Tierheim braucht dringend Geld

Erbach · Angesichts der schlechten Finanzlage des Erbacher Ria-Nickel-Tierheims hat der Präsident des deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, bei einem Besuch gestern deutliche Worte gefunden. Die Kommunen zahlten zu wenig. Fundtierbetreuung sei eine Kernaufgabe der Städte und Gemeinden.

 An leidenschaftlichem Engagement der Mitarbeiter, wie hier Hanna Schäfer, mangelt es im Erbacher Ria-Nickel-Tierheim wirklich nicht, am nötigen Geld für den Betrieb der Einrichtung allerdings schon, vieles müsste saniert werden – so wie aktuell die Katzen-Quarantäne-Station. Foto: Thorsten Wolf

An leidenschaftlichem Engagement der Mitarbeiter, wie hier Hanna Schäfer, mangelt es im Erbacher Ria-Nickel-Tierheim wirklich nicht, am nötigen Geld für den Betrieb der Einrichtung allerdings schon, vieles müsste saniert werden – so wie aktuell die Katzen-Quarantäne-Station. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Tierheime schwimmen grundsätzlich nicht im Geld . Da macht auch das Ria-Nickel-Tierheim in Erbach keine Ausnahme. "Wir hangeln uns von Monat zu Monat", ist Marion Schinkmanns knapp-drastische Beschreibung des finanziellen Dauerzustands im Erbacher Wald. Wir treffen die kommissarische zweite Vorsitzende des Trägervereins gestern am Rande des Besuchs des Präsidenten des deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. Während der sich im Tierheim recht genau umschaut und sich über Sorgen und Nöte informieren lässt, findet Schinkmann klare Worte für die aktuelle Situation. "Wie andere Vereine auch müssen wir kämpfen. Die Spenden gehen zurück, die Leute haben kein Geld mehr." Doch genau das braucht man im Ria-Nickel-Tierheim, notwendige Arztkosten für kranke und alte Tiere und die Aufwendungen für das hauptamtliche Personal seien alles andere als unerheblich. "Gerade die Tierarztkosten fressen uns ein Stück weit auf, auch wenn wir gute Konditionen bekommen."

Schinkmann macht zudem klar: "Man darf nicht beschönigen, so wie es in der Vergangenheit geschehen ist, dass ein Tierheim ein Wirtschaftsbetrieb ist. Ich trage auch Verantwortung für unsere Angestellten, die jeden Monat für ihre geleistete Arbeit ihr Gehalt bekommen." Drei Vollzeit- und zwei Halbtagsstellen sowie drei Aushilfen stünden auf der Lohnliste. Dazu addieren müsse man seit kurzem auch noch das: Um in schwierigen Fällen nachzusteuern, arbeite man nun mit einer Hundeschule zusammen, um so die Vermittlungschance von Problem-Tieren zu erhöhen. Dabei Schinkmanns klare Ansage: "Aufgabe eines Tierheimes muss es sein, einen Hund vermittelbar zu machen. Punkt!" Aber auch dieses zusätzliche Engagement schlage sich in Kosten nieder, Kosten, die eigentlich "gar nicht drin sind." Nicht drin scheinen derzeit auch Geld für nötige Sanierungen zu sein. So müsse die Quarantäne-Station für Katzen dringend neu gestaltet werden, "hier haben wir einen Kostenvoranschlag von 40 000 Euro."

All das erfahren gestern nicht nur wir, sondern auch Tierschutzbund-Präsident Schröder, der bei seinem ersten Besuch in Erbach von einem grundsätzlichen Sanierungsbedarfs des Ria-Nickel-Tierheimes spricht, nimmt mit Blick auf schlechte Finanzlage der Einrichtung vor allem die beteiligten Kommunen und das Land in die Pflicht. "Die Kommunen zahlen einfach zu wenig Geld . Es geht ja um die Fundtierbetreuung als Kernaufgabe der Städte und Gemeinden. Dafür muss das Tierheim als Träger dieser Aufgabe ein Leistungsentgelt bekommen. Und die Summen, von denen ich jetzt hier gehört habe, decken noch nicht einmal die Personalkosten." Deswegen gelte es, mit den Kommunen ins Gespräch zu kommen, dort seitens der Tierschützer ein Konzept vorzulegen und dann die Kommunen in die Pflicht zu nehmen. Immerhin könne der Verein ja auch entscheiden, keine Fundtiere mehr aufzunehmen. Schröder: "Und dann müsste die Kommunen selbst aktiv werden. Und das wäre teurer, als das Tierheim hier zu unterstützen."

Die saarländische Landesvorsitzende des deutschen Tierschutzbundes, Beatrice Speicher-Spengler, ist in dieser Angelegenheit nach einem Gespräch mit Umweltminister Reinhold Jost am Mittwoch zuversichtlich, dass auch das Land seiner Verpflichtung nachkommen wird. "Ich hoffe auf Unterstützung vom Umweltministerium. Und ich denke, wir haben uns da auf einen guten Weg begeben."

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