Und im Saalbau ward es Licht

Homburg. Das Motto muss viel leisten, dehnbar sein, vielschichtig und gleichzeitig als Brücke dienen für die Arbeitsschau Homburger Künstler in den letzten Monaten des Jahres

 Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier vor den Lichtgestalten von Monika Schrickel in der Saalbau-Galerie. Fotos: Stumm/Redaktion

Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier vor den Lichtgestalten von Monika Schrickel in der Saalbau-Galerie. Fotos: Stumm/Redaktion

Homburg. Das Motto muss viel leisten, dehnbar sein, vielschichtig und gleichzeitig als Brücke dienen für die Arbeitsschau Homburger Künstler in den letzten Monaten des Jahres. Es muss diesem "alljährlichen Gipfeltreffen der Kunst", wie es Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier nennt, ein Dach verpassen, unter das die große Vielfalt passt, die so typisch ist für die Jahresausstellung. Heute Abend wird sie in der Galerie des Saalbaus eröffnet (siehe Infokasten).Das Motto: "l-i-c-h-t-g-e-s-t-a-l-t-e-n" sei wie gefordert "möglichst vieldeutig und hat einen Bezug zur Zeit", sagt Mathis-Sandmaier beim Vorabrundgang. Die Zwischenstriche seien bewusst gesetzt, um möglichst viel zuzulassen. Grundsätzlich, sagt sie, spiele Licht jetzt in der bevorstehenden Adventszeit, aber auch überhaupt in der Kunst eine große Rolle: das mittelalterliche Gold, die Reflexlichter und deren Wiedergabe auf der Stillleben-Malerei, die große dem Licht gewidmete Richtung des Impressionismus. "Licht macht erst sichtbar", und das Leitwort der Schau erlaube viele Deutungen: von den Lichtgestalten über die Sinndeutung von licht als leicht, spartanisch, karg bis zu Lichtkörpern oder den Helden der Vergangenheit und Gegenwart.

Vieles findet sich in den 35 Arbeiten der 31 Künstler, Unerwartetes auch und schon in der Wahl der Mittel sehr Unterschiedliches: von der Malerei und Grafik über Fotografie, Karikatur, Keramik, Metall-, Glas-, Textil- und Videokunst bis zur Installation und Performance. Dazu kommt der Materialmix: Glas, Stoff, Wachs zum Beispiel und natürlich Farben - die lichte Schau ist bunt und manchmal auch tiefschwarz. Zum Beispiel in der Arbeit von Margarita Ott, wo erst beim sehr näheren Hinsehen Strukturen, manchmal sogar Gesichter zu erkennen sind. Es stelle die Summe vieler Tagwerke dar, erläutert Françoise Mathis-Sandmaier, immer weiter gemalt bis zum fast absoluten Dunkel. Die Zwischenzustände habe die Künstlerin dokumentiert. Ohnehin haben mehr als zwei Drittel aller Künstler Erläuterungen zu ihren Arbeiten eingereicht. "Die werden, wie gewohnt, ausliegen", verspricht die Herrin der Bilder-Ordnung. Denn wie was hängt, wo welche Skulptur steht, das liegt in den Händen der Kuratorin. Keine einfache Aufgabe im doch begrenzten Raum, gesteht sie, und eine Lösung finde sie dann durch Probieren vor Ort, das Kennenlernen der Arbeiten.

Mal sei das Format, die Farbe die Klammer, mal füge sich das Nebeneinander inhaltlich. Die Arbeiten "stehen und hängen hier nicht zufällig nebeneinander", unterstreicht sie. Da gibt es etwa den Wandabschnitt mit besonderen Lichtgestalten zum Beispiel Erwin Steitz' Siegfried, der Drachentöter und einem Motiv aus dem Stierkampf von Jutta Bettinger. Die Anzüge der Toreros hießen Lichtanzüge, erläutert Mathis-Sandmaier Hintergründe. Eine ganze Liste moderner Helden samt Leistungen hat Monika Schrickel auf eine riesige Rolle geschrieben, die nun von der Decke in den Raum schwebt. Mit dem Maler Pablo Picasso endet diese Lichtgestalten-Aufstellung im Moment, ein Stück des Papiers ist aber noch leer, liegt aufgerollt am Boden. Ganz anders wiederum umgesetzt ist das Motto bei Willi Krebs, der Licht in der Natur sucht, oder Heinz Ginkel, dessen Licht auf den ersten Blick grau, dann aber immer mehrtöniger leuchtet. Richtige Leuchtkörper haben Jürgen Trösch, dessen Lichtblock die Farbe wechselt, und Eugen Waßmann in seinen Glaskörpern mit bruchstückhaftem, labyrinthartigem Inneren in die Schau getragen.

Viel zu sehen also, manchmal dauert es länger, bis ein Licht aufgeht, aber das ist letztlich auch der Reiz: "Kunst regt zum Sehen an", wirbt Mathis-Sandmaier für den zweiten und jeden weiteren Blick.

Hintergrund

Die Jahresausstellung Homburger Künstler unter dem Motto "Lichtgestalten" in der Galerie des Homburger Saalbaus wird heute, am Montag, 12. November, um 18.30 Uhr von Oberbürgermeister Karlheinz Schöner eröffnet. 31 Künstler beteiligen sich daran mit 35 Arbeiten. In die temporäre Sammlung führt die Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier ein. Zur Vernissage bietet Susanne Schorr zusammen mit Hanna Rabe und Christoph Bettinger eine multimediale "heiße" Live-Performance dar.

Zu sehen ist die Schau bis zum 2. Dezember. Geöffnet ist sie Mittwoch bis Freitag von elf bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr sowie von 18 bis 19.45 Uhr vor den Theatergastspielen am 15. und am 23. November.

Im Foyer des Saalbaus gibt es parallel kleinformatige und preislich moderate "Kunst-Stücke" zu kaufen.

Es gibt zwei Sonderveranstaltungen: Am Dienstag, 20. November, ab 18 Uhr, wird zum "Aperitif mit Kunst-Häppchen" geladen, um in lockerer Runde mit einigen Künstlern der Jahresausstellung ins Gespräch zu kommen.

Am Montag, 26. November, 19 Uhr, tritt das Ensemble Mondspiegel mit Liedern und Gedichten über den Mond auf. Dafür kosten Karten zehn/ermäßigt sieben Euro.

 Platz nehmen und in Ruhe nach oben schauen darf der Besucher bei Pia Welschs Arbeit "When dawn is breaking".

Platz nehmen und in Ruhe nach oben schauen darf der Besucher bei Pia Welschs Arbeit "When dawn is breaking".

 Immer konkretere Formen nehmen Birgit Oberlingers Lichtgestalten in ihrer dreiteiligen Arbeit an.

Immer konkretere Formen nehmen Birgit Oberlingers Lichtgestalten in ihrer dreiteiligen Arbeit an.

 Mit Wachs in verschiedenen Farbnuancen hat Birgitta Hüttermann gearbeitet in "1+1= 1/II". Richtig spannend wird es, wenn Licht einfällt, sich Schatten bilden.

Mit Wachs in verschiedenen Farbnuancen hat Birgitta Hüttermann gearbeitet in "1+1= 1/II". Richtig spannend wird es, wenn Licht einfällt, sich Schatten bilden.

 Eine Glasarbeit von Eugen Waßmann

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 "Engelsschatten" heißt Peter Köchers Bild.

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Der Eintritt zur Vernissage sowie zur Ausstellung ist aber frei. ust

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