Tanzmanufaktur Lisa Merscher Mit Tanz-Ideen weitermachen

Homburg/Limbach · Lisa Merscher hat schon mit vier Jahren damit begonnen, Ballett zu lernen. Das Tanzen hat sie bis heute nicht mehr losgelassen. Anfang 2018 hat sie ihre Tanzmanufaktur für Ballett und Modernen Tanz in Limbach eröffnet, die steht auch in der Corona-Krise nie still.

 Lisa Merscher hat ihre Tanzmanufaktur Anfang 2018 in Limbach gegründet.

Lisa Merscher hat ihre Tanzmanufaktur Anfang 2018 in Limbach gegründet.

Foto: Sebastian Kilthau

Manchmal beginnt eine Leidenschaft ziemlich profan. Sogar ein schiefer Fuß kann der Auslöser sein für ein Leben, in dem der Tanz eine zentrale Rolle spielt. So war das auch bei Lisa Merscher, jedenfalls ein bisschen. Sie stammt ursprünglich aus Jägersburg und hat vor gut zwei Jahren ihre Tanzmanufaktur in Limbach eröffnet. Mittlerweile ist diese dort bereits zu einer festen Größe geworden mit etwa 180 Schülerinnen und Schülern.

 Füße sind naturgemäß wichtig beim Tanz. Und weil die von Lisa Merscher eine Fehlstellung hatten, wurde sie als kleines Mädchen vor die Wahl gestellt: Beinschienen oder Ballett. Sie entschied sich für den Tanz. Das wäre wohl bei den meisten so stünden sie vor dieser Alternative. Doch bei ihr war es mehr, nämlich der Beginn einer tiefen Begeisterung. „Das war wirklich der Anfang“, erzählt sie heute in diesen auch für Tänzer so schwierigen Zeiten. Als sie damals dann tatsächlich ins Ballett-Training ging, sei das für sie „sofort wichtig“ gewesen. Und das ist bis heute so geblieben. Die ersten vorsichtigen Schritte machte sie in einer Ballettschule in der Homburger Eisenbahnstraße – inzwischen gibt es diese schon lange nicht mehr. Sie landete dann aber schnell beim TV Bexbach und Thorsten Zeitz. Auch Susan Preston war damals dort dabei – beide haben im Saarland ihre tänzerischen Spuren hinterlassen, arbeiten aber längst mit eigenen Tanzschulen in anderen Städten Deutschlands.

„Ich fand es einfach toll“, sagt Lisa Merscher beim Blick zurück auf diese Zeit. Etwas mit dem eigenen Körper zu erarbeiten, auf präzise Art und Weise, hatte und habe einen hohen Stellenwert für sie. Und dann kam die Bühne hinzu, die Möglichkeit, sich vor anderen darzustellen, zu zeigen, was man kann. Mit zehn Jahren, sie ging gerade in der fünften Klasse am Gymnasium Johanneum, machte sie eine Aufnahmeprüfung für ein Vorstudium an der Akademie des Tanzes in Mannheim. Gedacht ist dies für Kinder und Jugendliche, die so auf eine professionelle tänzerische Ausbildung in einem Bachelor- und Masterstudium vorbereitet werden. Eine Situation für aufgeregtes Bauchflattern. Lisa Merscher blieb entspannt, einfach weil ihr damals gar nicht klar gewesen sei, was da vor sich ging. Ihr Lehrer habe ihr und einer weiteren Schülerin, die mit dabei war, vermittelt, das Ganze sei so etwas wie ein Workshop und nicht etwa die Eignungsprüfung für ein Tanzinternat. Eine erfolgreiche Taktik. Beide wurden angenommen. Es war aber einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Die Eltern wollten ihre Tochter lieber vor Ort fördern und taten das auch, ermöglichten ihr alles im Umkreis. Und so blieb sie zu Hause in Jägersburg, unwichtiger wurde das Tanzen dadurch dennoch nicht, es gehörte auch hier zum Alltag: Schule, dann Hausaufgaben, Training – so lief es fast jeden Tag. Die Tanzwelt sei für sie nach und nach weiter, auch vielfältiger geworden: beispielsweise durch das Musicalprojekt in Neunkirchen, Vortanzen in Luxemburg. Zum Ballett kamen weitere Stilformen wie Modern und Jazz. „Ich habe mir überall ein bisschen Input geholt.“ Nach dem Abi-Bac ging sie zuerst nach Luxemburg, studierte Medizin. „Aber das bin ich anscheinend nicht gewesen.“ Damals, sie war 20, war ihr klar, wenn es doch noch der Tanz als Beruf sein sollte, dann gab es nur noch eine Chance, also „hü oder hott“. Sie fuhr nach Wien zur Audition, musste dort zum ersten Mal Contemporary vortanzen, ein für sie damals ganz neuer Stil. Es funktionierte trotzdem. Sie habe einen „guten Tag erwischt“, von all dem profitiert, das sie vorher mitgenommen hatte. Ab da studierte sie in Österreich an der privaten Musik- und Kunst­universität. Von Anfang an lag ihr Fokus auf Tanzpädagogik, auch weil ihr Choreographie wichtig war und ist, „das kreative Denken, nicht nur das Körperliche“. Und ihr war klar, dass in diesem Bereich auch die besseren Chancen auf einen Job bestehen.

