So spannend kann Demokratie sein

Homburg · Damit Demokratie kein leeres Wort bleibt, sondern ihre Ursprünge und Ausprägungen Schülern nachhaltig vermittelt werden, ging man an der Gemeinschaftsschule Rohrbach neue Wege. Zum Auftakt referierten Bernhard Becker und Martin Baus von der Siebenpfeiffer-Stiftung in Homburg.

 Martin Baus von der Siebenpfeiffer-Stiftung (rechts) erzählte den Schülern der Gemeinschaftsschule Rohrbach bei der Auftaktveranstaltung ihres Projekts auch etwas über die Entstehung der bundesdeutschen Fahne. Foto: Cornelia Jung

Martin Baus von der Siebenpfeiffer-Stiftung (rechts) erzählte den Schülern der Gemeinschaftsschule Rohrbach bei der Auftaktveranstaltung ihres Projekts auch etwas über die Entstehung der bundesdeutschen Fahne. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

"Trafo" bezeichnet als Kürzel nicht nur ein Bauelement der Elektrotechnik, sondern steht im Saarland auch für Kultur. Denn das Programm "Trafo - Modelle für Kultur im Wandel" unterstützt Kultureinrichtungen mit Fördermitteln dabei, sich weiter zu entwickeln. Spannend wird es, wenn damit ein bisher nur als Gedankengerüst existierendes Projekt in die Tat umgesetzt werden kann. So wie "Kunst der Demokratie" an der Gemeinschaftsschule Rohrbach, das als eines von 13 Förderprojekten den Zuschlag vom Regionalfonds "Kultur+ im Saarpfalz-Kreis" des Trafo-Projektes bekam.

Als Kooperationspartner waren neben der Schule, die den Förderantrag gestellt hat, die Siebenpfeiffer-Stiftung sowie die Künstlergruppe "Die Redner" mit im Boot.

Zu Beginn des Projektes gab es für die Schüler eine Auftaktveranstaltung mit Bernhard Becker und Martin Baus von der Siebenpfeiffer-Stiftung , die die Acht- bis Zehntklässler mit der Zeit Philipp Jakob Siebenpfeiffers und den Anfängen der Demokratie in Deutschland vertraut machten. Was am Anfang für die Schüler noch theoretisch klang, nahm durch die Erzählungen der Männer mit dem Eintauchen in die Zeit des Hambacher Festes immer mehr Gestalt an. Siebenpfeiffer, ein Mann aus unserer Gegend, dessen Amt vergleichbar mit dem eines heutigen Landrates war, setzte sich für Meinungsfreiheit und Demokratie ein. Werte, die nicht in jedem Land selbstverständlich sind.

Lehrerin Nadine Brettar wählte mit den "Rednern" eine Künstlergruppe für das Projekt aus, die in Performances wichtige Reden großer Persönlichkeiten der Weltgeschichte in Szene setzen. Maler, Musiker und Videokünstler , die der Gruppe angehören, erarbeiteten in der vergangenen Woche in fünf Tagen mit den Schülern ganz unterschiedliche Bereiche. In der Schwankhalle des Innovationsparks am Beckerturm entstanden unter Anleitung einer syrischen Künstlerin Schriftbahnen mit syrischen Schriftzeichen, die Schüler befragten Passanten in der Stadt zum Thema Glaube und Religion, in einer Graffiti-Aktion ging es um Liebe und Hoffnung, es wurde ein eigener Text gerappt, das Gute im Bösen beleuchtet, sich über Vorurteile und das Zusammenleben ausgetauscht, über Vertrauen und die Zukunft diskutiert, getrommelt, gefilmt und gemalt. Bernhard Becker und Martin Baus schauten sich am ersten Workshop-Tag an, wie die Ideen Gestalt annahmen, die am vergangenen Freitag Lehrern, Eltern und Klassenkameraden präsentiert wurden.

"Ich war begeistert von der Idee, historische Reden aufzubereiten. Der Ansatz ist kein trockener Geschichtsunterricht", sagte Bernhard Becker zum ersten Versuch der Stiftung, solch ein Thema mit Schülern künstlerisch-ästhetisch anzugehen, "vielleicht fällt die Wissensvermittlung den Schülern so leichter. Wir sind dankbar, dass wir so an die Jugend herankommen".

Die Schüler machten am ersten Projekttag verhalten mit, blieben aber, nachdem sie während ihrer eigenen kreativen Arbeit zunehmend Feuer gefangen hatten, freiwillig gern länger. Der Plan Nadine Brettars, Schüler unterschiedlicher Nationalitäten außerhalb des Unterrichts zusammenzubringen, ging auf.

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