Wir sehen Mütter mit kleinen Kindern, die sich von Ort zu Ort begeben, um ihre Leben zu retten. Da bekommt man Tränen in die Augen“, untermauerte Adam Krzyszton die Dringlichkeit, gemeinsam die Erwartungen zu erfüllen.

Jakub Wawrzyniak versprach „zu helfen, wo wir helfen können“ und erzählte von 38 Waisenkindern aus der Ukraine, die er in Köln empfangen habe. Er machte darauf aufmerksam, dass derzeit wohl mit Geldspenden aus der Bevölkerung am sinnvollsten gedient sei, es sei denn, es würden konkrete Wünsche geäußert. Vadym Kostiuk nannte in diesem Zusammenhang noch einmal konkrete Bedarfe des täglichen Lebens wie haltbare Lebensmittel, Arznei und Verbandsmittel.

Kevin Kühnert habe diesen besonderen persönlichen Austausch, der eineinhalb Stunden andauerte, geschätzt, berichtet der Saarpfalz-Kreis weiter. Es sei etwas anderes, ob er Meldungen aus den Nachrichten höre oder wie jetzt live mit Menschen vor Ort spreche, die ungefiltert von ihren Erlebnissen berichteten, so der SPD-Generalsekretär. Er sicherte am Ende des virtuellen Treffens zu, die Anliegen der ukrainischen Politiker unmittelbar in die Gremien in Berlin einzubringen und zu behandeln.

„Ich bedanke mich in besonderer Weise bei unseren polnischen Landräten und Freunden, die nicht nur durch die Aufnahme der Flüchtenden, sondern auch bei der Unterstützung der Durchleitung unserer Hilfslieferungen Unglaubliches im Rahmen der Menschlichkeit leisten“, so der Landrat am Ende „und hoffe, dass sich die Situation im Sinne der Menschlichkeit doch noch zum Guten wendet.“

Wer mit Geldspenden helfen möchte, kann dies weiterhin über das Spendenkonto bei der Kreissparkasse Saarpfalz, DE24 5945 0010 1030 6152 88, BIC: SALADE51HOM, Empfänger: SPK-KooperationDPG-SpohnsHaus, tun.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort