Störfunk im Bundestag

Homburg · In einer Serie stellt die SZ die Bundestagsabgeordneten aus dem Saarland vor. Heute, im letzten Teil der Serie: Alexander Funk (CDU) aus Bexbach.

 Der Bundestagsabgeordnete Alexander Funk (CDU) hält die Fraktionsdisziplin „grundsätzlich für richtig“.Foto: Thomas Seeber

Der Bundestagsabgeordnete Alexander Funk (CDU) hält die Fraktionsdisziplin „grundsätzlich für richtig“.Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Als er mit elf Jahren bei der CDU anklopft, um Mitglied zu werden, heißt es, das gehe erst mit 16. "Also habe ich fünf Jahre gewartet", sagt Alexander Funk. Helmut Kohl ist sein Idol und die CDU sein Ding. In seinem Wahlkreisbüro in Homburg hängen Bilder von Angela Merkel, Konrad Adenauer und Ludwig Erhard an den Wänden. Draußen vor der Tür steht ein Lieferwagen mit dem Konterfei des heute 41-Jährigen und der Aufschrift "Hier kommt Alex!". Funk fährt damit alle paar Wochen auf Marktplätze im Saarpfalzkreis und macht "Bürgersprechstunde". Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: Funk geht in der Politik auf. Ob auch in der Partei, das ist eine andere Frage.

Funk hat gegen alle drei Griechenland-Rettungspakete gestimmt und damit gegen den Kurs von CDU-Chefin und Kanzlerin Angela Merkel. "Es kann doch nicht sein, dass die EU einem Mitgliedstaat vorschreibt, wie er den Staat zu führen hat", sagt Funk. Außerdem sei "Griechenland nicht vorübergehend illiquide, sondern insolvent". Und die Verhandlungen entwickelten sich allmählich zur "Farce, bei der die eine Seite vorgibt, jetzt zu reformieren, und die andere Seite vorgibt, dies auch zu glauben". Bei den Wählern hat ihm das Einstehen für seine Überzeugung viel Lob eingetragen. "Ich kann nicht anders, als Alexander Funk meinen Respekt auszusprechen. Er kommt den Idealvorstellungen, die man mit einem Volksvertreter verbindet, ziemlich nahe", schrieb etwa ein SZ-Leser in einem Leserbrief. Es gab viele solcher Leserbriefe.

Aber es gibt auch die Kehrseite. Bereits nach seiner Ablehnung der Griechenland-Hilfen im Jahr 2013 war Funk von seiner Fraktion nicht mehr in den Haushaltsausschuss entsandt worden. Zur Strafe. Seither, sagt Funk, kenne er "die hässlichen Seiten der Politik". Die Fraktionsdisziplin, also das einheitliche Abstimmungsverhalten, hält Funk zwar "grundsätzlich für richtig". Gleichwohl gebe es "gravierende Entscheidungen, bei denen man allein seinem Gewissen verpflichtet ist". Eine klare Grenze zwischen beidem will er nicht ziehen. Fest stehe lediglich: "Ich kann doch nicht meine Meinung als Ware anbieten, nur um einer drohenden Abstrafung zu entgehen."

Seit seiner Wiederwahl als CDU-Bundestagsabgeordneter im September 2013 kämpfe er nun im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur dafür, "dass unsere Heimat bei den wesentlichen Entscheidungen nicht abgehängt wird". Um dann festzustellen, dass das Saarland in diesem Jahr "kein einziges baureifes Verkehrsprojekt" beim Bundesverkehrsministerium eingereicht habe. Dabei hatte dessen Minister Alexander Dobrindt (CSU ) bundesweit stolze 2,7 Milliarden Euro dafür zur Verfügung gestellt. Funks Rückschluss: Die hiesige Wirtschafts- und Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD ) "hat's verbockt".

Verkehrsprojekte , die man beim Bund hätte einreichen können, gebe es allein in seinem Wahlkreis genug, sagt Funk: etwa die Umgehung von Schwarzenacker oder die Autobahnanschlüsse Homburg-Reiskirchen und Homburg /Bexbach. Diese voranzutreiben, das muss Funk auf Nachfrage einräumen, hätten allerdings seit Jahren auch die Homburger Oberbürgermeister verabsäumt. Und die waren bis 2014 allesamt: CDU-Parteifreunde. Mit "seiner" CDU geht letztlich auch der Vorwurf nach Hause, dass die Landesregierung "deutlich mehr beim Breitbandausbau" für das Internet machen könnte.

Was hat er selbst seit seiner Wahl in den Bundestag 2009 erreicht? "Insgesamt 20 Millionen Euro zusätzlich für das Saarland", sagt Funk prompt. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU ) habe er so unter anderem zehn Millionen Euro für den Status-Erhalt der Völklinger Hütte als Welterbe sowie 7,5 Millionen Euro zur Deckung der Kostensteigerung beim Bau des Vierten Pavillons des Saarlandmuseums aus den Rippen geleiert. Außerdem habe er sich mit dafür eingesetzt, dass im Insolvenzrecht die Fortführung des Betriebs oberstes Ziel bleibt - und nicht gleich das Finanzamt zugreift.

Ob Funk 2017 noch einmal als Bundestagskandidat antritt, weiß er nach eigenen Worten noch nicht. Vielleicht - so könnte man böse unken - ist das auch abhängig von seinen politischen Chancen in der CDU , wenn bis dahin im Bundestag noch einmal über ein Griechenland-Hilfspaket abgestimmt werden muss . . .

saarbruecker-zeitung.de/

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Zur PersonAlexander Funk wurde 1974 in Neunkirchen geboren und wuchs in Bexbach auf. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes . Von 2000 bis 2002 war er kaufmännischer Leiter der Sirrix AG in Homburg , von 2003 bis 2004 Assistent der Geschäftsleitung bei Werbefunk Saar und Telefilm Saar. 2004 wurde er in den Saarländischen Landtag gewählt, 2009 wechselte er in den Bundestag. Funk trat 1991 in die CDU ein. Seit 1994 gehört er dem Stadtrat Bexbach an. Von 1999 bis 2005 war er Landeschef der Jungen Union Saar, von 2007 bis 2014 Fraktionschef der CDU-Stadtratsfraktion Bexbach. jos

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