Königliche Visite Schweden-Royals kommen nach Homburg – der Besuch hat einen ernsten Hintergrund
Homburg · Gesundheitsminister Magnus Jung besuchte die Räume des künftigen Childhood-Hauses auf dem Gelände des Uniklinikums. Die Ärztliche und die Kaufmännische Leiterin, Prof. Jennifer Diedler und Bettina Rottke, begrüßten den Minister. Und erfuhren von einem bevorstehenden königlichen Besuch.
Gerne erinnert man sich in Homburg noch an die Visite des holländischen Königspaares Willem-Alexander und Máxima vor sechs Jahren. Und auch da stand das Uniklinikum im Mittelpunkt. Was bringt diesmal die königlichen Damen aus Schweden auf den Campus? Homburg wird im kommenden Jahr ein so genanntes Childhood-Haus bekommen. Initiator des Childhood-Haus-Konzeptes ist die World-Childhood-Foundation, die 1999 von Königin Silvia von Schweden gegründet wurde und sich weltweit für das Recht auf eine Kindheit frei von sexualisierter Gewalt und Missbrauch stark macht. In Deutschland hat die Stiftung bereits zehn dieser Häuser auf den Weg gebracht.
Und da die königliche Stiftung in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, bot sich die Eröffnung des Homburger Childhood-Hauses an, dieses Jubiläum bei der Eröffnung gleich mitzufeiern. Das ist der Grund, dass wir in der Saarpfalz höchstwahrscheinlich mit königlichem Besuch rechnen können.
Nun ist die Saarpfalz einst tatsächlich mal mit Schweden verbunden gewesen, denn der schwedische König Karl XI. erbte 1681 das kleine pfälzische Herzogtum Zweibrücken. Doch weder Karl XI. noch sein Nachfolger, Karl XII., bekamen Homburg oder Zweibrücken je zu Gesicht, sie ließen sich von Statthaltern vertreten, die wiederum schwedische Architekten beriefen, darunter Jonas Erikson Sundahl, der das Edelhaus in Schwarzenacker entworfen hat. Vielleicht wäre dies ja ein passender Ort für die Jubiläumsfeier? Dann wäre erstmals nach 345 Jahren ein Mitglied des schwedischen Königshauses auf ehemals eigenem Boden zu Besuch.
Doch zurück zum Childhood-Haus: Es soll auf dem Gelände des Uniklinikums in das historische Gebäude 33 aus dem Jahr 1909 einziehen. Das Childhood-Haus ist kein ganzes Haus, sondern besteht aus mehreren Räumen im zweiten Stock, die in den kommenden Wochen so umgestaltet werden, dass von Gewalt und Misshandlungen betroffene Kinder und Jugendliche in einer ruhigen, angstfreien Atmosphäre befragt werden können.
Bereits im Saarland bestehende Angebote und Netzwerkstrukturen der Kindertrauma-Ambulanzen, der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Kinderklinik des UKS werden ebenfalls hier gebündelt. Auch soll die Zusammenarbeit von Medizin, Psychologie, Jugendhilfe, Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz künftig unter dem gemeinsamen Dach des Childhood-Hauses ermöglicht werden.
Die jährlichen Personalkosten für die drei Stellen, die für das Childhood-Haus zusätzlich geschaffen werden, übernimmt das Land. Das war auch ein Grund, warum Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) auf seiner Sommertour speziell dem künftigen Childhood-Haus einen Besuch abstattete.
Eva Möhler, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum, war die perfekte Gastgeberin, sie zeigte dem Minister die künftigen Räume, erläuterte die Funktionen und hatte dafür alle maßgeblichen Fachleute zusammengetrommelt.
Am Ende gab es noch eine gemütliche Kaffeetafel mit dem Minister, der sichtlich beeindruck war, was in Homburg bisher alles auf den Weg gebracht wurde. So wird das künftige Childhood-Haus auch über eine gerichtssichere Vernehmungstechnik verfügen, bei der Kinder von Fachleuten so befragt werden können, dass es für sie möglichst wenig belastend ist.
Mit dabei beim Besuchstermin des Ministers waren auch zwei Vertreter des Johanniterordens, der sich ebenfalls finanziell am Childhodd-Haus beteiligt, zumal die Unterstützung und Förderung benachteiligter uns psychisch belasteter Kinder zu den Kernaufgaben des Ordens gehört. Die Johanniter übernehmen die Kosten der Sanierungsarbeiten am Haus in Höhe von 1,2 Millionen Euro, die dringend nötig sind, denn das alte Gebäude wirkt an vielen Stellen doch sehr renovierungsbedürftig.
Das Childhood-Haus soll über einen geräumigen und kinderfreundlichen Wartebereich verfügen. Büroräume, ein Untersuchungs- ebenso wie ein geräumiges Besprechungszimmer sind geplant. Wert wird ebenfalls auf einen überdachten Außenbereich für Kinder und Jugendliche gelegt, samt Boxbirne, Ergometer und Schaukel – zur Selbstberuhigung und zum Durchatmen.
„Nach einem Misshandlungsverdacht beginnt für viele Kinder bisher eine Odyssee durch die Instanzen der Rechtsmedizin, Kindermedizin, Polizei und Justiz und oft auch der Gynäkologie, die später als sehr belastend und beängstigend geschildert wird“, erklärte Eva Möhler dem Minister, der am Ende keinen Zweifel mehr hegte: das Childhood-Haus ist eine wichtige Einrichtung für das Land und ein Meilenstein beim Kinderschutz.