Saarpfalz-Kreis bekommt ungebetene Ratschläge aus Hannover

Homburg · Manchmal winken gute Ratschläge von einer Seite, die man nie darum gebeten hat: Ein Institut aus Hannover hat angeblich die Wohnungssituation im Saarpfalz-Kreis auf den Prüfstand gestellt. Landrat Theophil Gallo kann darüber nur den Kopf schütteln.

Es gibt nichts, an dem sich nicht etwas verdienen ließe. Im Moment sind es die Flüchtlinge. Immobilienbesitzer, die ihre Wohnungen lange nicht loswurden, bekommen dafür nun ordentliche Mieten von den Kommunen, Hersteller von Containern, Toiletten, Klappbetten oder Decken rennen Landkreisen und Kommunen die Türen ein und überbieten sich gegenseitig mit Angeboten. Und nun kommen auch noch seltsame Äußerungen von Interessenverbänden der Bauwirtschaft hinzu.

Der Saarpfalz-Kreis brauche in diesem Jahr 710 Wohnungen für Flüchtlinge, heißt es in einem Bericht, der von einer Einrichtung mit Namen "Pestel-Institut" unserer Zeitung zugestellt wurde. Der Saarpfalz-Kreis sei auf dem "Wohn-Prüfstand" gewesen, es würden rund 710 Wohnungen für die Flüchtlinge, die in diesem Jahr kommen, zusätzlich gebraucht - dies gehe aus einer aktuellen Wohnungsmarkt-Analyse des besagten Instituts hervor. Nach "Berechnungen der Wissenschaftler" steige der Gesamt-Wohnungsbedarf für den Saarpfalz-Kreis in 2015 damit auf rund 740 Wohnungen . "Im Schnitt wurden in den vergangenen Jahren im Saarpfalz-Kreis lediglich rund 180 Wohnungen pro Jahr fertig gestellt. Wenn es bei einem starken Flüchtlingszuzug bleibt, muss sich der Saarpfalz-Kreis auch in den kommenden Jahren darauf einstellen, dass noch mehr Wohnungen gebraucht werden", sagt Pestel-Institutsleiter Matthias Günther.

Nun wollten wir doch mal wissen, welche Rolle der Saarpfalz-Kreis in dieser seltsamen Studie spielt. "Gar keine", betonte Landrat Theophil Gallo . Der Saarpfalz-Kreis habe diese ominöse Studie weder angefordert noch in Auftrag gegeben. "Mich würde mal interessieren, wer sich so etwas ausdenkt", so Gallo. Doch darauf gab es keine Antwort, denn die Telefonnummer des Pestel-Institutes war am gestrigen Nachmittag durchweg besetzt, also unerreichbar. "Ich kann mir nicht erklären, wie dieses Institut, von dem ich noch nie etwas gehört habe, auf solche Zahlen kommt", schüttelt Landrat Gallo den Kopf, "außerdem ist es bestimmt nicht Aufgabe des Kreises, Wohnungen zu bauen." Im Saarpfalz-Kreis fehlten angeblich Sozialwohnungen, heißt es weiter. Auch ginge das Institut mit Sitz in Hannover bei seiner Wohn-Prognose von rund 1770 Flüchtlingen aus, die im Laufe dieses Jahres in den Saarpfalz-Kreis kommen werden. "Sehr seltsam," betonte Landrat Gallo, "wir gehen von 3000 Flüchtlingen im ersten Quartal aus. Wir wollen diese Menschen nicht im Zelt unterbringen, außer, wenn es gar nicht anders gehen sollte." Am Donnerstag finde eine Veranstaltung statt, bei der Kreis und Kommunen das weitere Vorgehen in der Flüchtlingskrise besprechen wollten, dabei würde auch ausgelotet, was noch an Wohnraum verfügbar sei. Allerdings brauche man dazu kein Institut, das sich "einen pseudowissenschaftlichen Anstrich" gebe, so Gallo.

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