"Tickende Zeitbombe für das Rentensystem"

Homburg. Das Thema "Werkverträge - Leiharbeit durch die Hintertür?" und die damit verbundenen Arbeitsbedingungen standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Linken Saarpfalz sowie der IG Metall im Kulturzentrum Saalbau

Homburg. Das Thema "Werkverträge - Leiharbeit durch die Hintertür?" und die damit verbundenen Arbeitsbedingungen standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Linken Saarpfalz sowie der IG Metall im Kulturzentrum Saalbau. Referent Werner Cappel, erster Bevollmächtigter der IG Metall Homburg-Saarpfalz, diskutierte zusammen mit der Homburger Landtagsabgeordneten und Kreisvorsitzenden der Linken Saarpfalz, Barbara Spaniol, und dem stellvertretenden Vorsitzenden Mario Fontana mit Betriebsräten.

Spaniol bezeichnete die Ausbreitung prekärer Jobs als "eine mittlerweile tickende Zeitbombe", die das Rentensystem gefährde und jungen Menschen jede Perspektive nehme. Mit der Ausbreitung von Leiharbeit, der Ausbeutung durch Schein-Werkverträgen, Dumpinglöhnen, Arbeitsverdichtung, befristeten Arbeitsplätzen sowie unterschiedlichen Löhnen für die gleiche Arbeit im gleichen Betrieb müsse endlich Schluss sein, so Spaniol. Sobald Gewerkschaften Regelungen erarbeiteten, um die Unordnung auf dem Arbeitsmarkt zu beenden, planten die Arbeitgeber bereits, wie sie diese Verbesserungen umgehen könnten. Als Beispiel für ein solches Mittel nannte sie Werkverträge: "Werkverträge müssen deutlich und klar von Leiharbeit abgrenzbar sein", forderte sie eine klare Ansage der Politik.

Vor dem Hintergrund des Welttages für menschenwürdige Arbeit am 7. Oktober berichtete Werner Cappel über seine Erfahrungen. So wies er auf die beachtlichen Erfolge der IG Metall in der diesjährigen Tarifbewegung für Leiharbeit hin. Zum einen steige in den Betrieben der Metallindustrie durch Branchenzuschläge das durchschnittliche Einkommen eines Leiharbeitnehmers ab November 2011 um bis zu 50 Prozent. Cappel machte deutlich, dass diese positiven Veränderungen nur möglich gewesen seien, weil die IG Metall in einer Kampagne die negativen Auswüchse der Leiharbeit skandalisiert habe und gleichzeitig "viele Leiharbeiter als Mitglieder gewinnen konnte". Doch jetzt mehrten sich die Anzeichen, dass Arbeitgeber stärker von der Möglichkeit Gebrauch machten, Arbeitnehmer mit Billiglöhnen in ihrem Betrieb einzusetzen, indem sie auf so genannte Werkverträge ausweichen. "So werden ganze Abteilungen, wie Staplerfahrer, aus dem Betrieb an andere kleinere Betriebe, die wesentlich niedrigere Einkommen zahlen, ausgegliedert", erklärte Cappel.

Diese Entwicklung sei eine massive Herausforderung: "Unser Ziel ist gleiche Bezahlung für alle in einem Betrieb eingesetzten Arbeitnehmer", kündigte er an. Zunächst wolle die IG Metall vor Ort die Situation über die Betriebsräte analysieren. Heftig kritisierte Cappel Reaktionen von Arbeitgebern, insbesondere von kleinen Betrieben. Nachdem die Beschäftigten dort die Wahl eines Betriebsrates in Erwägung zögen, werde ihnen von Arbeitgeberseite mitgeteilt, dass man keinen Betriebsrat brauche. re

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