Schon als Kinder überwinden sie Grenzen

Limbach. Pünktlich um 9.30 Uhr steht er vor der Tür der katholischen Kindertagesstätte Christ König in Limbach, der Bus aus dem französischen Bitche. Deutlich mehr als eine handvoll Kinder der dortigen Ecole Marternelle steigen aus und sorgen schon wenige Minuten später für französisches Savoir Vivre - quasi als kleines Gastgeschenk

 In der Limbacher Kita Christ König übten deutsche und französische Kinder und Erzieherinnen gestern schon mal fürs Gruppenbild den "engen Schulterschluss", durchaus sinnbildlich für den Wunsch, die beiden Nachbarländer schon im Bereich der frühkindlichen Erziehung enger zusammenrücken zu lassen. Foto: Thorsten Wolf

In der Limbacher Kita Christ König übten deutsche und französische Kinder und Erzieherinnen gestern schon mal fürs Gruppenbild den "engen Schulterschluss", durchaus sinnbildlich für den Wunsch, die beiden Nachbarländer schon im Bereich der frühkindlichen Erziehung enger zusammenrücken zu lassen. Foto: Thorsten Wolf

Limbach. Pünktlich um 9.30 Uhr steht er vor der Tür der katholischen Kindertagesstätte Christ König in Limbach, der Bus aus dem französischen Bitche. Deutlich mehr als eine handvoll Kinder der dortigen Ecole Marternelle steigen aus und sorgen schon wenige Minuten später für französisches Savoir Vivre - quasi als kleines Gastgeschenk. Es wird quicklebendig deutsch und französisch gesprochen, ein paar Minuten Orientierung für die französichen Kinder, dann gehts zum gemeinsamen Frühstück in die kleine Sporthalle der Kindertagesstätte.Der Besuch der französischen Kinder ist die Antwort auf eine Ausflugs-Tour der Jungen und Mädchen von Christ König nach Frankreich vor einigen Wochen. Reise hin wie her sind Premieren, gleichwohl schon seit dem Jahr 2000 eine durchaus relevante Beziehung zwischen den beiden Einrichtungen besteht. Damals wurden im Rahmen eines bilateralen Projektes deutsche Erzieherinnen nach Frankreich und französische nach Deutschland geschickt, um dort zu arbeiten. Angestellt waren die Fachkräfte für den Projektzeitraum bei Kindertagesstätten der Entsender-Länder, erst später wurden aus ihnen echte Grenzgänger.

Diesen Weg hat damals auch Anja Geib beschritten, die mit dem Einstieg in dieses Projekt eine Phase der Arbeitslosigkeit beenden konnte. Heute, zwölf Jahre später, ist sie ordentlich beschäftigt bei der Gemeindeverwaltung Bitche, zuvor war die Kita Christ König formal ihr "Brötchengeber".

Beim Besuch der französischen Kinder gestern ist sie eine der Brücken, über die hinweg der deutsch-französische Austausch funktioniert. Und zusammen mit den beiden französischen Erzieherinnen der Kita Christ König ist sie auch Sinnbild für den oft geforderten und nicht minder in vielen Projekten geförderten Schulterschluss zwischen Frankreich und Deutschland, auch und gerade im Bereich der frühkindlichen Erziehung.

Dabei gilt es aber auch, Grenzen zu überwinden, daran lassen sowohl Anja Geib, als auch die Leiterin von Christ König, Ute Limbacher, im Gespräch mit unserer Zeitung keinen Zweifel aufkommen, "Das deutsche und das französische System sind überhaupt nicht vergleichbar", sagt Limbacher nach Jahren des gegenseitigen Kennenlernens. So stünde auf der deutschen Seite die individuelle Förderung im Vordergrund, "und so etwas gibt es bei den Franzosen eigentlich nicht." Doch Limbacher differenziert und wiegt nicht das eine System gegen das andere auf. "Ich denke, um in Frankreich leben zu können, muss diese Erziehung dort so laufen." Es seien eben unterschiedliche Wege, geprägt im Kontext der jeweiligen Bildungskultur und -struktur.

Schon formal unterscheiden sich die beiden Vorgehensweisen in der frühen Erziehung und Bildung kleiner Kinder. So spricht man in Frankreich nicht von einem Kindergarten, sondern von einer Ecole, einer Schule. Und genauso wie an Schulen üblich, ist dort auch der Ablauf organisiert. "Wir machen dort alles nach der Uhr", erzählt Geib aus ihrem Alltag. Der Schulcharakter bringe zudem schon früh einen deutlich höheren Leistungsdruck mit sich.

Doch auch sie spricht nicht von "besser" oder "schlechter", sondern von "anders". Und genau das sei ein wesentliches Ziel des Austausch, so Ute Limbacher. "Es muss gerade für die Kinder darum gehen, den anderen kennenzulernen. Die Jungen und Mädchen auf beiden Seiten sollen erfahren, dass es nicht überall so ist, wie man es von Zuhause aus gewohnt ist."

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