Digitale Gebäudeverwaltung Alte Gebäude brauchen neue Lösungen

Homburg/Saarpfalz-Kreis · Eine Leitstelle, bei der alle Informationen zusammenlaufen – das gibt‘s nicht nur bei der Polizei, sondern künftig auch bei der Gebäudeverwaltung der Stadt Homburg und des Saarpfalz-Kreises.

 Die Kirrberger Lambsbachhalle war eines der Sanierungsobjekte, bei dem die neue Gebäudemanagement-Struktur zum Einsatz kam.

Die Kirrberger Lambsbachhalle war eines der Sanierungsobjekte, bei dem die neue Gebäudemanagement-Struktur zum Einsatz kam.

Foto: Verein

Hausverwaltung ist ein weites Feld. Wer noch vor ein paar Jahrzehnten das geerbte Häuschen von der Oma und eine Studentenbude vermietet hat, konnte die Abrechnung problemlos selbst erledigen, die Kostenaufstellung war übersichtlich, die Energiepreise auch. Doch inzwischen ist alles davon galoppiert. Die Energiekosten sowieso, aber auch der Verwaltungsaufwand für die Nebenkostenabrechnung hat erhebliche Ausmaße angenommen. Davon profitieren Verwaltungsgesellschaften, die dies professionell erledigen. Aber was ist mit den öffentlichen Gebäuden? Den Schulen, Stadthallen, Rathäusern?

Auch hier übersteigt der Aufwand längst das, was eine Rechnungsprüfungsabteilung beim Kreis leisten kann. Wieso verbraucht eine Schule plötzlich so viel Wasser? Ist da eine Leitung kaputt? Das kann man sich nur fragen, wenn man jeden Einzelposten auch wirklich unter die Lupe nimmt, „aber wir können nicht ständig mehr Personal einstellen“, betont Landrat Theophil Gallo.

Also bleibt nur die Möglichkeit, den Verwaltungsaufwand fürs Gebäudemanagement zu reduzieren und zu digitalisieren. Das weiß man aber nicht erst seit gestern, sondern schon seit über fünf Jahren, als damals die GEW-Gebäudemanagement GmbH gegründet wurde, mit dem Zweck, ein gemeinsames Gebäude-, Energie- und Trinkwassermanagement des Saarpfalz-Kreises zusammen mit der Stadt Homburg aufzubauen.

Diese Idee versprach, zukunftsträchtig zu sein und so wurde ein „interkommunales Modellprojekt“ daraus, das für die Dauer von drei Jahren mit 3,7 Millionen Euro gefördert wurde, wobei 75 Prozent vom saarländischen Innenministerium kamen.

Und nun läuft das Projekt aus, und sowohl Landrat Gallo, als auch Homburgs Bürgermeister Michael Forster sowie Energieexperte und Projektleiter Franz Heinrich zogen Bilanz. Denn was man vor fünf Jahren noch nicht so sehr im Blick hatte, war die dringend notwendige energetische Sanierung, die zu einem deutlichen Rückgang der CO2-Emissionen führen soll.

 Heinrich, der über fundierte Kenntnisse in der Energieversorgung verfügt, listete die Einzelheiten auf: „Allein der Saarpfalz-Kreis verfügt über 24 Immobilienkomplexe, die Stadt Homburg über 19, hinzukommen noch acht Gebäude der Kategorie B, also Feuerwehrgebäude und Bürgerämter.“ Umgerechnet sind das 290 000 Quadratmeter Nutzfläche, die der Kreis bewirtschaften muss, 90 000 Quadratmeter fallen für die Stadt Homburg an.

Und was erschwerend hinzukommt: „Wenn man das Alter aller Gebäude in Betracht zieht, kommt man auf ein gemitteltes Baujahr 1974.“ Der Investitionsstau liege bei 70 bis 80 Millionen Euro, allein was an Energie-, Personal- und Instandhaltungskosten zusammenkomme, lande bei 20 bis 25 Millionen Euro im Jahr, zählt Heinrich auf.

Nun geht es also ans Einsparen. Wie man das praktisch machen könne, sehe man an der Lambsbachhalle und am BBZ in Homburg, hier wurde energetisch saniert, Heizung und Lüftung neu gemacht und diese Vorgänge digitalisiert, so Heinrich. So können die Schulleitung, die Vereine oder die Stadtwerke künftig die Verbrauchswerte online einsehen und entsprechend reagieren.

Ziel ist, dass noch in diesem Jahr eine gemeinsamene Leitstelle zur Betriebsführung, zum Monitoring sowie zur Auswertung geschaffen wird, will heißen: alle 51 Immobilien laufen in einer Art Rechenzentrum an großen Bildschirmen zusammen, man kann dort jederzeit ihren Energie- und Trinkwasserverbrauch einsehen. Der Klimamanager kann sich anhand der Verbrauchswerte Lösungen überlegen, wie beispielsweise die Installation von Photovoltaik, etwa auf einem Schuldach. Oder verfügbare erneuerbare Energien im gesamten Saarpfalz-Kreis, wie Windkraft oder Biomasse, in die Bewirtschaftung der Gebäude einfließen lassen.

„Wir sind schon sehr weit fortgeschritten mit diesem Modellprojekt und können es auch anderen Kommunen anbieten“, so Bürgermeister Michael Forster, „denn das Problem mit alten Immobilien, die viel Energie verbrauchen, haben alle Kommunen. Und wir haben in Zusammenarbeit mit Stadt und Kreis gute Lösungen dafür erarbeitet. Ich bin froh, dass wir auf die Expertise der GEW zurückgreifen können und dankbar für die Unterstützung durch die Landesregierung.“

Auch andere Modellprojekte, wie sie zum Beispiel von den Homburger Stadtwerken initiiert wurden, könnten für kommunale und kreiseigene Betriebe Pflicht werden: die Anschaffung von Fahrzeugen mit Bio-Methan- und -E-Antrieben. Aber erst einmal braucht man auch dafür wieder Geld. Deshalb ist nach Auslaufen des jetzigen Modellprojektes schon das nächste geplant, „ein neuer Förderantrag für eine solare Kreislaufwirtschaft ist bereits in Arbeit“, betont Landrat Gallo.

 Landrat Theophil Gallo, Projektleiter Franz Heinrich und Bürgermeister Michael Forster (v.l) stellten vor, was innerhalb von fünf Jahren bei der gemeinsamen Gebäudeverwaltung von Stadt und Kreis erreicht wurde.

Landrat Theophil Gallo, Projektleiter Franz Heinrich und Bürgermeister Michael Forster (v.l) stellten vor, was innerhalb von fünf Jahren bei der gemeinsamen Gebäudeverwaltung von Stadt und Kreis erreicht wurde.

Foto: Christine Maack

Das jetzt ausgelaufene Modellprojekt stand unter der Leitung von Professor Franz Heinrich. Eingebunden sind drei Mitarbeiter in der Leitstelle, drei IT-Leute sowie die Assistenz der Geschäftsführung.

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