Olympia und das Träumen Träumen im Wintergrau
Das war in all dem Wintergrau doch mal was zum Träumen: Bei den Olympischen Spielen in Südkorea sichert sich das deutsche Eiskunstlaufpaar Aljona Savchenko und Bruno Massot doch noch Gold. Da wehte auch diejenigen, die damit wenig anfangen können, eine Ahnung davon an, was für eine Eleganz, Dynamik, Dramatik und sportliche Höchstleistung hinter dieser Sportart steckt.
Da ist er wieder der Zauber, wie damals, als Rudi Cerne, Norbert Schramm oder auch das Paar Jayne Torvill und Christopher Dean mit ihrer unvergessenen Kür nach Maurice Ravels Boléro noch auf Kufen tanzten. Da saß man dann gerne mal geschlossen vorm Fernseher, zitterte mit, ob die Sprünge funktionieren, zu der Zeit noch eher Doppel-Axel oder -Toeloop denn die drei- oder vierfachen Varianten, ließ sich von Pirouetten beeindrucken oder waghalsigen Hebefiguren. Die Glitzer-Kleider wurden bewundert oder verwunderten, die Musik, die Choreographie wurden bekrittelt oder gelobt. Und generell fragte man sich, wie es überhaupt möglich ist, sich so auf dem Eis zu bewegen, während man bei den eigenen Versuchen schon froh war, wenn man flüssig voran oder eventuell noch rückwärts fuhr.
Gefühlt steht anderer Wintersport im Fokus, Skispringen etwa. Für viele spannend, aber für Gelegenheits-Olympia-Gucker beim Zuschauen nach dem zehnten Sprung doch irgendwie eine gleichförmige Sache: Das Flop beim Absprung und dann das Aufatmen bei der Landung hat schon fast etwas Meditatives.
Oder Rodeln: Immer wieder gut für den deutschen Medaillenspiegel, der im Moment ja sowieso Spaß macht, aber es liefert auch durchaus ähnliche Bilder aus dem Eiskanal – die Fans des Tempo-Sports mögen es verzeihen.
Auch beim Eislaufen gab es früher eine Art retardierendes Moment: Dann, wenn die A- und B-Noten verlesen wurden. Heute eine (deutlich objektivere) Sache von Punkten, damals Wertungen von 1 bis 6,0, die mit mehr oder weniger monotoner Stimme vorgetragen wurden: „5,7 – 5,1 – 6,0“. Da ließ es sich dann wunderbar streiten über vermeintlich einseitige Preisrichter.
Vielleicht sollte man doch wieder mal einschalten und die alte Faszination wiederfinden, auch wenn die Zeitverschiebung das Zuschauen bei den Wettbewerben in Südkorea nicht so ganz einfach macht.
Und wenn nicht: Einfach selbst mal eine Runde draußen drehen, schließlich lässt sich die Sonne in diesen Tagen ja wieder häufiger blicken – es muss ja nicht auf Kufen sein.