Live-Konzert in Homburg Stürmischer Beifall für Sofia Talvik in Homburg

Homburg · Schwedischer als Sofia Talvik kann man eigentlich nicht aussehen, wenn es nach dem Klischee geht: blond, blauäugig, insgesamt sehr attraktiv. In jeder Abba-Coverband bekäme sie sofort den Job. Manchmal machte die Singer/Songwriterin sich einen Spaß daraus während ihres Konzerts in „Mandy’s Lounge“ in der Homburger Vorstadt: Dann fragte sie, ob die Zuhörer mal etwas Schwedisches hören wollten und stimmte kurz „Dancing Queen“ an.

 Die schwedische Singer/Songwriterin Sofia Talvik sang viel amerikanischen Folk, aber auch zwei schwedische Volkslieder.

Die schwedische Singer/Songwriterin Sofia Talvik sang viel amerikanischen Folk, aber auch zwei schwedische Volkslieder.

Foto: Sebastian Dingler

Das könne sie aber gar nicht, sagte sie lachend und sang stattdessen a Cappella ein altes schwedisches Volkslied. Sofort zogen verschneite Wälder vor dem inneren Auge auf, in denen sich Elfen und Elche tummeln.

Im Großen und Ganzen bestand Talviks Repertoire aber aus den eigenen Songs, die in der Tradition des amerikanischen Folks stehen. Auch wenn es hie und da anders angekündigt war, kam sie nicht mit zwei Begleitmusikern, sondern nur mit Ehemann Jonas Westin, der sich um den guten Klang kümmerte. Wenn die Sängerin sich per Fingerpicking auf der Gitarre begleitete, klappte das so gut, dass man dachte, eine CD zu hören. Nur bei der lauteren Schlaggitarre hätte Westin die Stimme seiner Frau ein My präsenter in den Raum stellen dürfen. Seit 20 Jahren sind die beiden schon verheiratet – zum Hochzeitstag hatte sie ihm einen Song geschrieben als Überraschung, erzählte sie. Doch er sei so konzentriert auf den Sound gewesen, als sie ihn live spielte, dass er den Text gar nicht mitbekommen hatte. Die Anekdoten erzählte Talvik in gutem Deutsch – das Ehepaar lebt abwechselnd in Berlin und in einem kleinen Haus in Andalusien.

Normalerweise sei sie aber jedes Jahr fünf bis sechs Monate auf Tour in den USA – bis Corona kam. In den Staaten hatte sie oft mit einem Steelguitar-Spieler namens Tim Fleming musiziert. Dieser starb an einem Herzinfarkt, erzählte die Sängerin, auch deswegen, weil er zu spät ins Krankenhaus kam: Man habe seine Symptome mit jenen von Covid-19 verwechselt und ihm zunächst geraten, zu Hause zu bleiben. Talvik widmete ihm einen sehr traurigen Song, der die Zuhörer sichtlich bewegte – weil dessen Botschaft so gut rüberkam, man ihre Texte so gut verstehen konnte. Einfaches Englisch war das, klar und deutlich gesungen. „Als dein Herz brach, hast du auch meines gebrochen“, sang sie. Todtraurig. Ansonsten spielte die Schwedin viele Songs ihres 2019 erschienenen Albums „Big Sky Country“. Während der Pandemiezeit habe sie überlegt, ob sie ein neues Album macht, Zeit habe sie ja dafür gehabt. Dann habe sie sich aber gedacht, dass sie vorher lieber noch dieses letzte Album live präsentieren wolle. Also habe sie lieber ihr Häuschen in Andalusien renoviert und Online-Konzerte gegeben. Das sei aber einfach nicht das Gleiche wie ein echter Liveauftritt.

Sie freue sich sehr, noch in „Mandy’s Lounge“ spielen zu können („das ist immer sehr schön hier, es sind immer nette Leute da“), befürchtete aber, dass sie nicht mehr lange werde auftreten können. In der Lounge beendete Talvik ihr Konzert mit einem Coversong: „Starwalker“ wurde von der indianischstämmigen Sängerin Buffy Sainte-Marie geschrieben. Nach den vielen ruhigen Folk-Balladen war das ein echter Aufreger, der natürlich einen stürmischen Zugabenwunsch nach sich zog. Den erfüllte sie mit einem weiteren schwedischen A-Capella-Song, „Min ros min lilja“. Singend zog sie durch die Lounge und landete am Ende in den Armen von Wirtin Mandy Trautmann. Hatte die Sängerin tatsächlich geglaubt, die Zuschauer würden das als Ende der Show akzeptieren?

Jedenfalls löste sie auch damit lange Beifallsbekundungen aus. Und packte dann sogar ihren vielleicht schönsten Song aus, den Titelsong von „Big Sky Country“. Mit der Hommage an die USA, insbesondere an den Staat Idaho, und seinem oft wiederholten „I’m coming home“ stellte Sofia Talvik das Publikum endgültig zufrieden.

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