Science-AG am Gymnasium Johanneum Einmal Stratosphäre und zurück

Homburg · Das Homburger Gymnasium Johanneum begab sich kurz vor den Ferien an den Rand des Weltalls. Möglich gemacht hatten dies Schüler der Science- AG, die einen Wetterballon samt Sonde in die Stratosphäre schickten.

 Die an einem Fallschirm hängende Sonde trudelte nach 144 Minuten des Aufstiegs dem Erdboden entgegen.

Die an einem Fallschirm hängende Sonde trudelte nach 144 Minuten des Aufstiegs dem Erdboden entgegen.

Foto: Jacob Johannes

Einen Luftballon steigen zu lassen – das ist ja an sich nichts Besonderes. Doch was sich da am Mittwoch am Gymnasium Johanneum in Homburg abspielte, das war schon eine ganz andere Hausnummer. Im Mittelpunkt standen da die sieben Teilnehmer der Science-AG des Gymnasiums. Sie starteten im Rahmen des stufenübergreifenden Schulprojektes „Wetterballon“ einen Flug in die Stratosphäre. Hierbei schickte das Johanneum, als eine der ersten Schulen im Saarland, eine mit einem Fallschirm ausgestattete Sonde an einem Wetterballon an den Rand des Weltalls, teilte die Schule mit.

Der Tag begann früh: Bereits um 6.30 Uhr, eineinhalb Stunden vor dem geplanten Start, begannen die ersten begeisterten AG-Teilnehmer mit den Vorbereitungen. Die sieben Jungen aus den Klassenstufen fünf bis neun füllten den Ballon mit Helium und statteten die Sonde mit den technischen Geräten aus: Neben einem Datenlogger, der Messwerte zu Flughöhe, Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit liefern sollte, wurde eine Kamera eingebaut, um den gesamten Stratosphärenflug aufzuzeichnen und auf diese Weise spektakuläre Videoaufnahmen der Erde aus einer Höhe von circa 36 Kilometern zu ermöglichen. Zum Vergleich: Herkömmliche Verkehrsflugzeuge bewegen sich lediglich in einer Höhe von etwa zehn Kilometern. Zudem setzten die Schüler zwei GPS-Tracker in die Sonde ein, die unabhängig voneinander die Live-Verfolgung der Wetterballonflugroute gewährleisten sollten. Die Verwendung des Live-Trackings im Zusammenhang mit einem Wetterballonprojekt ist laut Projektlehrer Johannes Jacob „höchst innovativ“.

Pünktlich um 8 Uhr ließen die AG-Teilnehmer den Wetterballon von der JohArena, der Multifunktionssportanlage des Johanneums, aufsteigen, ein ganz besonderer Moment für den Sechstklässler Luca, wie dieser beeindruckt berichtete. Begleitet wurde der Start von der gesamten Schulgemeinschaft, die lautstark und voller Begeisterung den Countdown herunterzählte. Mit an Bord der „Weltraummission“ war überdies der Johanneumsadler, das Wappentier des Gymnasiums, der mit der Sonde in den Himmel emporstieg.

Zahlreiche Interessierte fanden sich während des gesamten Vormittags in der Aula ein, wo die Technik-AG eine Live-Übertragung der Flugroute sowie einen direkten Vergleich mit der vorausberechneten Flugroute auf Großleinwand ermöglichte. Mit Spannung fieberten sowohl Schüler als auch Lehrer der Veröffentlichung der aktuellen Position des Wetterballons entgegen, die im Fünf-Minuten-Rhythmus aktualisiert wurde. Als jedoch nach 100 Minuten die Verbindung zum GPS-Tracker plötzlich abbrach und auch im weiteren Verlauf keine Positionsdaten übertragen wurden, machte sich zunehmend Nervosität unter den Beobachtern breit. Nach 55 Minuten des Bangens erhielt das Johanneum letztendlich die erhofften weiteren GPS-Koordinaten. Die erneute Verbindung zum GPS-Tracker wies auf das planmäßig erfolgte Platzen des Ballons hin, das aufgrund der zunehmenden Ausdehnung des Heliums im Ballon mit abnehmendem Luftdruck in der Höhe hervorgerufen wurde.

Die an einem Fallschirm hängende Sonde trudelte nun nach 144 Minuten des Aufstiegs dem Erdboden entgegen. Dieser Teil der Mission stellte für die AG-Teilnehmer einen Höhepunkt dar: Wo wird die Sonde auf die Erde auftreffen? Wird die Sonde für das Bergungsteam erreichbar sein oder könnte sie womöglich auf der Autobahn, inmitten eines Sees oder hoch oben in einer Baumkrone laden?

Sofort nachdem die Landeposition ungefähr abgeschätzt werden konnte, machte sich eine Gruppe aus Schülern und Lehrern auf den Weg zum vermeintlichen Landeplatz in der Nähe des Bahnhofs in Bexbach. Immer die bange Frage im Kopf: Ist die Sonde womöglich auf den Gleisen gelandet? Kurz nach dem Aufbruch erreichte die Bergungstruppe jedoch der Anruf eines Mitarbeiters der Stadtwerke Bexbach: Die Sonde und mit ihr der Johanneumsadler seien auf dem Gelände der Stadtwerke gelandet.

Und tatsächlich konnten die Schüler ihre Sonde nur wenige Meter von einem Wasserbecken und unweit der Bahngleise unversehrt auf einer Rasenfläche bergen. Vor Ort wurden die aufgrund der Hitze und Aufregung erschöpften, aber glücklichen Kinder und Erwachsenen mit kühlem Grundwasser versorgt.

Das Erstaunliche des spannenden Experiments war die aufgrund der Wetterbedingungen ungewöhnliche Flugroute: Wegen einer zweifachen Umkehrung der Flugrichtung über dem Pfälzerwald sowie in der Nähe von Sulzbach landete die Sonde nach etwa 120 Kilometern Gesamtflugstrecke und einer Flugzeit von 204 Minuten nur 7,1 Kilometer Luftlinie vom Johanneum entfernt.

Die AG-Teilnehmer sind also mit besonderen Eindrücken von einem einzigartigen Projekt in die Ferien gestartet. Besonders freuen sie sich über die spektakulären Aufnahmen, auf denen man die Erdkrümmung sowie das Schwarz des Weltraums erkenne, schreibt die Schule weiter. „Am meisten hat mich gefreut, dass wir höher gekommen sind als die ursprünglich erhofften 36 000 Meter, denn wir haben 36 348 Meter erreicht“, so der Nachwuchswissenschaftler Julius glücklich.

 Die Science-AG am Johanneum ließ einen Wetterballon in die Stratosphäre steigen. In der Aula konnte man dessen Flugroute beobachten.

Die Science-AG am Johanneum ließ einen Wetterballon in die Stratosphäre steigen. In der Aula konnte man dessen Flugroute beobachten.

Foto: Jacob Johannes

Die drei AG-Leiter, Andrea Golz, Johannes Jacob und Angela Scheer, sind bereits auf die Datenauswertung im kommenden Schuljahr gespannt, due in verschiedenen Fächern und in der Science-AG erfolgen soll.

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