Schlüsselkampf im Schlafhaus

Homburg · Kreis- und Stadtverwaltung als Riesen-Kita, ein Marktbrunnen, aus dem Bier fließt: So sieht es eben aus, wenn närrische Weiber, insbesondere Hexen das Zepter im Homburger Forum schwingen. Am Fetten Donnerstag mussten hier Schlipse und Schlüssel dran glauben.

 In Handschellen wurden Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (links) und der erste Kreisbeigeordnete Dieter Knicker gestern ins Amtszimmer abgeführt – umrahmt auch von Mitgliedern aus den HNZ-Garden. Hier hatte dann Oberhexe Gaby Schmitt das Sagen – und den umkämpften Schlüssel in der Hand. Fotos: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

In Handschellen wurden Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (links) und der erste Kreisbeigeordnete Dieter Knicker gestern ins Amtszimmer abgeführt – umrahmt auch von Mitgliedern aus den HNZ-Garden. Hier hatte dann Oberhexe Gaby Schmitt das Sagen – und den umkämpften Schlüssel in der Hand. Fotos: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

 Abgelöst: Im Zimmer des OB regieren vorerst die Hexen.

Abgelöst: Im Zimmer des OB regieren vorerst die Hexen.

Oberhexe Gaby Schmitt wusste es schon von Anfang an: Gegen die närrische Übermacht werden Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind und der erste Kreisbeigeordnete Dieter Knicker - er vertrat den "urlaubenden" Landrat Theophil Gallo - keine Chance haben. Und es kam natürlich wie es kommen musste. Da konnte der stimmlich schon leicht angeraute OB den Schlüssel noch so neckisch schwenken und lauthals erst einmal nach Bier rufen, während die Hexen auf Champagner als einziges mögliches "Schmiermittel " bestanden. Während Schneidewind Lambrusco mit Eiswürfeln anbot, erntete der "sehr verkehrte Herr Oberbürgermeister" von der Oberhexe immer wieder recht deftige und scharfzüngige Zurechtweisungen. Gut bewacht von Mitgliedern der Garden der Homburger Narrenzunft und natürlich Schmitts Hexen-Schwestern bekamen Schneidewind und Knicker sowie das weitere langsam eintrudelnde Narrenvolk "ein paar grauslige Geschichten" zu hören. Zum Beispiel die über den neuen Kindergarten, der ja bekanntlich am Forum entsteht. Für die Hexe völlig unverständlich, denn "Am Forum 5, ich weiß es ganz genau, da steht seit 30 Jahren schon ein Bau. Als Riesen-Kita einst geplant, als Kreis- und Stadtverwaltung gut getarnt" - und zwar für die großen Kinder dieser Stadt, "für die man nirgendwo sonst Arbeit hat". Auch für den maroden Brunnen am Marktplatz hatte die Hexe eine Lösung am Besen. "Wenn wir Hexen hier regieren, wird dort auch endlich was passieren. Statt Wasser wird dann Bier im Brunnen fließen; Besucherströme werden sich ergießen", reimte sie und versprach, dass Homburg dann zum Wallfahrtsort für Biertrinker aus aller Welt werde. Doch um diese und weitere Pläne umzusetzen, mussten sich die Hexen ja erst einmal den Schlüssel sichern, den der OB immer noch nicht aus der Hand geben wollte. "Den Schlüssel her, ihr zwei! Dann hör' ich auf mit meinen Klagen, und euch beiden geht's nicht an den Kragen", wurde die Oberhexe nun doch rabiater - wobei sie auch versprach, am Mittwoch schon wieder weg zu sein und sich "mit euch zwei Schönen, am Ende doch erneut zu versöhnen".

Vor dem glücklichen Ende standen aber die Handschellen, in denen OB und Kreisbeigeordneter schließlich Richtung Amtszimmer des Homburger Verwaltungschefs abgeführt wurden. Der närrisch ausgehebelte Schneidewind musste miterleben, wie Gaby Schmitt mitten auf seinem Schreibtisch Platz nahm. Der Schlachtruf "Nix wie druff" bekam da noch ein ganz besondere Note. Wer hier jetzt bis Aschermittwoch das Sagen hat, zeigt sich übrigens schon an der Tür: Da fliegt eine Hexe unter dem Schriftzug Oberbürgermeister.

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