Bundesvorlesetag Schüler lesen in Homburger Geschäften vor

Homburg · Einfach mal beim Einkaufen kurz zuhören, wenn andere aus einem Buch vorlesen: Das kann man am Freitagvormittag in Homburg erleben – dank einer Aktion von Siebtklässlern aus der Robert-Bosch-Schule.

 Zum Buch greifen, anderen etwas daraus vorlesen: Das werden Schüler am Freitag in der Homburger Innenstadt an verschiedenen Stellen tun.

Zum Buch greifen, anderen etwas daraus vorlesen: Das werden Schüler am Freitag in der Homburger Innenstadt an verschiedenen Stellen tun.

Foto: dpa/Felix Kästle

Wenn Kinder lesen lernen, wenn sie begreifen, dass aus einzelnen Buchstaben Worte, Sätze, eigene Geschichten werden, dann ist das ein ganz besonderer Moment im Leben. Eine Eintrittskarte in andere Welten, etwa in die der mutigen Pippi Langstrumpf, in die von Ronja Räubertochter, in die des Zaubererjungen Harry Potter oder eben in die des Alltags-Anti-Helden Greg, der seine Erlebnisse in Tagebücher als Comic-Roman schreibt und zeichnet. Irgendwann aber schwindet die allgemeine Faszination, scheiden sich die Geister, die einen greifen immer seltener zum Buch, die anderen versinken weiter in geschriebenen Abenteuern. Das ist heute wohl nicht entscheidend anders als vor Jahren. Doch Lesen ist nicht nur schön, eine Fantasie beflügelnde oder eine informative Reise, sondern es hilft an vielen anderen Stellen. Das zeigen immer wieder auch Studien: Kinder, die lesen oder denen regelmäßig vorgelesen wird, verfügen über einen deutlich größeren Wortschatz als Gleichaltrige ohne eine solche Erfahrung, sie haben im Schnitt bessere Noten. Deswegen sollen Bücher für Kinder interessanter gemacht werden. Das ist das Thema von Lehrern, Eltern, in Fachkonferenzen und an vielen anderen Stellen. Und hier setzt auch der Bundesvorlesetag an, der seit Jahren im November begangen wird. Er will ein Zeichen setzen und letztlich sollen so langfristig Lesekompetenz gefördert und Bildungschancen eröffnet werden.

Vorlesen, sagt Silke Gaa, Lehrerin an der Homburger Robert-Bosch-Schule, ist ein menschliches Bedürfnis. Und das pflegt sie bewusst auch mit ihren Schülern. Daraus ist nun eine besondere Aktion entstanden, die das Buch, das Zuhören, das Vorlesen mitten in die Stadt trägt, in Geschäfte, Banken, aber auch die Stadtbibliothek, wo das geschriebene Wort ohnehin zu Hause ist. Gaa wird mit einer Gruppe von Siebtklässlern losziehen, die dann an diesen Orten vorlesen werden. Alle haben sich freiwillig gemeldet, berichtet sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Um die  25 Schüler machen dabei mit. Sie werden in Kleingruppen an diesem Vormittag an bestimmten Plätzen stehen und dort vorlesen. Die Bücher, berichtet Gaa, haben sie sich selbst ausgesucht, genauso wie die Textstellen, die sie vortragen werden. Als sie diese Idee vorgestellt habe, sei das direkt gut angekommen bei den Kindern, berichtet Gaa. Die spontane Reaktion: „Ja, das machen wir, das gefällt uns.“ Sie selbst und die Schulleiterin Barbara Neumann werden an dem Vormittag zwischen den verschiedenen Stellen umherlaufen. Die Kinder stemmen ihr Vorleseprogramm also selbstständig. Dazu haben sie eine kleine Checkliste dabei, auf der steht, was zu tun ist: vom Vorstellen bis zum Plakat, das sie eigens gestaltet haben. Die Lesedauer soll 30 Minuten pro Station nicht überschreiten, die Zwölf- bis 13-Jährigen wechseln sich beim Lesen ab. Anschließend soll über das Gehörte gesprochen werden, das wünschen sie sich jedenfalls. Eine Woche später soll dann in der Schule darüber nachgedacht werden, wie der Vormittag gelaufen ist.

Die Aktion ist nur eine von vielen Anregungen, die Kinder ans Buch bringen sollen. „Wir haben eine Schulbücherei“, die auch gut genutzt werde, berichtet Gaa. Mit neuen Schülern besuche sie immer eine Buchhandlung, um zu zeigen, wie breit das Angebot an Geschrieben ist. Manchen sei das gar nicht klar. Außerdem, so Gaa, nehme sie sich die Zeit, mit den Kindern die gesamte Schullektüre im Unterricht laut vorzulesen – eine gute Übung also für die Premiere, die nun am 17. November ansteht.

Die Schülergruppe wird gegen 9.15 Uhr in der Schule loslaufen, dann werden die Kleingruppen bis etwa 11/11.30 Uhr in der Stadt unterwegs sein. Vorlesen werden die Siebtklässler in der Stadtbücherei, in der Kreissparkasse, in der Grundschule Sonnenfeld, im Haus am Schlossberg. im Eine-Welt-Laden, in Jungs Bio­frischmarkt, in der Bäckerei Gillen in der Ringstraße, in Manuelas Modelounge, in der Tee- und Stein-Oase sowie in der Buchhandlung Welsch. Bei gutem Wetter lesen die Kinder zudem vor Peek & Cloppenburg und eventuell am Bücherregal in der Talstraße vor Tchibo vor.

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