Missbrauchs-Skandal an Uni-Klinik Staatskanzlei entlastet HNO-Chef bei Belästigungsvorwurf

Saarbrücken/Homburg · Im Zusammenhang mit neuen Vorwürfen gegen die Universitäts-Klinik in Homburg entlastet eine Stellungnahme der Saarbrücker Staatskanzlei den Leiter der HNO-Klinik, Bernhard Schick. Eine Untersuchung von Vorwürfen sexueller Übergriffe auf Frauen habe keinen Anfangsverdacht begründet, hieß es darin am Dienstagabend.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa/Marijan Murat

Diese Prüfung sei in Zusammenwirken mit der Antidiskriminierungsstelle des Bundes erfolgt, teilte Regierungssprecher Alexander Zeyer mit. Über die Vorwürfe sei man durch ein Schreiben der Antidiskriminierungsstelle im Dezember 2017 informiert worden. Bis dahin hätten der Dienstaufsicht des UKS keine Beschwerden vorgelegen.

Über diesen Fall hatte am Dienstag erstmals die Frankfurter Rundschau berichtet. Noch mehr wurde die saarländische Landespolitik aber von einem weiteren Vorwurf gegen die HNO-Klinik geschockt. Laut FR wurde dort 2012 der mutmaßliche sexuelle Missbrauch eines sechsjährigen Mädchens unter Narkose festgestellt. Die Mutter des Kindes soll auf Drängen von Klinik-Direktor Schick nicht informiert worden sein, um Schaden von der Institution abzuwenden, wie es heißt. Als die Eltern dennoch davon erfuhren, sollen sie gedrängt worden sein, mit Rücksicht auf das Kind die Sache auf sich beruhen zu lassen.

Bislang beschäftigt nur der Fall des Assistenzarzt S., der in der kinderpsychiatrischen Abteilung des Universitätsklinikums trotz frühen Verdachts jahrelang möglicherweise Hunderte seiner jungen Patienten sexuell missbraucht haben soll, einen Untersuchungsausschuss des Landtages. Über den Fall an der HNO wurde, wie die Staatskanzlei am Dienstag erklärte, nach der „aktuell zur Verfügung stehenden Aktenlage“ die damalige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die als Hochschul-Ministerin auch für das UKS zuständig war, nicht informiert. Die Staatskanzlei sei erstmals im Juni 2019 damit befasst worden. Die Mutter des betroffenen Kindes habe da bei der zentralen Koordinierungsstelle der Rechtsaufsicht der Staatskanzlei angerufen. Dort habe sie erfragt, ob der Fall ihres Kindes an der HNO in Verbindung mit der Berichterstattung zur Kinder- und Jugendpsychiatrie steht. Im August sei die Staatskanzlei durch die Rechtsanwältin der Frau über die Strafanzeige informiert worden. Seit Sommer läuft auch ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren. Über das Thema sei im UKS-Aufsichtsratssitzung Ende Oktober berichtet worden, teilte Zeyer mit.

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