Mit ihrem Abschluss in der Tasche kam sie – wie alle guten Saarländer- wieder nach Hause zurück. Sie arbeitete als Dozentin für den Tanz S.A.L und den TSC Blau-Gold Saarlouis, wo sie unter anderem die Modern-Jazz-Formationen „autres choses” und „performance” unterrichtete. Außerdem unterrichtete sie Ballett und Zeitgenössichen Tanz in einer Schule in Saarbrücken.

Dass sie schließlich zu ihrer Limbacher Tanzmanufaktur kam, lag letztlich auch an typisch saarländischen Umständen. Der Künstler Jochen Maas bot ihr einen Raum an, sie griff zu. „Eigentlich wollte ich gar nicht so früh etwas gründen.“ Schließlich ging es aber im Schnelldurchlauf. Der eigentliche Prozess ging in drei Monaten über die Bühne. Wie das Konzept aussehen soll, das sei ihr direkt klar gewesen. Heute vereint sie in Limbach drei Bereich: den Leistungs- und berufsorientierten Zweig, denjenigen für Hobbytänzer und die Kindertanzakademie. Aufführungen, großer Zulauf, Ensembles, der Takt war rasant. Und dann kam Corona. Für Tanzschaffende eine Katastrophe. Stillstand gab es bei Lisa Merscher dennoch nie: Sie bot online-Klassen an, gab Tanzhausaufgaben – und erlebte sehr viel Solidarität. Für diese Unterstützung sei sie sehr dankbar, auch wenn sie natürlich die „normale“ Arbeit in ihren Räumen zurücksehnt. Damit wird es nun am 25. Mai weitergehen. Nach der schnellen Entscheidung der Landesregierung vom vergangenen Freitag, dass Tanzschulen ab dem 18. Mai wieder öffnen dürfen, bastelt sie nun mit ihrem Team am Konzept, wie Unterricht im Studio laufen kann, der den Hygiene- und Abstands-Regeln entspricht.

 Echte Gruppentanzbilder sind in Corona-Zeiten natürlich nicht auf diese Art und Weise umzusetzen. Zu sehen waren die Choreographien bei diversen Auftritten, etwa der Werkschau im Winter.

Echte Gruppentanzbilder sind in Corona-Zeiten natürlich nicht auf diese Art und Weise umzusetzen. Zu sehen waren die Choreographien bei diversen Auftritten, etwa der Werkschau im Winter.

Foto: Lisa Merscher/Tanzmanufaktur

In der Corona-Zeit hat sie zudem mit ihren Schülerinnen und Schülern zwei Tanz-Mosaike geschaffen, jeder konnte ein Stückchen beisteuern, sich selbst versuchen an künstlerischer Bewegung am möglichst ausgefallenen Ort. Das alles wurde zu zwei Filmen zusammengeschnitten. „Da kamen tolle kreative Sachen“, sagt Lisa Merscher. Stillstand gibt es also auch in diesen Zeiten nicht. „Die Ideen brodeln.“

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