Verärgerung in der Altstadt

Homburg · Noch stecken die Pläne für ein Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Saarbrücker Straße zur Kirchenstraße zwar noch nicht mal in den Kinderschuhen, dennoch sorgen sie für gehörigen Ärger. Benachbarte Anwohner fürchten um ihre Wohnqualität und rechnen mit weniger Licht, wenn das Vorhaben umgesetzt werden sollte.

 Der Gebäudekomplex an der Ecke Saarbrücker Straße zur Kirchenstraße (links) steht mitten in der Homburger Altstadt – gegenüber ist die protestantische Stadtkirche zu sehen. Ein Investor plant hier ein viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Der Gebäudekomplex an der Ecke Saarbrücker Straße zur Kirchenstraße (links) steht mitten in der Homburger Altstadt – gegenüber ist die protestantische Stadtkirche zu sehen. Ein Investor plant hier ein viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Im Moment ist eigentlich alles so wie immer an der Ecke Saarbrücker Straße zur Kirchenstraße und in den angrenzenden Straßen der Homburger Altstadt. Doch hinter den Mauern rumort es. Der Grund dafür sind Pläne, die hier ein viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus vorsehen (siehe auch Infokasten).

"Lasst doch alle endlich die Finger weg von der Verunstaltung der historischen Altstadt", macht Hans Bullacher seinem Ärger Luft. Er lebe seit Jahrzehnten hier, und er wäre als Nachbar direkt betroffen, wenn das Geplante umgesetzt würde. Die Bebauung schädige die Wohnqualität der Bewohner in der Nachbarschaft.

"Denn die Baumaßnahme in der vorgesehenen Höhe und Größe in der direkten Nachbarschaft der St. Michaelstraße" nehme diesen Wohnungen Sonnenstrahlen und auch einen Teil des Tageslichtes, was dann leider eine Wertminderung des Wohnens und des Hauses zur Folge habe, macht Bullacher klar.

"Als ich unser Haus aufgestockt habe, durfte diese Baumaßnahme keinen Zentimeter höher ausfallen als die vorhandenen Dächer", sagt er. Das an der Ecke Geplante sehe jedoch einen Stock höher vor als alle anderen Häuser. Es habe sich jeder an die Ordnung zu halten. Hans Bullacher: "Auch diesen ganzen Häuserblock von 20 Wohnungen mit all ihren Nebenwirkungen vor dem Eingang der protestantischen Stadtkirche" halte er nicht für einen idealen Zustand.

Er fordert von der Stadt, das vorgesehene Objekt in der vorliegenden Form "niemals zu genehmigen", da sonst ein richterliches Verfahren unumgänglich sein werde, was den Baubeginn lange verzögern werde. Auch etliche andere Anwohner hatten ihre Sorgen angesichts der Pläne formuliert, einen Gesichtsverlust der Altstadt befürchtet. Sorgen um ihre Zukunft haben zudem hier ansässige Geschäftsleute (wir berichteten).

Dabei steht das Projekt noch am Anfang. Der Stadtrat hatte in seiner April-Sitzung mehrheitlich bei wenigen Enthaltungen den Antrag, die Aufstellung des Vorhabenbezogenen Bebauungsplanes und die Billigung des Entwurfs beschlossen.

Die Verwaltung habe nun vom Rat den Auftrag zu prüfen, ob ein solches Bauvorhaben dort möglich sei oder nicht, erläuterte Stadt-Pressesprecher Jürgen Kruthoff den Stand der Dinge. Man sei also noch weit entfernt davon, sagen zu können: Es wird so werden.

Was möglich sei und was nicht, ergebe sich erst im Bebauungsplanverfahren - in dessen Rahmen kämen, so Kruthoff, auch die Träger öffentlicher Belange nochmals zu Wort. Grundsätzlich sei "nach unserem Kenntnisstand ein Abriss und Neubau" geplant, führte er aus. Schon im Stadtrat hatten die Pläne des Investors für Redebedarf gesorgt. Ein Kritikpunkt: Die Altstadtsatzung solle außer Kraft gesetzt werden - so der Vorwurf der Grünen. Am Ende hatte man sich darauf verständigt, dass Kritikpunkte ins Verfahren aufgenommen werden und dass die Satzung überarbeitet werden soll.

Der Grund für Letzteres: Es seien darin etliche Punkte enthalten, die mittlerweile durch Gerichtsbeschluss verboten seien, so der Hinweis von Bauamtsleiter Michael Banowitz. Die Satzung werde in den nächsten Bauausschüssen behandelt, sagte Kruthoff. Der Rat habe sich diese Bestimmungen selbst auferlegt, könne sie aber auch wieder abschaffen und Ausnahmen zulassen.

Einen anderen Stellenwert habe ein Bebauungsplan: Dieser sei festgezurrt. Das Gebäude stehe seines Wissens nicht unter Denkmalschutz, sprach Kruthoff einen weiteren Punkt an. Alles andere müsse der Investor mit der Landesdenkmalschutzbehörde verhandeln. Der Denkmalschutz, das habe die Praxis gezeigt, wolle jedoch nicht, dass historisierend neu gebaut werde: Neues solle nicht aussehen wie Altes.

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Hintergrund Die Pläne des Unternehmens GIPE sehen an der Stelle des Gebäudekomplexes an der Ecke Saarbrücker Straße/Kirchenstraße ein viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus vor. Geplant ist dabei auch ein etwas zurückgesetztes Staffelgeschoss. Insgesamt sollen 20 barrierefreie Wohnungen , zwischen 55 und 160 Quadratmeter groß, und Ladenlokale mit einer Verkaufsfläche von etwa 183 Quadratmetern entstehen. Für die benötigten Pkw-Stellplätze soll es in den unteren beiden Geschossen im rückwärtigen Bereich Garagen geben. Im Stadtrat war auch der Stellplatzschlüssel kritisiert worden: Im Moment sei nur ein solcher Parkplatz pro Wohnung vorgesehen, das verschärfe die Parkproblematik in der Altstadt. 1,5 Stellplätze pro Wohnung seien angemessen, hatte Yvette Stoppiera (Grüne) ausgeführt. Dieser Kritik schlossen sich FWG und Allianz der Vernunft an. ust

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