Digitales Lernen im Saarpfalz-Kreis Ende der Kreidezeit an Schulen rückt näher

Homburg · In den Ferien wurden im Saarpfalz-Kreis weitere Klassenzimmer mit Smartboards ausgestattet. Um eine besseres digitales Lernen zu ermöglichen, gibt es aber noch viel zu tun.

 Im Homburger Mannlich-Gymnasium gibt es bereits etliche digitale Tafeln. Nicht nur Didaktikleiterin Waltraud Sellier ist von den Möglichkeiten, die diese bieten, sehr angetan.

Im Homburger Mannlich-Gymnasium gibt es bereits etliche digitale Tafeln. Nicht nur Didaktikleiterin Waltraud Sellier ist von den Möglichkeiten, die diese bieten, sehr angetan.

Foto: Ulrike Stumm

Es gehört zur Schulzeit wie das ungeliebte gesunde Pausenbrot, das langsam in der Dose vergammelt: weiße Kreide auf grüner Tafel. Und wenn die quietscht, sorgt das Geräusch bei vielen für Gänsehaut, manchmal reicht schon die Erinnerung daran. Und das unabhängig davon, ob’s da nun um Französisch, Latein, Mathe oder Physik geht oder ging. Lehrer erkennt man an den weiß verschmierten Fingern. Ein verbreitetes typisches Kennzeichen des Berufs.

Doch die Zeiten der guten alten Tafel sind gezählt, zumindest der meisten dieser Exemplare. Der Grund dafür sind ihre modernen Nachfolger: Smartboards oder auch digitale Tafeln, auf denen man interaktiv arbeiten kann. Das Whiteboard ist mit einem Computer verbunden, der Bildschirminhalt erscheint auf der weißen Fläche der Tafel. Man kann Bilder, Fotos, Videos integrieren und Tafelbilder verändern, abspeichern – und versenden, also etwa auch auf die I-Pads oder Laptops von Schülern, wenn diese denn dann damit ausgestattet sind. Es gibt zudem Modelle, die mit speziellen Stiften beschriftet werden können, auch Seitenflügel sind möglich, sodass die interaktive Tafel dann schon wieder viel von der gewohnten Kreidetafel hat. Seit Jahren arbeitet man daran, Klassenzimmer moderner auszustatten, an manchen Stellen ist man da weiter, an anderen zieht sich der Prozess eher zäh hin.

Bereits 2018 war die Ausstattung von Grundschulen mit Smartboards Thema auch in Homburg. Und 2019 sprachen sich in einer Umfrage der Landeselternvertretung Gymnasien (LEV) im Saarland unter 7000 Eltern sehr viele für mehr Anstrengungen in Sachen Digitalisierung aus. 65 Prozent der Befragten hielten da schon einen W-Lan-Zugang sowie eine bessere Ausstattung mit Smartboards und Computern für sinnvoll. Zudem sollten Lehrer für die Nutzung von Medien besser geschult werden. Und blickt man ins Ausland, dann gibt es Länder, in denen ein digitaleres Klassenzimmer schon fast normal ist.

In Deutschland trat zwar 2019 ein mit 5,5 Milliarden Euro ausgestatteter Digitalpakt in Kraft, doch erst einmal wurde kaum Geld daraus abgerufen. Im Saarland war die Förderrichtlinie im Land Ende Oktober 2019 in Kraft getreten. Landesweit stehen bis 2024 aus dem Digitalpakt rund 67 Millionen Euro zur Verfügung. (wir berichteten).

Corona, geschlossene Schulen und der Zwang, auf Distanz am Bildschirm zu arbeiten, haben gezeigt, dass in Deutschland diese digitale Modernisierung an den meisten Schulen nicht so besonders gut geklappt hat und dass es viel Luft nach oben gibt. Nun soll es aber weiter voran gehen.

Der Saarpfalz-Kreis habe in den Ferien Klassenräume mit interaktiven Tafeln ausgestattet, hieß es dann auch auf Anfrage. Aber wie weit sind diese im Kreis verbreitet? Zumindest sind sie so gut wie überall angekommen. Unabhängig vom Investitionsprogramm Digitalpakt Schule Saarland (2019 – 2024) „haben gemäß einer Erhebung des Bildungsministeriums aus 2019 zum Thema ,Whiteboards/Interaktive Tafeln/Smartboards‘, außer drei Förderschulen, alle in unserer Trägerschaft befindlichen Schulen – 18 an der Zahl – mindestens eine solche digitale Projektionsfläche im Einsatz“, hieß es dazu von der Verwaltung. Das BBZ St. Ing-
bert sollte jetzt in den Sommerferien ausgestattet werden.

Ob und wie viele noch fehlen, werde im Zuge der Umsetzung der „Landesweiten Medien- und Schulbuchausleihe Saar 2.0“, kurz LSMS 2.0, geklärt. Dahinter steckt der Plan, letztlich eine digitale Schulbuchausleihe einzuführen. Irgendwann sollen also die Bücherpakete wegfallen beziehungsweise kleiner werden, weil Lernstoff auf Tablets oder Laptops digital bereit steht. Das Ministerium will, dass bis zum Schuljahr 2022/23 fast alle saarländischen Schüler und Lehrer mit Tablets oder Laptops ausgestattet sind. Nach den Sommerferien soll dieser „Rollout“ starten, hatte es geheißen (wir berichteten). Laut Ministerium werden zunächst 8300 Schüler der sechsten Klassen, an Gemeinschaftsschulen wie Gymnasien, Tablets oder Laptops erhalten, dazu aufgespielte digitale, aber auch analoge Medien, sprich: gedruckte Unterlagen und Lerninhalte. In den Herbstferien werden alle Lehrer mit leihweisen Endgeräten ausgestattet. Ab Dezember 2021 sollen dann die weiteren Jahrgänge Tablets und Laptops erhalten. Die Landkreise stimmten sich dazu eng mit dem Ministerium für Bildung und Kultur in Saarbrücken ab.

Die weitere Einführung der digitalen Tafeln und die Ausgabe der Laptops sollen also aufeinander abgestimmt laufen. Daher spreche man sich mit den Schulen ab, „welche Art von Projektionsflächen sinnhaft einzusetzen sind“. Wo also Kreidetafeln (noch) stehen bleiben und wo die neuen Smartboards sinnvoll sind, hängt letztlich auch, wenn auch nicht nur, davon ab, wie flächendeckend mobile Endgeräte (I-Pads) von Lehrern und Schülern verwendet werden.

Natürlich kostet der Umstieg von der Kreide- auf die digitale Tafel auch Geld. Über das Investitionsprogramm „Digitalpakt Schule Saarland“ seien dem Saarpfalz-Kreis rund 3,9 Millionen Euro in Aussicht gestellt, hieß es zur Fördersumme von der Kreisverwaltung. Was die Umrüstung insgesamt kosten werde, lasse sich derzeit allerdings „noch nicht beziffern“. Die Installation einer interaktiven Tafel liege inklusive Anschaffung schätzungsweise zwischen 3000 und 4000 Euro. Für Neubeschaffungen falle die Wartung zunächst unter die vertragliche Gewährleistung. Danach sei der Kreis zuständig.

 So sieht es aus, wenn Schüler einer siebten Klasse mit I-Pads im Matheunterricht lernen.

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Foto: dpa/Julian Stratenschulte
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