Soli setzten Ausrufezeichen

Homburg · Ihr Auftritt war auch ein Plädoyer für den ewig jungen alten Jazz: Die sechs Vollblut-Jazzer der Frankfurt Jazz Connection überzeugten die Zuhörer, die sich vom kalten Juliwetter nicht abhalten ließen.

Die Musiker der Frankfurt Jazz Connection nahmen am Samstagmorgen die Gäste des Homburger Jazzfrühschoppens mit auf eine Reise durch den Jazz in seiner ganzen Vielfalt. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Es ist zum verrückt werden: Noch am Freitagabend des vergangenen Wochenendes konnte der Homburger Musiksommer bei seiner Konzertreihe "Querbeat" und dem Auftritt von "Tin Pan Alley" in Sachen Sommerwetter fast schon aus dem vollen schöpfen, am Samstagmorgen spielte die Frankfurt Jazz Connection beim Jazzfrühschoppen gegen grauen Himmel und alles andere als sommerliche Temperaturen an (wir berichteten). Immerhin taten die sechs Musiker dies mit großer Bravour und auf der Basis nicht minder großen Könnens. Immer wieder geprägt von gekonnten Soli spielte sich die Formation durch ein breit gefächertes Programm, das viele und teils sehr unterschiedliche Facetten des Jazz bediente.

Doch wie spielt es sich an einem Morgen, an dem alles so wenig sommerlich ist? Dieser Frage stellte sich im Gespräch mit unserer Zeitung Thomas Cremer, Schlagzeuger der Frankfurt Jazz Connection. "Die Situation ist für alle heute ein bisschen schwierig. Ich möchte auch ungern heute hier Publikum sein. Man friert und kommt einfach nicht so gut in Stimmung." Um es eben den Sommerkälte geplagten Gästen des Jazzfrühschoppens ein bisschen leichter zu machen, hatten sich Cremer und seine Mitmusiker da ein feines Programm ausgedacht. "Wir schauen natürlich schon, wo man die Leute mit der Musik hinführen will. Heute werden wir in Homburg etwas moderat anfangen und später dann ein bisschen was ausprobieren, also auch ein paar außergewöhnliche Sachen spielen." Es stecke aber immer viel Spontanität in einem Auftritt.

Grundsätzlich gefragt, ob klassischer Jazz für Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft stehe, machte Cremer deutlich, dass diese eine große Frage in der Szene sei. "Der Jazz , oder besser der 'Jazz Jazz ', wie man ihn heute nennt, also der Jazz früherer Tage, hat immer noch seine Berechtigung und sollte wie eine klassische Musik gepflegt werden. Natürlich gibt es auch andere Zuhörer, die nur moderne, experimentelle Sachen hören wollen. Dann nur noch diese Stile zu bringen, das halte ich für den falschen Weg."

Gerade wenn es darum gehe, junge und jüngere Menschen für den Jazz zu begeistern, könne man natürlich, so Cremer, mit der Brechstange vorgehen und nur noch moderne Sounds mit Elektronik und DJ präsentieren. "Man kann aber auch versuchen, über eine entsprechende musikalische Ausbildung junge Menschen an den Jazz heranzuführen."

Oder man kann sie einfach mal zum Jazzfrühschoppen auf den Homburger Marktplatz schicken - um dort zu erleben, was Musiker wie die der Frankfurt Jazz Connection aus Jazz machen: Eine virtuose Reise durch eine unglaublich vielfältige und facettenreiche Musik. Martin Auer an der Trompete, Wilson de Oliveira mit seinem Tenorsaxofon, Joe Gallardo an der Posaune, Thilo Wagner am Piano, Martin Gjakonovski am Bass und eben Thomas Cemer am Schlagzeug servierten vom ersten Ton an, der gehörte einer Komposition von Frank Rosolino, Jazz vom Feinsten - immer wieder akzentuiert durch Soli aller Musiker .

Dieses Wechseln der Stimmen bewies ohne Mühe die große Virtuosität der sechs Musiker - und machte nicht weniger klar deutlich: Jazz ist alles andere als eine Musik von gestern.

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Musiksommer Auf einen Blick Die Band Supertramp kreierte in den 70er- und 80er Jahren eine unverwechselbare Melange aus Progressive Rock und hochmelodischem Pop, geerdet mit R&B und Infusionen aus Klassik und Jazz . Wer den klassischen Supertramp-Sound mag, sollte sich am Freitag, 8. Juli, um 19 Uhr die Gruppe "Dreamer" nicht entgehen lassen. Die Saarbrücker Formation hat sich die originalgetreue Umsetzung der komplexen Arrangements auf die Fahne geschrieben - verbunden mit einer druckvollen Live-Performance. Los geht es um 19 Uhr auf dem Historischen Marktplatz im Rahmen des Homburger Musiksommers. Der Eintritt ist frei. Zum Jazz-Frühschoppen tritt an diesem Samstag, 9. Juli, die "Allotria Jazz Band" auf. Die international renommierten Musiker aus München sind seit vielen Jahren eine der profiliertesten Gruppen der traditionellen Jazzszene in Deutschland. In der Stilrichtung Dixieland und Swing spielen sie Kompositionen der 20er- und 30er-Jahre auf höchstem Niveau. Beginn auf dem Homburger Marktplatz ist um 11 Uhr. Der Eintritt ist frei. red