Karikaturistin aus Homburg Die Konzfrau vermischt Comic und Kunst

Homburg · Silvia Konzmann aus Homburg zeichnet Karikaturen. Ein typisches Konzfrau-Bild hat dabei aber die Größe eines Gemäldes, besitzt meistens einen Hingucker und kann auch Teile abstrakter Kunst aufweisen.

Silvia Konzmann alias Konzfrau in ihrem Wohnzimmer-Atelier mit einigen ihrer Werke.

Silvia Konzmann alias Konzfrau in ihrem Wohnzimmer-Atelier mit einigen ihrer Werke.

Foto: Sebastian Dingler

Die Künstlerin Silvia Konzmann bezeichnet sich als Wahlsaarländerin. Dabei war sie gerade mal ein Jahr alt, als sie mit ihren Eltern aus Düsseldorf ins Saarland kam. Schon als Kind zeichnet die heute 59-jährige Homburgerin viel, ihre Begabung wird früh erkannt. Folgerichtig studiert sie Grafik und Design an der Saarbrücker Kunsthochschule bei Oskar Holweck. Erst nachdem sie in den neunziger Jahren ihre beiden Söhne bekommt und viel zu Hause ist, fängt sie mit dem Zeichnen von Karikaturen an. „Ich wollte einfach etwas für mich machen.“

Die Verzerrung von Gesichtern schaut sie sich bei anderen ab und beginnt, damit zu experimentieren. Zu den Vorbildern zählen die Französin Claire Bretécher und der saarländische Altmeister Roland Stigulinszky. Der Künstlername ist schnell gefunden, Konzmann nennt sich „Konzfrau“. „Ich habe ja einen Konzmann geheiratet, vorher war ich eine Westheide. Auch haben manche Leute aus Scherz gesagt: Ach, da kommt die Konzfrau.“ Als Ausdruck von Feminismus will die 59-jährige ihren Künstlernamen nicht unbedingt verstanden wissen. Sie wiegelt da ab: „Nein, so ist das nicht. Gut sicher, als Karikaturistin setzt man sich schon immer für die Belange von Frauen ein.“

Im Laufe der Jahre entwickelt sich ihre Kunst zu dem, was sie „Comic Arts“ nennt: „Ich will den Abstand zwischen Kunst und Comic verkleinern.“ Dafür vermischt sie modernes Malen mit dem Zeichnen von Karikaturen. Vor allem die Größe der Bilder unterscheidet sie von gewöhnlichen Karikaturisten. „Wenn die abstrakten Künstler in den Ausstellungen ihre großen Bilder hängen, gehen die kleinen Cartoons unter. Da dachte ich, ich will auch mal laut sein und das auf große Leinwände bringen.“ Ein Erlebnis bei der Zweibrücker Künstlergruppe Prisma bestärkt sie darin: „Die machten im Jahr 2015 Aktionen, unter anderem in einem Zelt während der Straßentheater-Tage, bei denen mehrere Künstler zusammen riesige Bilder malten – da habe ich gemerkt, dass mir die große Leinwand Spaß macht.“

Ein typisches Konzfrau-Bild hat also die Größe eines Gemäldes, besitzt meistens einen Hingucker und kann auch Teile abstrakter Kunst aufweisen. Ein Auto reißt da ein Haifischmaul auf und frisst die Straße auf. Auf einem anderen Bild ragt von oben ein nach unten hängender Kopf hinein, dazu erscheint eine Denkblase mit „Die Gedanken stehen Kopf“. Oder: Eine nachdenkliche Angela Merkel stützt ihren Kopf auf die Hand, hinter ihr lodert das Feuer und neben ihr erscheinen kaum lesbare Varianten ihres berühmten „Wir schaffen das“-Spruchs. Konzmann möchte die Karikaturen oder Cartoons nicht nur einfach vergrößern, sondern auch die Techniken von abstrakten Künstlern verwenden. „Freies Fließen“, nennt sie als solche, und: „Das Übereinander von Farben, Aufspritzen von Material und das Entstehen von Strukturen.“ Irgendwo abschauen will sie sich das nicht: „Ich nehme immer irgendein Material und gucke, ob das funktioniert.“ Gearbeitet wird im heimischen Wohnzimmer auf einem Tisch. Auf eine Staffelei kommen die Bilder erst später, zum anschauen.

Konzmann ist in ihren Werken selten plakativ oder lässt sich auf eine bestimmte Aussage festlegen. Sie erzählt, dass die Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier gesagt habe, dass man die Konzfrau-Cartoons nie ganz fassen könne. Sie seien vielschichtig, und es steckten immer mehrere Gedanken dahinter. Zum Beispiel hat die Malerin ein Bild von einem Zebra vor einem Strichcode angefertigt: „Dazu haben die Betrachter ganz wunderbare Gedanken geäußert.“ Genau das möchte sie mit ihren Werken erreichen. Seit 2010 nimmt sie an der Jahresausstellung der Homburger Künstler im Saalbau teil. Dort findet 2011 auch ihre erste Einzelausstellung statt. 2016 gestaltet sie den Kalender des Homburger Musiksommers, danach folgt eine Ausstellung im Frauenforum mit dem Thema „Weibsbilder“. 2018 sind ihre Werke in der Galerie Peter Köcher in Bexbach zu sehen.

 Silvia Konzmann vor einigen Jahren bei ihrer Einzelausstellung im Saalbau. Hier steht sie vor ihrer Kopfplastik mit Beule „Ein Käfig ging einen Gedanken fangen“.

Silvia Konzmann vor einigen Jahren bei ihrer Einzelausstellung im Saalbau. Hier steht sie vor ihrer Kopfplastik mit Beule „Ein Käfig ging einen Gedanken fangen“.

Foto: Ulrike Stumm

Silvia Konzmann arbeitet aber auch rein kommerziell: Für das Magazin der Industrie- und Handelskammer liefert sie vier Jahre lang einen Cartoon pro Ausgabe. Auch zeichnet sie im Auftrag als Geschenke für private Feiern. Mit Anfang 50 macht sie aber noch eine Ausbildung als Erzieherin: „Weil ich als freiberufliche Grafikerin sehr auf mich allein gestellt war.“ Außerdem arbeite sie gerne mit Kindern – und so betreut sie jetzt Grundschüler im Blickweiler Hort.

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