Jazzfrühschoppen Sie machten ihrem Namen alle Ehre

 Homburg · Voyage Gitane mit zwei Nachfahren des legendären Django Reinhardt begeisterten mit Gypsy Jazz. 

 Voyage Gitane featuring Lisa Mosinski beim Homburger Jazzfrühschoppen.

Voyage Gitane featuring Lisa Mosinski beim Homburger Jazzfrühschoppen.

Foto: Thorsten Wolf

Der Name Reinhardt verpflichtet im Jazz, denn: Der legendäre Django Reinhardt begründete im vergangenen Jahrhundert mit seiner Mischung aus New-Orleans-Jazz, französischen Walzern und der Musik der Roma nicht nur den Gypsy-Jazz, Reinhardt galt zu seiner Zeit zudem als der beste europäische Jazz-Musiker überhaupt. Am vergangenen Samstag nun, beim vorletzten Homburger Jazzfrühschoppen der Saison 2017, waren es mit Jerome Django Reinhardt und Lolo Reinhardt gleich zwei Nachkommen aus der legendären Musiker-Familie, die zusammen mit Bodo Jaworek (Violine), Ralf Müller (Bass) und Lisa Mosinski (Gesang) als „Voyage Gitane featuring Lisa Mosinski“ die Gäste auf dem historischen Homburger Marktplatz auf eine ganz besondere Reise mitnahmen. Und diese Reise wurde natürlich vor allem geprägt vom ausdrucksstarken Gitarrenspiel der beiden Reinhardts. Fast klassisch die Besetzung: zwei Gitarren, eine Violine, ein Bass – nur eine zweite Rhythmus-Gitarre „fehlte“, um ein Hot-Club-Quintett zu vervollständigen, doch das tat dem Morgen keinen Abbruch. Typisch auch das Fehlen eines Schlagzeugs, dessen prägende Rhythmik wird im Gypsy-Jazz üblicherweise durch den perkussiven Einsatz der Rhythmus-Gitarre ersetzt. Es war also alles angerichtet für einen beeindruckenden Jazz-Vormittag.

Und Voyage Gitane hielten, was schon alleine die Namen der beiden Gitarristen versprachen. Dabei ist dieser Musikstil durchaus auch ein Gratwanderung zwischen dominantem Gitarrenspiel mit oft sehr ausgiebigen Solopassagen und dem Gesamtgefüge eines Liedes. Schon alleine die Vielzahl der voll angespielten Töne der Gitarre, die nicht unübliche hohe Geschwindigkeit, die große Dichte verlangen eine bewusstes Zuhören. Und auch deswegen haben die Geige, der Bass und auch, wie im Samstag, die Stimme die wichtige Funktion, inmitten des außerordentlichen Gitarrenspiels wichtige Zonen für die akustische Prägung dieses Musikstils zu sorgen.

Thema Stimme: Die ist im Gypsy-Jazz nicht obligatorisch, tatsächlich sogar eher selten. Nun war es an Lisa Mosinski, dem Instrumental-Quartett eine fünfte Ebene zu geben – und sie tat das bei Jazz-Standards, die die Zuhörer an ferne und im Gegensatz zum samstäglichen Homburg an warme Orte führte, so nach Brasilien. Dort, am Strand von Ipanema, ließ der Komponist Antonio Carlos Jobim sein Mädchen wandeln – und es als „The Girl from Ipanema“ zu einem Welterfolg werden. Doch wer hätte diese Geschichte am Samstag besser erzählen können, als Lisa Mosinski selbst. „Da sitzt er, am Strand von Ipanema, jeden Tag. Und er verkauft Wassermelonen oder irgendetwas in der Art. Und sie, sie läuft jeden Tag an ihm vorbei. Aber sie sieht ihn nicht. Und so voller Sehnsucht ist man zu Hause ja schön einsam und hat Zeit, Lieder zu schreiben. Und genau das hat Antonio Carlos Jobim getan.“ Natürlich sang Mosinski den Weltklassiker nicht in der englischen Übersetzung, sondern auf Portugiesisch – wenn schon eine Reise, dann auch richtig. Was dabei sowohl den Instrumentallisten als auch Lisa Mosinski ohne Mühe gelang: Sie gaben ihrer Interpretation eines Klassikers  einen eigenständigen Charakter, ohne sich dabei in zwanghafter Abgrenzung zum Original zu ergehen. Von Brasilien ging es an dieser Stelle des Jazzfrühschoppen weiter nach Kuba – und hin zu einem weiteren Jazz-Standard mit Weltklang: Der Leidenschaft und Musikbegeisterung der Insel und ihrer Bewohner widmeten Voyage Gitane den Hit „Besame mucho“ aus der Feder der mexikanischen Komponistin Consuelo Velazquez. Gerade der Mix aus Gypsy-Jazz und weltbekannten Jazz-Standards aus dem spanisch-lateinamerikanischen Raum sorgten am Samstag für ein Wechselbad der wunderschönen Gefühle.

 Am kommenden Wochenende ist Finale des Homburger Musiksommers: Bei Querbeat am Freitagabend, 8. September, hat die zehnköpfige, saarländische Soul-, Funk- und Rockformation Soulbacher das Kommando auf der Bühne am alten Rathaus, am Samstag, 9. September, sorgen beim Jazzfrühschoppen „Robert, Du und ich“ um den Lokalmatadoren Ralf Hunsicker für die letzten Akkorde des Homburger Musiksommers.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort