Pilz des Jahres: die Stinkmorchel Wenn's im Wald plötzlich stinkt

Bexbach · Die Stinkmorchel gehört zu den wenigen Pilzen, die man riecht, bevor man sie entdeckt. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat sie nun zum Pilz des Jahres 2020 ernannt.

 Die Stinkmorchel riecht unangenehm nach Aas, sie wurde zum Pilz des Jahres ernannt. 

Die Stinkmorchel riecht unangenehm nach Aas, sie wurde zum Pilz des Jahres ernannt. 

Foto: Roger Weis

Die Stinkmorchel ist der Pilz des Jahres 2020: „Wer nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Zeit durch den feuchtwarmen Wald spaziert, dem fällt mancherorts ein kräftiger Aasgeruch auf. Wer dem Gestank nachgeht, wird feststellen, dass die Ursache nicht ein verendetes Tier ist, sondern eine Stinkmorchel, der Pilz des Jahres 2020“, erklärt der Vorsitzende der Pilzfreunde Saar-Pfalz, Thomas Brandt.

Die Stinkmorchel gehört zu den wenigen Pilzen, die man riecht, bevor man sie entdeckt. Ihr wissenschaftlicher Name „Phallus impudicus“ spiele auf die Ähnlichkeit mit einem männlichen Geschlechtsorgan an.

Mit dem widerlichen Geruch, der aus der klebrigen zuckerhaltigen Masse an der Spitze des Fruchtkörpers entströmt, lockt die Stinkmorchel Fliegen an, die die so genannte „Gleba“ aufnehmen und somit die Sporen des Pilzes verbreiten.

Wer einmal den Duft dieses Geschöpfes in der Nase hatte, wird kaum glauben, dass der Pilz im Jungstadium essbar ist. Laut Brandt wird das „Hexenei“ aus dem später der stinkende Fruchtkörper innerhalb weniger Stunden schlüpft, von manchen Pilzsammlern in Scheiben geschnitten und in der Pfanne gebraten. Manche schwören auf den nach Rettich schmeckenden Kern, den sie sogar roh verspeisen.

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) habe die Stinkmorchel zum Pilz des Jahres 2020 ernannt, weil dieser Pilz exemplarisch für die komplexen Zusammenhänge in einem Ökosystem stehe. Die Stinkmorchel benötigt die Insekten und die Insekten profitieren von der Stinkmorchel. Fakt ist also, wird einer der Partner geschwächt, gerate das Ökosystem aus den Fugen. Das Insektensterben innerhalb der letzten Jahre lasse hier grüßen. „Derzeit sprießen wetterbedingt die Pilze in den saarländischen Wäldern schon kräftig. Sommersteinpilze, Hexenröhrlinge und so mancher Täubling werden schon jetzt von den Speisepilzsammlern erbeutet“, so Brandt, der auch Pilzsachverständiger ist. Die Pilzfreunde Saar-Pfalz weisen darauf hin, dass man nur Pilze sammeln sollte, die man genau kennt. Wer sich unsicher fühlt, kann sein Sammelgut von einem der vielen ehrenamtlichen Pilzsachverständigen im Saarland begutachten lassen.

Eine Liste der geprüften Pilzsachverständigen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie findet sich auf der Homepage der Pilzfreunde Saar-Pfalz.

 Kaum vorstellbar. Im Jungstadium ist die Stinkmorchel essbar. Das so genannte „Hexenei“ wird von manchen Sammlern in Scheiben geschnitten und in der Pfanne gebraten.

Kaum vorstellbar. Im Jungstadium ist die Stinkmorchel essbar. Das so genannte „Hexenei“ wird von manchen Sammlern in Scheiben geschnitten und in der Pfanne gebraten.

Foto: Roger Weis/Pilzfreunde Saar-Pfalz
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort