Saarpfälzisches Adipositasforum Gemeinsam gegen Übergewicht in jungen Jahren

Homburg · Beim saarpfälzischen Adipositasforum beleuchteten Experten, wie man starkem Übergewicht vorbeugen kann.

Saarpfälzisches Adipositasforum am Christlichen Jugenddorf
Foto: dpa/dpaweb/Z5000 Hans-Jürgen Wiedl

Einem wichtigen Thema hat sich das saarpfälzische Adipositasforum, eine Gemeinschaftsveranstaltung des Adipositas-Netzwerkes Saar und des Kreis-Gesundheitsamtes, kürzlich im christlichen Jugenddorf Homburg (CJD) gewidmet. Es ging dort um Adipositasprävention und Schule, hieß es in einer Mitteilung der Kreisverwaltung. Ärzte sowie erfahrene Wissenschaftler informierten die etwa 100 Besucher über den aktuellen Stand der Dinge. In der Pause hatten diese dann auch Zeit, an verschiedenen Ausstellungsständen regionale Projekte kennenzulernen, gesunde Snacks zu kosten und sich untereinander zu vernetzen.

Aktuelle Wissenschaftsergebnisse und praktische Erfahrungen zusammenbringen, dieses Ziel verfolge das Adipositasforum, so fasste die Organisatorin und Vorsitzende des Adipositas-Netzwerkes Saar, Dr. Angelika Thönnes, den Nachmittag zusammen. Aus unterschiedlichen Blickrichtungen betrachtet, gelte es nachhaltige Veränderungen und Verbesserungen in der Prävention und der Versorgung zu schaffen.

Dass das dringend erforderlich ist, belegte die Schirmherrin, Gesundheitsministerin Monika Bachmann, eindrücklich mit Zahlen: „15 Prozent der Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren sind übergewichtig, 6,3 Prozent sogar adipös, das heißt krankhaft übergewichtig.“ Und dieses ziehe sich durch das ganze Leben, sodass es zunehmend auch ältere Menschen betreffe. „Die Führung eines gesunden Lebens muss gelernt werden. Lernorte sind Kitas und Schulen, die damit aber häufig überfordert sind“, sagte Monika Bachmann. Der frühen Prävention komme daher ein hoher Stellenwert zu, mit Beginn im Idealfall bereits vor der Geburt. Denn: Übergewicht bedeutet neben einer Erhöhung körperlicher Erkrankungsrisiken auch psychische Probleme.

Derzeit sei, so hieß es, die Einführung eines eigenen Schulfaches Gesundheit, wie von der Ärztekammer empfohlen, aus politischer Sicht noch nicht konsensfähig. Eine freiwillige Umsetzung an den Schulen sei aber machbar.

Der Leiter des Gesundheitsamtes der Landeshauptstadt Stuttgart, Professor Stefan Ehehalt, präsentierte dann weitere Zahlen: Bei den zehn größten Gesundheitsgefahren in Deutschland stehe das Übergewicht auf Platz drei. Rund 100 000 Menschen sterben vorzeitig daran, mehr als an Alkohol. Für die direkten und indirekten Folgen von Übergewicht gebe Deutschland jährlich etwa 60 Milliarden Euro aus. Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland seien übergewichtig. „Es handelt sich um eine chronische Krankheit, die einer langfristigen Behandlung bedarf. Die Versorgungsstrukturen reichen längst nicht aus“, so der Kinder- und Jugendarzt. Er weiß aber auch: „Nur gemeinsam und wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, werden wir bei diesem komplexen Thema erfolgreich sein können.“ Es seien Eigeninitiativen, Zeit, Geduld, eine „auskömmliche Finanzierung“ und Netzwerkarbeit nötig. Dann bestünden gute Chancen auf Erfolg.

 Auch Schirmherrin Monika Bachmann (links) kam zum Adipositasforum im CJD.

Auch Schirmherrin Monika Bachmann (links) kam zum Adipositasforum im CJD.

Foto: Regina Raskopp/CJD
 Wenn Kinder zu viel und das Falsche essen, werden sie schnell übergewichtig. Beim saarpfälzischen Adipositasforum im Jugenddorf ging es auch um das Essen an Schulen.

Wenn Kinder zu viel und das Falsche essen, werden sie schnell übergewichtig. Beim saarpfälzischen Adipositasforum im Jugenddorf ging es auch um das Essen an Schulen.

Foto: gms/Signal Iduna

Problematisch sieht Ehehalt auch die Kinderernährung. Es gebe keine verbindlichen Standards beispielsweise bei Schulessen. Das Thema Schulessen nahm auch Patrick Maurer, stellvertretender Referatsleiter im Ministerium für Bildung und Kultur auf. Er bestätigt, dass das Saarland das erste Bundesland sei, in dem Schulessen den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entspreche. „Alle Schüler mit gesunden Mahlzeiten zu erreichen, ist nicht möglich, möglichst viele von ihnen zu erreichen, ist eine dauerhafte Motivationsaufgabe“, so Maurer weiter. Auch das Gesundheitsamt des Saarpfalz-Kreises engagiert sich seit vielen Jahren beim Thema Übergewicht und Adipositasprävention, wie etwa im Netzwerk „Saarpfalz mit peb“. Karin Heid-Schuck, Leiterin des Sozialen Dienstes, und Eva Schwerdtfeger, Leiterin der Koordinierungsstelle Umwelt und Gesundheit im Gesundheitsamt, stellten anhand ihrer aufeinander aufbauenden Projekte von der Vorschule über die Grundschule bis zur weiterführenden Schulen anschaulich dar, wie beim Kreis erfolgreich gearbeitet wird. Die Zahl der übergewichtigen Kinder sei im Saarpfalz-Kreis „in den letzten Jahren weitgehend konstant geblieben“.

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