Sieben Erlöserworte in Sonaten

Einöd. "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Mit diesen ersten von sieben Worten Jesu am Kreuz, entnommen aus Evangelien des Lukas, des Johannes und des Matthäus und gesprochen in ihrer lateinischen Fassung, eröffnete am vergangenen Freitag Pfarrerin Heide Salm die Karnacht in der Einöder Apostelkirche

 Musiker des Kammermusikquartetts. Foto: SZ

Musiker des Kammermusikquartetts. Foto: SZ

Einöd. "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Mit diesen ersten von sieben Worten Jesu am Kreuz, entnommen aus Evangelien des Lukas, des Johannes und des Matthäus und gesprochen in ihrer lateinischen Fassung, eröffnete am vergangenen Freitag Pfarrerin Heide Salm die Karnacht in der Einöder Apostelkirche. Zahlreiche Besucher, allerdings deutlich weniger als im vergangenen Jahr, hatten sich in der Kirche eingefunden, um im elften Jahr den Sonatenreigen aus Josef Haydns Werk "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers Jesu Christi am Kreuze" in einer Aufführung des Streichquartetts des Kammermusiktreffs Einöd zu erleben. Haydns Komposition aus dem Jahr 1785, im Ursprung ein Werk für Orchester, verbindet die in den Evangelien des Lukas, des Johannes und des Mathäus überlieferten sieben letzten Worte Jesu am Kreuz mit sieben Sonaten, eingefasst durch eine "Intriduzione" und das "Il Terremoto", das Erdbeben. Seine Uraufführung erfuhr das Werk als Auftragsarbeit Haydns im Dom von Cadiz. Schon zu Lebzeiten des Komponisten erfuhr die ursprüngliche Fassung ihre Transformation für ein Quartett. Der Uraufführung angelehnt, war auch die Apostelkirche in Einöd nur durch vier kleine Lampen über den Musikern des Streichquartetts beleuchtet, die Dunkelheit im Rest des Kirchenschiffes ließ den Besuchern Raum, um in den Stille-Pausen zwischen den einzelnen Sonaten und der Textrezitationen aus der Bibel den eigenen Gedanken nachzugehen. Die Musik zum Karfreitag hat seit langem Tradition in Einöd, nunmehr im elften Jahr erklangen Haydns "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze" in eben jener Quartettfassung des Ursprungswerkes in der Apostelkirche. Musikalisch zeichnete auch in diesem Jahr ein Streichquartett des Kammermusiktreffs Einöd verantwortlich: Vsevolod Starko und Jürgen Groß an den Violinen, Horst Riller an der Viola und Gregor Berg am Violoncello ließen mit Tiefe, großem Verständnis für die Bedeutung des Werkes und der Bedeutung der Karnacht Haydns musikalische Vision vom Leiden Jesus am Kreuze erklingen, inhaltlich gestärkt durch die Worte Jesu selbst. Das Konzert diente nicht nur der inneren Einkehr in der Nacht des Karfreitags sondern auch einem ganz weltlichen Zweck: Der Erlös aus Spenden soll der Kirchengemeinde helfen, die König-Orgel zu erhalten. thw

HintergrundDie sieben letzten Worte Jesus Christus' sind fester Bestandteil der kirchlichen Liturgie zum Karfreitag. Entnommen aus den Evangelien des Lukas, des Matthäus und des Johannes sind sie immer wieder auch Gegenstand von Vertonungen, die Bekannteste stammt von Josef Haydn, aber auch Komponisten wie Saverio Mercadante und Heinrich Schütz widmeten dem Zyklus einen Teil ihres Wirkens. thw

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