Schutz in schweren Zeiten

Homburg. Es ist eine eher unspektakuläre schwere Stahl-Tür im Kellergeschoss des Homburger Rathauses, die auf eine ganz eigene Art und Weise eine Geschichte vom nötigen Schutz in schweren Zeiten erzählt, gleichsam ein schützender "Stall aus Stahlbeton"

Homburg. Es ist eine eher unspektakuläre schwere Stahl-Tür im Kellergeschoss des Homburger Rathauses, die auf eine ganz eigene Art und Weise eine Geschichte vom nötigen Schutz in schweren Zeiten erzählt, gleichsam ein schützender "Stall aus Stahlbeton". Denn: Die sogenannte Katastrophenschutz-Befehlsstelle samt der als Schutzbunker ausgebauten Tiefgarage unter dem Homburger Forum wurde konzipiert, als Europa noch ganz im Zeichen des Ost-West-Konflikts stand.

Heute, viele Jahre nach dem Ende des kalten Krieges, ist die gesamte Anlage entwidmet. Die eigentlichen Befehlsstelle ist zu einem guten Teil Lagerraum, in der Tiefgarage künden nur noch Details für den Fachmann davon, dass hier einmal bis zu 3000 Menschen Schutz vor Bedrohungen finden sollten. Der Fachmann, der sich am Besten mit der Geschichte und der umfangreichen Technik der komplexen Anlage auskennt, ist Wolfgang Dejon. Dejon, in der Homburger Stadtverwaltung für die Haustechnik zuständig, ist wohl der letzte seiner Art, ein ausgebildeter und bestellter Bunkerwart.

Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt er weit zurück in die Geschichte. Ausgangspunkt für diese Reise in die Vergangenheit ist erstmal die heute recht profan anmutende Befehlsstelle. "Im Katastrophenfall, zum Planungszeitpunkt der Anlage also eines Verteidigungsfalls, wären die Geschicke der Stadt von hier aus beobachtet und geleitet worden." Entsprechend eines Planes hinsichtlich "wer hat im Falle eines Falles was zu tun", hätte der amtierende Oberbürgermeister, "wenn er zu diesem Zeitpunkt noch gelebt hätte", so Dejon, mit einem ausgewählten Stab dafür gesorgt, den Zivilschutz einzurichten und zu organisieren.

Heute künden in der Befehlsstelle nur noch wenige Gerätschaften von diesen Notfallplänen: ein kleines Steuergerät für unterschiedliche Alarmierungen von Luftalarm bis ABC-Alarm, daneben ein nostalgisch anmutendes Telefon mit einem "Handbuch für die Warnstellen des Warndienstes" aus dem Jahr 1982. Zeugen einer glücklicherweise vergangenen Zeit.

Daneben sind es vor allem zahlreiche energietechnische Anlagen, die von der Epoche erzählen. Dejon: "Hier in der Befehlstelle gibt es eine Frischwasserversorgung mit einem 3000-Liter-Tank." Zu den sanitären Anlagen gehört dabei auch eine Dekontaminationsanlage im doppelt abgewinkelten Eingangsbereich. "Diese Abwinklungen mit mehr als 30 Zentimeter dickem Stahl-Beton sollten ausreichen, um gegen eine normale radioaktive Strahlung zu bestehen." Ein Notstromaggregat und ein Tank für 5000 Liter Kraftstoff hätten im Einsatzfall ebenso für Unabhängigkeit "von draußen" gesorgt. Belüftungssystem, teils automatisch, teils von Hand betrieben, komplettieren die Ausstattung.

Vor der Tür der Katastrophenschutz-Befehlsstelle war es die große Tiefgarage, die Bürgern Schutz geben sollte. Noch heute deutlichstes Zeichen dieser Doppelfunktion des Tiefbaus ist ein 30-Tonnen schweres Stahltor im Zufahrtsbereich - im normalen Betrieb in einer der massiven Wände verborgen. Und auch die Architektur mit ihren Verwinkelungen und den gasdicht schließenden Türen erzählen die Geschichte von der allgegenwärtigen Angst im kalten Krieg.Foto: Thorsten Wolf

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