Saarpfalz-Gymnasium Schüler lernen Erste Hilfe mit Studenten

Homburg · Drei Aktionstage im Saarpfalz-Gymnasium Homburg mit Studierenden der Medizinischen Fakultät in Homburg.

 Medizinstudentin Isabell Peitz zeigt hier an „Patientin“ Daniela Knauf, wie ein Ersthelfer überprüft, ob jemand noch atmet.

Medizinstudentin Isabell Peitz zeigt hier an „Patientin“ Daniela Knauf, wie ein Ersthelfer überprüft, ob jemand noch atmet.

Foto: Sebastian Dingler

Im Klassenzimmer läuft der alte Bee-Gees-Discosong „Stayin’ Alive“, den erstaunlicherweise viele Fünftklässler kennen. Außerdem liegen vier Torsos aus Gummi auf dem Boden, auf denen die Kinder wie wild herumdrücken. So lief das an drei Aktionstagen im Saarpfalz-Gymnasium Homburg ab, als mehrere Studierende der Medizinischen Fakultät in Homburg den Schülern einen Erste-Hilfe-Kurs gaben.

„Stayin‘ Alive“ ist ideal vom Tempo her für die Herzdruckmassage, abgesehen davon, dass es ja auch textlich gut passt. Auch „Atemlos“ von Helene Fischer eignet sich für den richtigen Rhythmus und sollte mithelfen, dass der Patient wieder atmet, war da zu hören. Interessant: In den drei Schulstunden des Kurses, die jeweils zwei Klassen parallel durchlaufen, wird nur die Herzdruckmassage eingeübt, nicht die Mund-zu-Mund-Beatmung. „Es hat sich in Studien herausgestellt, dass die Herzdruckmassage wichtiger ist als die künstliche Beatmung, denn es ist meistens noch genug Sauerstoff im Blut, bis der Rettungsdienst kommt“, sagte Daniela Knauf, eine der Studentinnen. Gedrückt werden sollte auf das Brustbein, in etwa zwischen den Brustwarzen, und am besten mit einiger Kraft.

Dass die Fünft- bis Siebtklässler die Reanimation hinterher perfekt beherrschen, sei nicht das primäre Ziel der Aktion: „Wichtig ist, dass man das früh lernt, damit man auch einfach die Scheu davor verliert. Hauptsache, sie hören es mal und haben es mal gemacht. Es wird ja dann irgendwann mal wiederholt“, meinte Daniela Knauf.

Geübt wurde der komplette Ablauf eines Notfalls, vom Auffinden der betroffenen Person bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Außerdem wurden die Schüler auch auf den Fall vorbereitet, dass sie jemanden finden, der noch atmet, aber nicht mehr bei Bewusstsein ist: wie man nämlich eine solche Person in die stabile Seitenlage bringt.

Möglich wurde der Kurs durch zwei verschiedene Aktionen. Einmal durch „First aid for all“, ein bundesweites Projekt, bei dem Medizinstudenten für diese Kurse geschult werden. Zum anderen war die neue Aktion „Das Saarland macht Druck“ beteiligt, wie Schulleiter Jürgen Mathieu erzählte. „Da war Herr Pöhler bei einer Fortbildung gewesen, obwohl er schon ausgebildeter Sanitäter und selbst Ausbilder ist.“

Geschichtslehrer Matthias Pöhler, der die Aktion mit ins Rollen brachte, meinte: „Es wird viel zu wenig gemacht in Deutschland. Es liegt im EU-Ranking auf dem vorletzten Platz, was Reanimation durch Ersthilfe betrifft. Deswegen gibt es diese Initiativen, damit man mehr Ersthelfer ausbildet, die dann im Ernstfall direkt tätig werden. Fünf Minuten hat man Zeit, wenn man die verstreichen lässt, ist es meistens zu spät.“ Daniela Knauf wiederum hatte von einer Freundin vom Projekt „First aid for all“ gehört, das vor zwei Jahren auf dem Bundeskongress der Medizinstudierenden in Mainz vorgestellt worden war. Mittlerweile machen 15 Studierende aus Homburg bei der Aktion ehrenamtlich mit, das Saarpfalz-Gymnasium war dabei die erste Station für den Erste-Hilfe-Kurs. Außer Daniela Knauf wirkten am ersten Tag des Kurses noch mit: Fabienne Pütz, Raphaela Bosch, Michelle Benz, Judith Rutsch, Mareike Brinkmann, Laura Gaul und Isabell Peitz. Letztere sagte: „Ziel ist auch, dass noch mehr Leute mitmachen. Dann kann man sich das besser aufteilen und sich abwechseln.“

Geschult wurden die Studentinnen vom Malteser-Hilfsdienst. Neben fachlichem Wissen war dabei auch pädagogisches Geschick gefragt. Mit einem witzigen Einstieg ins Thema brachen die jungen Frauen das Eis bei den Schülern. Diese sollten nämlich mit grünen oder roten Karten abstimmen, wann denn ein echter Notfall vorliegt – etwa wenn die Oma plötzlich bewusstlos ist oder wenn der kleine Bruder das Kloputzmittel getrunken hat. Und nicht, wenn der Handy-Akku nur noch ein Prozent anzeigt.

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