Nachhaltigkeitsprojekt "Konditherm" Schritt zu mehr Klimafreundlichkeit

Homburg · Michelin nimmt mit den Homburger Stadtwerken ein neues System zur Energierückgewinnung in Betrieb.

 Jörg Fritz von den Homburger Stadtwerken, Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, Michelin-Werkleiter Cyrille Beau, Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind und Entwickler Georg Schu (von links) vor der Konditherm-Anlage, einem System zur Rückgewinnung von Energie. Foto: Thorsten Wolf

Jörg Fritz von den Homburger Stadtwerken, Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, Michelin-Werkleiter Cyrille Beau, Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind und Entwickler Georg Schu (von links) vor der Konditherm-Anlage, einem System zur Rückgewinnung von Energie. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Ganz offiziell hat das Homburger Michelin-Werk am Dienstagnachmittag, und nach Ende des vierten Bauabschnitts, ihr Nachhaltigkeitsprojekt "Konditherm" komplettiert. Schon seit 2011 nutzt das Reifenwerk diese Technik, mit der aus Wasserdampf, entstehend im Bereich der Produktion, über ein spezielles Kondensationsverfahren Wärme-Energie zurückgewonnen werden kann. Im letzten Bauabschnitt wurde das System abschließend erweitert.

Die so zurück gewonnene Wärme-Energie kommt zu einem Großteil dem Werk selbst zu Gute, ein Teil wird aber auch ins Netz der Stadt Homburg abgegeben. In das Projekt, eine Kooperation mit den Homburger Stadtwerken, wurden insgesamt sechs Millionen Euro investiert.

Teil des Energiekonzeptes von Michelin in Homburg sind auch ein Blockheizkraftwerk und eine Anlage zur Umwandlung von Wärme in Kühlung. Insgesamt ermöglichen diese Anstrengungen des Homburger Werkes die Einsparung von 8300 Tonnen Kohlendioxid durch die Konditherm-Anlage, zusätzlich produziert das Blockheizkraftwerk von Michelin im Homburg 900 Kilowatt Strom - so die Angaben des Unternehmens.

Am Dienstagnachmittag nun ordnete Cyrille Beau, der Leiter des Homburger Werkes, das Projekt in den Gesamtkontext der Bemühungen seines Unternehmens, den "ökologischen Fußabdruck" des Reifenherstellers immer kleiner werden zu lassen. "Mit unseren Maßnahmen wollen wir einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten." Das Thema Energiewende griff auch Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger auf. "Das hier ist eines von den Praxisbeispielen, die wir brauchen, um wirklich glaubhaft darstellen zu können, dass Klimaschutz nichts ist, was nur ganz abstrakt in Berlin und Brüssel diskutiert wird."

Vielmehr, so Rehlinger, sei Klimaschutz etwas, was zunehmend in den Industriebetrieben Praxis werde und so auch ein erfolgreicher Baustein eines Industriestandortes sei. Hier sei Michelin beispielhaft für Unternehmen, die nicht erst auf einen schon fahrenden Zug aufgesprungen seien, sondern sich schon frühzeitig mit den Themen Energie und Umweltschutz befasst hätten. Die Kooperation von Michelin und den Stadtwerken Homburg nannte Rehlinger dabei eine "gelebte Wirtschaftsförderung. Und wenn das am Ende zu einer Win-Win-Situation wird, dann ist das besonders klug. Und das zeichnet dieses Projekt zusätzlich aus".

Mitverantwortlich dafür, dass Michelin nun auf modernste Technik bei der Energierückgewinnung setzen kann und zudem inzwischen rund 70 Prozent des im Werk nötigen Stroms lokal selbst erzeugt, sind die Homburger Stadtwerke als Partner. Deren Leiter des Geschäftsbereichs Vertrieb Jörg Fritz, nutzte am Dienstag die Anwesenheit von Anke Rehlinger auch dazu, die Politik zu einer Veränderung der Vorgaben für die Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplungs-Technik aufzufordern. "Diese Technik ist genau der richtige Partner in der Energiewende, um die erneuerbaren Energien zu ergänzen. Momentan sind die politischen Rahmenbedingungen des Bundes hier nicht unbedingt die besten."

Hier gelte es, die Regularien für den Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen anzupassen. Nachdem Georg Schu, Geschäftsführer der Esi-GmbH als Entwickler der Konditherm-Technik, Einblicke in die Funktionsweise dieses Systems gegeben hatte, rückte Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind dann den Einsatz des Homburger Michelin-Werkes für den Klimaschutz auf eine internationale Bühne, aus aktuellem Anlass.

"Zu einem solchen Termin wie heute müsste man eigentlich den US-Präsidenten Trump einladen - um ihm deutlich zu machen, dass sich Ökologie und Ökonomie nicht widersprechen, sondern sich durchaus ergänzen. Und dass man deswegen kein Klimaabkommen aufkündigen muss." Mit dieser Einschätzung griff Schneidewind einen roten Faden auf, der sich deutlich durch den Dienstagnachmittag zog.

So waren sich alle einig, dass die Investition von Michelin im Bereich der Steigerung der Energieeffizienz, verbunden mit einem gesteigerten Klimaschutz, kein Standortnachteil, sondern vielmehr ein Standortvorteil sei.

Zum Thema:

In den vergangenen 20 Jahren hat Michelin direkt oder indirekt am Standort Homburg rund 20 Millionen Euro in den Bereich Energiegewinnung, Energieeffizienz-Steigerung und Klimaschutz investiert. Teil dieser Anstrengungen ist die Errichtung einer so genannten Konditherm-Anlage, mit der aus produktionsbedingtem Wasserdampf über ein Kondensationsverfahren Energie zurückgewonnen werden kann. Mit diesem Projekt hat man schon im Jahr 2011 begonnen, nun hat man durch einen vierten Bauabschnitt die Anlage erweitert und abschließend komplettiert. Die Gesamtkosten für das Konditherm-Projekt als Kooperation mit den Stadtwerken Homburg belaufen sich auf rund sechs Millionen Euro.

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