Teddyklinik Saalbau wurde Lazarett der Kuscheltiere

Homburg · Vier Tage lang betreuten über 100 Medizinstudentinnen und -studenten in der Teddyklinik erkrankte Plüschtiere.

 Das Organisations-Team der Teddyklinik hat in diesem Jahr noch eins draufgelegt: Vier Tage lang betreuen angehende Ärztinnen und Ärzte im Saalbau Kuscheltiere, die die Kinder vorbeibringen. Ein enormer Aufwand, der sich aber lohnt, beteuern die Studenten, die sich an den leuchtenden Kinderaugen erfreuen, wenn Teddy wieder laufen oder sprechen kann. Wie man sieht, sind die Teddyärztinnen deutlich in der Überzahl. Auch der harte Kern des Orga-Teams ist weiblich: Jana Litz, Diana Liebl und Gerda Bauer.

Das Organisations-Team der Teddyklinik hat in diesem Jahr noch eins draufgelegt: Vier Tage lang betreuen angehende Ärztinnen und Ärzte im Saalbau Kuscheltiere, die die Kinder vorbeibringen. Ein enormer Aufwand, der sich aber lohnt, beteuern die Studenten, die sich an den leuchtenden Kinderaugen erfreuen, wenn Teddy wieder laufen oder sprechen kann. Wie man sieht, sind die Teddyärztinnen deutlich in der Überzahl. Auch der harte Kern des Orga-Teams ist weiblich: Jana Litz, Diana Liebl und Gerda Bauer.

Foto: Christine Maack

Nicht alle Besucher der Teddyklinik im Homburger Saalbau hatten ein Plüschtier dabei, das Bauchweh oder gebrochene Beine hatte. Zum Beispiel Professor Michael Zemlin. Der Leiter der Universitätskinderklinik war zwar ohne Teddy, dafür aber mit viel Herzblut dabei: „Ich bin nur als Gast in der Teddyklinik. Aber es war mir ein Anliegen, unsere engagierten Studentinnen und Studenten zu unterstützen. Ich finde diese Aktion großartig. Ich kenne auch kein anderes Universitätsklinikum, das eine aufwändige Teddyklinik auf die Beine stellt.“

Womit er sicher Recht hat. Denn vier Tage lang bei schönstem Wetter im Saalbau ehrenamtlich Dienst am Plüschtier zu schieben – da verdienen die über 100 angehenden Medizinerinnen und Mediziner schon ein dickes Lob.  Das aus dem Mund eines Kinderarztes besonders willkommen ist, denn die  Teddyklinik kommt vor allem Kinder- und Hausärzten zugute.   Denn bei der Aktion geht  es darum, Kindern auf spielerische Art die Arbeit von Ärzten und Krankenhäusern näherzubringen und ihnen die Angst vor dem nächsten (Zahn-) Arztbesuch zu nehmen. Denn schnell kann eine Impfung oder eine Untersuchung, wenn der Nachwuchs mal erkrankt ist, für alle Beteiligten zur Geduldsprobe werden – oftmals Tränen und Geschrei inklusive.

Zudem riecht es für Kindernasen  in Behandlungszimmern unangenehm nach Desinfektionsmittel, die Spritze sieht bedrohlich aus, und dass die Männer und Frauen in den weißen Kitteln einem auf einmal einen Lutscher schenken wollen, ist auch irgendwie verdächtig.

Das sah in der Teddyklinik natürlich ganz anders aus, da holten sich die Kinder mit wachsender Begeisterung auf Rezept in der Saalbau-Apotheke kleine Beutelchen mit Lutschern, Drops, Pflastern und Traubenzuckerbonbons ab.

Die Idee der Teddyklinik stammt aus Trondheim in Schweden, wo Ende der Neunzigerjahre zum ersten Mal eine Teddyklinik ihre Pforten öffnete. Das Konzept entwickelte sich zu einem riesigen Erfolg und verbreitete sich rasch auch in anderen europäischen Ländern. Alle deutschen Universitätskliniken veranstalten eine Teddyklinik, allerdings hängt die Aktion immer an engagierten jungen Leuten, die die Organisation stemmen. In Homburg sind es vor allem Diana Liebl, Jana Litz und Gerda Bauer. Wobei Diana Liebl nun erklärtermaßen zum letzten Mal dabei war: „Vier Jahre habe ich mich in die Teddyklinik reingehängt, jetzt ist mein Studium bald beendet und ich  muss mich verstärkt  um Menschen und nicht um Teddys kümmern.“ Professor Zemlin meinte scherzhaft: „Von der Chefärztin  wird sie nun zur Assistenzärztin befördert.“

 Aber auch Jana Litz und Gerda Bauer sehen in absehbarer Zeit ihren Schwenk vom Teddy zum Menschen kommen und wollen die schöne Idee weitergeben: „Wir kümmern uns jetzt verstärkt um Kommilitonen, die an unserer Stelle künftig weitermachen.“

Es wäre schade, wenn der Faden abrisse. Was in Homburg auch schon passiert ist, denn ein paar Jahre lang gab es keine Teddyklinik. Was vor allem für die Kitas und Grundschulen in der Umgebung ein Verlust wäre, denn der Besuch der Teddyklinik mit dem heißgeliebten Plüschtier gehört immer zu den Höhepunkten im Jahr. Vor allem die Operationen, wenn alle Kinder in grüne Kittel gehüllt und mit Mundschutz ausstaffiert werden, sind der Höhepunkt der Aktion. Chefoperateurin Louisa zeigte den Kindern, wie man mit OP-Besteck umgeht und  vermied es dennoch, den Teddy aufzuschlitzen. Also alles ohne Blut und ganz harmlos. Bei den Einzelkonsultationen durften die Kinder dann schon mal selbst Hand anlegen, wie etwa Verena, die ihren Teddy mit gebrochenem Arm bei Teddyärztin Sophie aus dem sechsten Semester abgeliefert hatte. Sophie schiente den Arm fachmännisch, Verena dufte beim Verband helfen - und dann ging’s ab in die Apotheke, um Schmerzmittel zu holen.

 Edwin hatte seinen kleinen Hund Jay mit Kopfschmerzen zu Teddyarzt Mergim gebracht. Der untersuchte gewissenhaft Nase, Augen und Ohren von Jay und empfahl Kuscheltherapie und Traubenzuckerdrops.

Edwin hatte seinen kleinen Hund Jay mit Kopfschmerzen zu Teddyarzt Mergim gebracht. Der untersuchte gewissenhaft Nase, Augen und Ohren von Jay und empfahl Kuscheltherapie und Traubenzuckerdrops.

Foto: Christine Maack
 Teddyarzt Gregor zeigt zwei Kindern aus der Erbacher Luitpoldschule den Malteser-Einsatzwagen. Ihre Kuscheltiere wurden dort notärztlich versorgt.

Teddyarzt Gregor zeigt zwei Kindern aus der Erbacher Luitpoldschule den Malteser-Einsatzwagen. Ihre Kuscheltiere wurden dort notärztlich versorgt.

Foto: Christine Maack
 Ultraschall in der Teddyklinik

Ultraschall in der Teddyklinik

Foto: Christine Maack
 Unter der Anleitung der Chefoperateurin Louisa duften die Kinder zuschauen, wie man mit OP-Besteck umgeht. Das Besteck stand praktischerweise auf dem Boden, denn Teddys sind nicht so empfindlich. Auch Blut floss keins. Zumal die Verkleidung mit grünen OP-Kitteln schon aufregend genug war.

Unter der Anleitung der Chefoperateurin Louisa duften die Kinder zuschauen, wie man mit OP-Besteck umgeht. Das Besteck stand praktischerweise auf dem Boden, denn Teddys sind nicht so empfindlich. Auch Blut floss keins. Zumal die Verkleidung mit grünen OP-Kitteln schon aufregend genug war.

Foto: Christine Maack

Auch der kleine Edward war am Ende hochzufrieden, dass Teddyarzt Mergim seinen Hund Jay so gewissenhaft gegen Kopfschmerzen behandelte. Mergim prüfte Augen, Ohren, Nase und Hals des Hundes und empfahl Edward dann die Kuscheltherapie: ganz lieb mit Jay sein, ihn kraulen und zum Einschlafen fest umarmen: „Bei dieser Kuschelbehandlung  gehen Jays Kopfschmerzen auf alle Fälle weg“. Eine Empfehlung, die auch manchem menschlichen Kopfwehpatienten sicherlich nicht zum Nachteil gereichen würde. Jutta Bonnert, Lehrerin an der Erbacher Luitpoldschule, hatte gleich zwei erste Klassen dabei, einmal 25, und einmal 26 Kinder. Das sei „schon sehr anstrengend. Aber die Kinder lieben es.“ Finanzielle Unterstützung und gesunde Nahrung gab es von verschiedenen Sponsoren, auch von der Stadt, die den Saalbau kostenlos zur Verfügung gestellt hatte.

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