Ausstellung Hüttermann Sie erschafft Bilder aus Wachs und Stoff

Homburg/Saarbrücken · Die Werke von Birgitta Hüttermann sind noch bis Sonntag, 20. August, im saarländischen Künstlerhaus zu sehen.

 In ihrem Zuhause in der Homburger Lagerstraße ist die Kunst von Birgitta Hüttermann allgegenwärtig, eine Auswahl ihrer Arbeiten ist aktuell und noch bin zum 20. August im saarländischen Künstlerhaus in Saarbrücken zu sehen.

In ihrem Zuhause in der Homburger Lagerstraße ist die Kunst von Birgitta Hüttermann allgegenwärtig, eine Auswahl ihrer Arbeiten ist aktuell und noch bin zum 20. August im saarländischen Künstlerhaus in Saarbrücken zu sehen.

Foto: Thorsten Wolf

Über Kunst kann man bekanntlich viele Worte verlieren. Man kann sie technisch bewerten, handwerklich schätzen, ihre Bedeutung ermessen, ihren Zeitgeist ergründen, davor und dahinter schauen, sie philosophisch, gesellschaftlich und soziokulturell verorten. Doch am Ende ist es wie bei einem Essen: Ganz gleich, welche Mühe sich ein Koch gibt – am Ende schmeckt es einem oder eben nicht. Und so ist es auch mit der Kunst, jenseits aller verpackenden und begründenden Worte. Gefällt oder gefällt nicht.

Was nun gefallen will, orientiert sich dabei auch mitunter am Geschmack der Meisten. Aber: Wer gefallen will, der wird schnell zu einem Grashalm inmitten von vielen Grashalmen.

Doch müssen Kunst und Künstler spalten, provozieren um nicht zum Teil einer uniformen Grünfläche zu werden? Nein, sie darf gefallen im besten Sinne – ohne dabei auf eine eigene Handschrift, auf einen unverwechselbaren Stil verzichten zu müssen.

Genauso so muss man das betrachten, was die Homburger Künstlerin Birgitta Hüttermann seit Jahren aus Wachs und Stoff erschafft, und was derzeit und noch bis zum 20. August im saarländischen Künstlerhaus in Saarbrücken zu sehen ist: Eine eigene Welt, gegenständlich – doch in ihrer Gegenständlichkeit abstrakt. Mit Wachs und Stoff verwurzelt im Traditionellen, doch alles andere als traditionell. „Textile Gestaltung“ nennt sich das, was Hüttermann macht, ein Begriff, der zwar technisch alles nötige sagt, dem Ergebnis aber kaum gerecht wird.
Da entsteht im Handwerk Kunst, Hüttermanns Arbeiten dabei auf den vielfach benutzten Begriff „angewandte Kunst“ zu fixieren, führt auch in die Irre.

Ganz konkret führt Hüttermann die Technik der Batik mit einer eigenen, über Jahre hinweg entwickelten Herangehensweise an die Verbindung aus Stoff und Wachs zu neuer Bedeutung. Es entstehen so kontrolliert konzeptionierte Oberflächen, in der Hüttermann ihre beiden wesentlichen Werkstoffe in ganz unterschiedlicher Art und Weise miteinander kommunizieren lässt, gefasst immer im Rechteck. Am Ende entstehen, oft mit einem seriellen Konzept verbunden, Objekte von Rang.

Ihr eigenen Wurzeln beschreibt Birgitta Hüttermann selbst so: „Ursprung war zunächst die Batik, mit der ich in unterschiedlichen Facetten etwa 25 Jahre gearbeitet habe.“ Von da aus führte der Weg hin zu dem, was die Künstlerin heute als „gesteuerten Zufall“ bezeichnet, den bewussten Einsatz von Wachs im Gestaltungsprozess. Hüttermanns formal technischer Ansatz gibt dabei ihren Objekten eine ganze Vielfalt von Dreidimensionalität, die von ihr in und mit Wachs und Stoff geschaffenen Werke mit ihren Strukturen täuschen das Auge des Betrachters immer wieder – ordnen ihre Arbeiten aus der Ferne. Betrachtet man das Umfeld, so eröffnen sie im Detail selbst ganz unterschiedliche und facettenreiche Anmutungen, die in der strengen Fassung des Rechtecks einen Kontrapunkt setzen.

Dabei haben die Arbeiten der in Karlsruhe geborenen Künstlerin, von Haus aus gelernte Buchhändlerin und seit dem Jahr 1973 freischaffend, etwas erschaffen, dessen Harmonie, Ordnung und Konzeption sich nie anbiedert, sondern ist, was es ist: Ein in vieler Hinsicht beeindruckendes Erlebnis für die Augen.

In Saarbrücken nun stellt Hüttermann ihre Arbeiten in einen Kontext mit den Werken von Diana Stegmann. Die Arbeiten der gelernten Korbflechterin bauen die Brücke von einem uralten Handwerk hin zur Kunst – wenn sie aus Weiden Korbwellen und Wellenkörbe erschafft.

Beide Künstlerinnen teilen im Übrigen eine Gemeinsamkeit: die Befähigung, vermeintlich Bekanntes in einer besonderen Form neu entstehen zu lassen, die gleichermaßen in die Vergangenheit wie in die Zukunft weist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort