Trachtvolle Stimmung

Homburg · Mit viel guter Stimmung, einem Umzug der Teilnehmer vom Forum zum Saalbau sowie viel Lob von allen Seiten ist am Wochenende in Homburg der deutsche Trachtentag begangen worden. Zur Tracht des Jahres wurde dabei die Schönwalder Tracht aus Oberschlesien, getragen vom deutschen Freundeskreis Zbroslawitz in Polen, gekürt.

 Florian, Isabell, Adina und Leslie (von links) von der Tanzgruppe „La Volté“ aus Bosen zeigten beim deutschen Trachtentag am vergangenen Wochenende in Homburg Flagge für saarländische Trachten. Foto: Thorsten Wolf

Florian, Isabell, Adina und Leslie (von links) von der Tanzgruppe „La Volté“ aus Bosen zeigten beim deutschen Trachtentag am vergangenen Wochenende in Homburg Flagge für saarländische Trachten. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf



Ein deutscher Trachtentag in Homburg ? Das hört sich vielleicht im ersten Moment für den Uneingeweihten nicht wirklich spannend an. Doch wer am vergangenen Wochenende das Vergnügen hatte, einen Blick auf die Veranstaltungen im Forum und im Saalbau werfen zu können, der wurde schnell eines Besseren belehrt: Bestens gelaunte Menschen mit einem positiven Gefühl der Heimatverbundenheit sorgten schlichtweg für "trachtvoll" gute Stimmung. Den mit Sicherheit besten Botschafter für dieses bejahende Gefühl für die eigenen Wurzeln gönnt sich der deutsche Trachtenverband als Dachorganisation mit seinem Vorsitzenden dabei selbst. Knut Kreuch, im Nicht-Ehrenamt Oberbürgermeister der Stadt Gotha in Thüringen, machte in den Veranstaltungen mit seinem Wortwitz klar: Verstaubt ist die Liebe zur Tracht beileibe nicht.

In seinem Grußwort anlässlich der Prämierung der "Tracht des Jahres 2015" am Samstagnachmittag im großen Sitzungssaal des Homburger Forums bedankte sich Kreuch ausdrücklich für das herzliche Willkommen, das er und die Abordnungen der Landesverbände - von Rügen bis tief in den Süden - in Homburg und dem Saarpfalz-Kreis erfahren habe. Und er wertete den Besuch von Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer "als Wertschätzung und Auszeichnung, wenn eine Ministerpräsidentin, die einen Tag von 26 Stunden hat, plus Mittagspause und Nachtstunden, der deutschen Trachtenfamilie ihre Aufwertung macht". Die so gewürdigte Kramp-Karrenbauer revanchierte sich bei den Teilnehmern des deutschen Trachtentags mit viel Lob für die "gelebte deutsche Geschichte, die gelebte europäische Geschichte", für die diese Veranstaltung stehe. Gerade das Thema Europa stand dann bei der Vorstellung der Tracht des Jahres 2015 im Mittelpunkt - und das mit einer Verbands-Sensation, denn: Zum ersten Mal seit der Premieren-Prädikatsverleihung im Jahr 2006 wurde keine Tracht aus Deutschland gekürt, sondern eine aus Oberschlesien, genauer gesagt die Schönwalder Tracht, getragen vom deutschen Freundeskreis Zbroslawitz (Dramatal) in Polen . Kreuch begründete die Entscheidung seines Verbandes so: "In Europa gibt es derzeit so viel Schmerz und Wunden. Deswegen wollten wir eine Brücke schlagen." Auch hätten schlesische Gruppen in den 1960er Jahren als Mit-Impulsgeber dafür gesorgt, dass man sich erstmals auf europäischer Ebene getroffen und gemeinsam gefeiert habe. "Deswegen haben wir uns dafür entschieden, in diesem Jahr eine Tracht aus Oberschlesien zu würdigen."

Doch es waren am vergangenen Wochenende nicht nur Trachtengruppen jenseits der Grenzen des Saarlandes, die den deutschen Trachtentag prägten: Neben der Oderländer Volkstanzgruppe aus Homburg , die den Umzug der Teilnehmer vom Forum zum Saalbau und zur geselligen Abendveranstaltung am Abend anführte, zeigte auch die Tanzgruppe "La Volté" aus Bosen ihre Liebe zur eigenen Heimat mit der "Hunsrücker Tracht". Bemerkenswert dabei: Vier der sechs La Volté'er waren deutlich unter 25 - und standen damit auch dafür, dass das Bekleidungsbekenntnis zu den eigenen Wurzeln keine Sache von Älteren ist. "Unser Umfeld findet es cool, dass wir Trachten tragen", erzählte Florian Felzen, der mit seiner Freundin Isabelle, Mittänzerin Leslie und der zwölfjährigen Adina die Flagge der Jugend hochhielt.

Da war es nicht verwunderlich, dass sich Andrea Mark-Fuchs, Präsidentin des saarländischen Volkstanz- und Trachtenverbandes, zuversichtlich zeigte, dass die Liebe eben zur Tracht so schnell nicht vergehen werde. "Es könnte durchaus sein, dass ein Bedürfnis entsteht, sich eine Identität zu schaffen. Und die Tracht bietet da ein Hilfsmittel. Man kann sich mit seiner Heimat identifizieren, man wird erkannt."

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