Suche nach dem Fenster zum Himmel

Homburg. Sie galt als eine der umstrittensten evangelischen Theologinnen: Dorothee Sölle. 2003 in Göppingen verstorben, sorgte sie Zeit ihres Wirkens für Kontroversen, verband sie ihre Gläubigkeit doch mit politischen und gesellschaftlichen Aussagen, die vor allem in Reihen der Amtskirche für deutlichen Widerspruch sorgten

Homburg. Sie galt als eine der umstrittensten evangelischen Theologinnen: Dorothee Sölle. 2003 in Göppingen verstorben, sorgte sie Zeit ihres Wirkens für Kontroversen, verband sie ihre Gläubigkeit doch mit politischen und gesellschaftlichen Aussagen, die vor allem in Reihen der Amtskirche für deutlichen Widerspruch sorgten. Als Mitinitiatoren des "politischen Nachgebets" in den Jahren 1968 bis 1972 in Köln oder auch als Aktivistin der Friedensbewegung hinterließ Sölle deutliche Spuren im Nachkriegsdeutschland. Ihr Engagement hatte dabei einen hohen Preis, so blieb ihr eine Anerkennung im deutschen Universitätsbetrieb verwehrt, ein Umstand, den die frühere Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter einmal als "eine der bemerkenswertesten Torheiten der Kirchengeschichte der Nachkriegszeit" bezeichnet hatte. Am vergangenen Mittwochabend würdigte Ursula Baltz-Otto, Wegbegleiterin, Freundin und Herausgeberin von Werken Sölles, die Theologin. In der protestantischen Stadtkirche und auf Einladung der evangelischen Frauenarbeit im Dekanat Homburg las Baltz-Otto Texte von Sölle, nicht ohne dabei auch auf die Frau hinter den Worten zu schauen. Die Referentin stellte ihren Betrachtungen Sölles deren "Credo" voran, das schon gleich zu Beginn der rund eineinhalbstündigen Veranstaltung, immer wieder ergänzt durch Orgelmusik von Stefan Ulrich, die Komplexität im Denken und Glauben der Theologin und ihr kritisches Hinterfragen verdeutlichte. Baltz-Otto: "Sölle ist für mich und für viele meiner Generation prägend gewesen. Ihr Denken, ihr Handeln, ihre Bücher sind Lebenszeichen der Ermutigung. Es war wie ein Aufbruch in das gelobte Land." "Wir brauchen ein Fenster zum Himmel": Diese Textzeile Sölles gab dem Abend in der Kirche den perspektivischen Rahmen, Baltz-Otto selbst rückte mit ihren Worten die Gäste gleichsam in den richtigen Winkel zu diesem Fenster, im Blick Sölles "Sehnsucht nach Licht und Freiheit". thw

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort