Johanneum Eine besondere Art zu fliegen

Homburg · Theaterwerkstatt des Homburger Johanneum führt am Freitag erneut die Komödie „Freitag, der 13.“, auf.

 So sieht es im Flugzeug beim Theaterstück am Gymnasium Johanneum aus.

So sieht es im Flugzeug beim Theaterstück am Gymnasium Johanneum aus.

Foto: Cordula von Waldow

Was haben eine durchgeknallte Panikmacherin, ein fanatisch fotografierender Tourist, eine „Alles supi“-findende Blondine, ein Scooter fahrender Kriegsveteran und einige andere Personen gemeinsam? Sie landen bei einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel. Ihre Mitreisenden, ihre Erlebnisse und auch verschiedene Hintergründe erlebten am Freitag- und Samstagabend mehrere hundert begeisterte Zuschauer in der Aula des Gymnasiums Johanneum. Zwei Stewardessen kontrollierten am Eingang die „Flugtickets“ zu der Komödie „Freitag, der 13.“, aufgeführt von der Theaterwerkstatt Johanneum – Darstellendes Spiel. Bereits während des Check-Ins der Passagiere in die „JohannAir“ auf der Bühne, lernten die Zuschauer die unterschiedlichen Charaktere kennen lernen: die schrill trällernde Madonna in ihrem glitzernden Abendkleid (Liana-Maria Hary), die panisch-pessimistische Neurotikerin (Greta Panter), den sich ständig stylenden Macho mit der dicken Goldkette (Yannis Jäcker), die permanent trainierende Sportlerin (Kim Spallek), den smarten Geschäftsmann (Anton Voran), die blonde Optimistin mit rosaroter Herzenchenbrille (Fenja Leonhardt), den dauerfotografierenden Tourist (Noah Grützner), den Comuterfreak mit seiner Cyber-Brille (Rupert Zepis), den resoluten Opa mit Überlebenskampferfahrung (Lukas Speer), die schmökernde Leseratte (Hannah Schmitt) sowie die drei eitlen Stewardessen (Hannah Biermaier, Sigrund Staab und Celine Theiß). Sie alle hoben ab auf die karibische Insel Kokomo, eine Erfindung der „Beach Boys“.

Die Schüler hatten bei ihrer großartigen Inszenierung an alles gedacht: Den Sicherheits-Check, die Sicherheitshinweise der Stewardessen wie „bei Reizüberflutung legen sie die Schwimmwesten an“ und sogar die blinkende Rollfeldbeleuchtung an den Randseiten der zur Premiere sehr gut besetzten Aula. Nicht nur die Feststellung der Neurotikerin „Oh Gott, heute ist Freitag, der 13“, ließ Übles ahnen. Nach den Durchsagen der sturzbetrunkenen Pilotin kam, was zu erwarten war: Die Maschine stürzte ab – mitreißend dargestellt mit einem Filmausschnitt aus der „Pinguin-Airline“. Passagiere und Crew trafen, gestrandet auf einer einsamen Insel, wieder aufeinander. Blondie findet alles „super spannend“ und „herrlich“, der Tourist entdeckt ein lohnenswertes Fotomotiv nach dem anderen, die Sportlerin trainiert, die Sängerin trällert, die Leseratte zitiert aus „Robinson Crusoe“ und „Opa“ mit seiner Gehhilfe und seiner Kampferfahrung fängt resolut einen Tapir für das Abendessen in seiner Netzfalle. Ist die Crew nicht gerade mit Schminken beschäftigt, serviert sie Cocktails für die Gäste.

In einem hinreißend inszenierten Duett duellieren sich „die Sängerin“ und die Optimistin, die zu ihrer ausgebildeten Stimme ein mitreißendes tänzerisches Talent besitzt. Die Frage „Wie kommen wir hier je wieder weg?“ gerät fast in den Hintergrund. Vor allem für die Leseratte und die Neurotikerin, die ihre Liebe füreinander entdecken. Als plötzlich „Blondie“ fehlt und der Suchtrupp aufbricht, nimmt die Geschichte eine ungeahnte Wendung. Die Zuschauer erfahren, lange vor den Protagonisten, dass die einsame Insel ebenso eine Täuschung ist, wie der fingierte Flugzeugabsturz und das Ganze sich um eine Reality-Show im Fernsehen handelt. Warum auch ein Camper, eine Psychologin, die Moderatorin Eva Engelmann auf der Insel sind, wie die Passagiere der „JohannAir“ die Wahrheit erfahren und welche amouröse Anpaarung sich noch ergibt, lässt sich am Freitag, 8. Februar, bei der dritten Vorstellung noch einmal live erleben.

So viel sei noch verraten: Das Stück haben die Schülerinnen und Schüler nach einer Vorlage selbst umgeschrieben und mit Assistenz ihres Lehrers und Regisseurs, Christian Linn, selbst gestaltet. Die rund 50 Mitwirkenden überzeugten durchweg mit ihrer schauspielerischen Leistung in einer großartigen Inszenierung. „Davon kann sich manches Laientheater eine Scheibe abschneiden“, lobte Christian Linn am Ende, hoch zufrieden mit den Leistungen und der hohen Rollenidentifikation. Witzig, spannend und mitreißend zogen die Darstellenden ihr Publikum ab dem ersten Schritt in die Aula in die Story hinein. Der lang anhaltenden Applaus war redlich verdient. „Ganz großartig“, staunte Silke Motz sowohl über die „überraschende Wendung“ in der zeitgenössischen Robinson-Komödie als auch über die einzelnen Talente. Sonderapplaus gab es für den „Opa“ Lukas Speer, der besonders mit seiner Körpersprache als auch seiner Stimme überzeugte. Mit der auch technisch anspruchsvollen Inszenierung bietet das Johanneum seinen Schülern mit dem Kurs Darstellendes Spiel wertvolle Erfahrungen für ihr gesamtes Leben.

Am Freitag, 8. Februar heißt es, jeweils um 19 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr), fertig zum Abflug ins Paradies und Vorhang auf für die Komödie „Freitag, der 13.“ Karten zum Preis 7 Euro / ermäßigt 4 Euro, gibt es in den Pausen direkt in der Schule oder per E-Mail an c.linn@johanneum-homburg.de

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