So erschütternd wie auch tröstend

Homburg · Die Musik stammte von Komponisten aus der Zeit des Grande Guerre: Zwischen Romantik und Moderne liegen die Stücke, bei denen „die Orgel an ihre Grenzen kommt“, so Joachim Fontaine.

 Joachim Fontaine aus Saarlouis spielte auf der Steinmeyer-Orgel in der protestantischen Stadtkirche Homburg Musik aus der Zeit des Grande Guerre. Foto: Bernhard Reichhart

Joachim Fontaine aus Saarlouis spielte auf der Steinmeyer-Orgel in der protestantischen Stadtkirche Homburg Musik aus der Zeit des Grande Guerre. Foto: Bernhard Reichhart

Foto: Bernhard Reichhart

Unter dem Titel "Les Voix de la douleur chrétienne" erklang am Sonntag in der protestantischen Stadtkirche in Homburg Musik aus der Zeit des Grande Guerre. Nicht nur heroischer Nationalismus und Tonmalerei des Infernos, sondern auch Verarbeitung der Schrecken in religiöser Entrücktheit prägen die Musik einer Epoche, die eine des Übergangs war. Spät- und Postromantik treffen auf Formen der frühen Moderne und bilden eine kunst- und kulturgeschichtlich facettenreiche Zeitströmung, die tiefe Spuren hinterlassen hat.

Das Programm des Konzertes am Sonntag erinnerte an diese Zeit und an Komponisten aus den damaligen Kriegsregionen. Er präsentiere in diesem Konzert einen "Querschnitt durch eine Zeit, die das Ende der Romantik hin zum Anfang der Moderne verkörpert", erklärte Kantor Joachim Fontaine aus Saarlouis, der an der Steinmeyer-Orgel Werke "frommer und patriotischer" Komponisten aus aller Welt wie Hendrik Andriessen , Paul de Maleingreau, Max Gulbins, Leo Sowerby, Paul Silva-Hérald, Joseph Jongen, Max Reger sowie Purcell James Mansfield interpretierte. Die Kirche habe sich in dieser Zeit "zur Weltkirche gewandelt, weil zu viele Christen in diesem Krieg zu Opfern geworden sind".

Die Musik aus der Zeit des Krieges habe "erschüttert und getröstet", so Fontaine. Darüber hinaus seien durch sie "aus Patrioten Skeptiker und Pazifisten gemacht worden". So hätten Soldaten im Dezember 1914 "über die Gräben hinweg Weihnachten gefeiert". Bereits im Sommer 1914 habe es lautstarke Demonstrationen gegeben, dass niemand für einen Monarchen in den Krieg ziehen werde. Mit einem außergewöhnlichen Programm und einer Reise durch die Musik wolle er die Zuhörer in die Zeit des Ersten Weltkrieges zurückbringen und etwas von dem vermitteln, was die Menschen an Trauer erreicht habe. Es sei "unheimlich schwierig, diese Musik aus der Kriegszeit zu spielen", erklärte Fontaine ("Die Orgel kommt an ihre Grenzen"), doch sei er fasziniert von dieser Musik, so Joachim Fontaine. Gerade die Kirchenmusik könne "eine unglaubliche Gefühlstiefe transportieren".

Begleitet wurde Fontaines Musik von Pfarrer Bernhard Bonkhoff, der in die regionalgeschichtliche Hintergründe der Zeit des Ersten Weltkrieges einführte. Mit Bildern und Texten stellte er die Auswirkungen des Krieges in Homburg vor, so unter anderem Ansprachen der damaligen Geistlichen Dekan d'Aleux und Stadtpfarrer Jung aus Gedenkgottesdiensten für gefallene Gemeindemitglieder, Fotos und Berichte vom Kriegsende und dem Einmarsch französischer Truppen in der Stadt sowie den späteren Bericht des Dekans zu diesem Ereignis und das seinerzeit aufgestellte Gefallenendenkmal in der Stadtkirche.

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