Urlaubsgefühle bei "O sole mio"

Homburg. Das erste Klassik-Open-Air Konzert in Homburg war in erster Linie ein gesellschaftliches Ereignis. Die saarpfälzische Kreisstadt feierte vor allem sich selbst und den Sommer, die italienische Atmosphäre und die warme Abendstimmung. Zumal es schon in ein paar Wochen anders sein kann - da sich der Sommer kalendarisch langsam aber sicher dem Ende nähert

Homburg. Das erste Klassik-Open-Air Konzert in Homburg war in erster Linie ein gesellschaftliches Ereignis. Die saarpfälzische Kreisstadt feierte vor allem sich selbst und den Sommer, die italienische Atmosphäre und die warme Abendstimmung. Zumal es schon in ein paar Wochen anders sein kann - da sich der Sommer kalendarisch langsam aber sicher dem Ende nähert. Da kam dieser Konzert-Abend gerade recht, eine Art Homburger Ferragosto also - jener magische Zeitpunkt Mitte August, der für die Italiener zugleich Höhepunkt und irgendwie auch schon das Ende des Sommers bedeutet. Für Feierlaune und lockere Stimmung sorgte vor allem Silvio Natale, der als Organisator der Festa Italiana die Gäste sichtlich aufgeregt und gerührt von der Bühne begrüßte. Dass er einmal ein Konzert mit italienischen Opern-Arien ansagen würde, hatte er sich bis dahin nicht träumen lassen. Dieses sei sein erstes großes Konzert und man möge Pannen entschuldigen, sagte er. Was auch immer an Pannen passiert sein mag, die abendlichen Besucher spürten davon wenig, als Markus Korselt den Taktstock hob, um mit dem Homburger Kammer Sinfonie Orchester die Nabucco-Ouvertüre von Verdi zu beginnen. Ab hier fällt es allerdings schwer, ein Urteil abzugeben, da man im vorderen Bereich der Sitzplätze vermutlich die Musik besser hörte als in der Nähe der Zelte, in denen auch während des Konzerts die Gastronomie ungehindert weiterging. Das wiederum warf die Frage auf, was man von einem Open-Air eigentlich erwartet: Spitzenmusik oder fröhliches Miteinander? Am Mittwoch wurde versucht, beides zu stemmen. Und das brachte einige Erkenntnisse mit sich, wie sich unsere Hörgewohnheiten doch verändert haben. Im 18. Jahrhundert hätte mit Sicherheit niemand Anstoß daran genommen, wenn während einer Oper, die ohnehin nur als Nebensache angesehen wurde, Gläser klimperten, laut gesprochen und Flaschenhälse geköpft wurden. Ab dem 20. Jahrhundert, als das bürgerliche Zeitalter die Kunst zu einer Art Weihe erhob, musste man hingegen mucksmäuschenstill und bewegungslos im Konzertsaal sitzen und aufpassen, dass man nicht von einem peinlichen Husten- oder gar Lachanfall überwältigt wurde. Und nun saß man also im italienisch geschmückten Homburg und kämpfte gegen seine bildungsbürgerliche Erziehung an: Sollte man die Gastronomiegeräusche ignorieren, sich entspannt zurücklehnen und sich damit abfinden, dass man außer der Moderation nicht allzu viel mitbekam? "Italien ist wunderschön. Deutschland auch", sagte Karin Lambert-Butenschön, die durchs Programm führte. Sie versicherte schon ziemlich bald nach der Pause, dass "ganz bestimmt" eine Zugabe gefordert würde. Die kam dann auch, mit "O sole mio" und dem unsterblichen Neapel-Song "Funiculi funicula". Hier war das Publikum nicht mehr zu halten, das war's doch, was man eigentlich hören wollte, hier konnte man mitsingen, mit einem Glas Prosecco anstoßen und war endlich da, wo man an diesem Abend hingehören wollte: in Italien. Noch am nächsten Tag waren die Konzertbesucher begeistert und unterhielten sich auf der Straße über den stimmungsvollen italienischen Klassik-Abend.

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