Strafgefangene sollen Toleranz lernen

Homburg · Eine Wanderausstellung zur Lebensgeschichte von Anne Frank gastiert in der JVA in Ottweiler.

 Häftlinge informieren über Anne Franks Leben und die Bedeutung von Toleranz und Akzeptanz. Foto: Andreas Engel

Häftlinge informieren über Anne Franks Leben und die Bedeutung von Toleranz und Akzeptanz. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

"Lasst mich ganz ich selbst sein." Dieses Zitat von Anne Frank verleiht der Ausstellung an ungewöhnlichem Ort den Titel.

Das Anne-Frank-Zentrum Berlin, das saarländische Justizministerium und der Verein "Wider das Vergessen und gegen Rassismus" haben die Ausstellung in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Ottweiler auf den Weg gebracht und ermöglicht. Seit drei Jahren tourt die Anne-Frank-Ausstellung des Anne-Frank-Zentrums durch deutsche Gefängnisse. Erstmals und einzig gastiert die Schau im Saarland in der JVA Ottweiler.

JVA-Leiter Marco Bauer begrüßte neben dem Vorsitzenden des Vereins "Wider das Vergessen und gegen Rassismus" Eberhard Wagner, den Direktor des Anne-Frank-Zentrums Berlin, Patrick Siegele, Vertreter aus Politik, und auch zahlreiche Insassen der JVA, die aus dem Tagebuch der Anne Frank zitierten.

In acht Teilen beleuchtet die Ausstellung das kurze Leben des jüdischen Mädchens, das von den Nazis im KZ Bergen-Belsen ermordet wurde. Beginnend mit der Flucht aus Frankfurt vor den Nationalsozialisten nach Amsterdam, wo sie ihr berühmtes Tagebuch verfasste, bis zum Verrat, der sie, ihre Familie und Freunde in deutsche Konzentrationslager brachte, wo bis auf ihren Vater Otto alle umgebracht wurden. Der Vater publizierte das Tagebuch seiner Tochter nach dem Krieg, und viele Jahre später wurde es zu einem Welterfolg mit einer Auflage von bis heute mehr als 25 Millionen Exemplaren.

Bauer würdigte das Tagebuch als ein wichtiges Zeitdokument. Justizminister Reinhold Jost unterstrich den präventiven Charakter und den Bildungsauftrag der Ausstellung. Die Ausstellung solle nicht zuletzt auch dazu führen, so Jost, dass die Gefangenen nachdenken über das eigene Handeln. "Die Anne-Frank-Ausstellung ist ein wichtiger Beitrag für Toleranz."

Ganz im Sinne des pädagogischen Ansatzes der Ausstellung wurden die Gefangenen in Ottweiler, junge Männer, eng in das Geschehen einbezogen, sagte Bauer. Eine Gruppe junger Insassen sei in mehrtägigen Kursen ausgebildet worden. Die so geschulten Gefangenen begleiten ihre Mitgefangenen durch die Ausstellung und erklären die Geschichte der Anne Frank.

Führungen finden auch statt für Angehörige der Insassen, Bedienstete der Justizvollzugsanstalt, Schulklassen und Kooperationspartner. Die Schau dauert noch zwei Wochen.

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