Messstation bei Ormesheim Ministerium: Keine Gefahr durch Radon

St. Ingbert/Bliestal · Einzelne erhöhte Messwerte im Bliesgau hatten laut dem Umweltministerium vor allem eine geologische Ursache: Der „Untere Muschelkalk“ ist durchlässiger als andere Böden. Familienpartei fordert Messungen.

 Mit einem so genannten Radonexposimeter kann eine passive Radonmessung durchgeführt werden.

Mit einem so genannten Radonexposimeter kann eine passive Radonmessung durchgeführt werden.

Foto: dpa/Uli Deck

Das Edelgas Radon sorgte vor wenigen Wochen für Wirbel. Das saarländische Umweltministerium stellte Ende 2019 eine Präsentation vor, nachdem an drei Orten eine überdurchschnittliche Belastung des in hohen Konzentrationen krebserregenden Gases gemessen wurde: bei Nohfelden, bei Perl und im Saarpfalz-Kreis – genauer gesagt an einem Messort in der Nähe südöstlich von Ormesheim, wie Pressesprecherin Sabine Schorr auf Nachfrage mitteilte. Die gute Nachricht vorweg: Laut Ministerium besteht keine Gefährdung für die Bevölkerung.

Die Sprecherin des Ministeriums erklärt: „Bei den im Bliesgau bisher gemessenen Werten handelt es sich um einzelne erhöhte Messwerte, eingebettet in ein Konglomerat aus durchschnittlichen bis unterdurchschnittlichen Messwerten.“ Die genauen Koordinaten des Messortes seien übrigens als „vektorielle Geodaten“ gespeichert und würden dem Bundesamt für Strahlenschutz vorliegen. Die Radonaktivität im Boden werde üblicherweise in einem Meter Tiefe gemessen und sei lediglich ein Maß für das Radonpotenzial vor Ort. Die Belastung in Häusern und Gebäuden hänge letztendlich von zusätzlichen Eigenheiten ab, etwa der Bausubstanz, dem Alter und den Baumaterialien.

Dass der Radonwert ausgerechnet im Bliesgau erhöht ist liege daran, dass es sich bei dem Boden zum großen Teil um „Unteren Muschelkalk“ handele. Aus früheren Messungen seitens des Bundes wurde in Gebieten mit solchen Gesteinsschichten eine punktuell höhere Bodendurchlässigkeit festgestellt. Diese führe dazu, dass das im Boden vorhandene Radon in einem leicht überdurchschnittlichen Maße an die Oberfläche dringen kann. Es handele sich jedoch um rein lokale Effekte, weswegen nicht auf eine komplette Fläche geschlossen werden könne. So habe man innerhalb von nur wenigen hundert Metern Unterschiede von mehr als 100 Kilobecquerel pro Kubikmeter bis hin zu etwa 20 kBq/m³ festgestellt.

Sabine Schorr erläutert: „Generell werden Bodenluft-Messungen unter freiem Himmel auf Äckern, Wiesen und im Wald gemacht. Pro Messpunkt werden dabei drei Bohrlöcher im Abstand von fünf Metern zueinander angelegt.“ Zur Überprüfung des Ergebnisses wurde in unmittelbarer Nähe ein weiterer Messort beprobt. Dieser sei mit etwa 20 kBq/m³ unterdurchschnittlich stark belastet gewesen. „Wie stark die lokale Belastung im Boden variiert, ist daran gut zu erkennen“, so die Pressesprecherin.

Um Vorsorgegebiete im Saarland festlegen zu können, sollen durch das Umweltministerium 70 Orte wissenschaftlich untersucht werden. Zudem wird ein Raumluft-Messprogramm gestartet, wofür bis zu 1200 Teilnehmer in Wohngebäuden gewonnen werden sollen. Zum jetzigen Zeitpunkt stünden jedoch noch keine konkreten Messorte fest. Während die Beprobung von Böden, wie bereits ausgeführt, in einem Meter Tiefe stattfindet, werden für die Messung in Wohngebäuden „Kernspurdosimeter“ eingesetzt, die unkompliziert auf einen Schrank oder einen Tisch gestellt werden. „Dabei handelt es sich um kleine Döschen mit einem Durchmesser von drei Zentimetern“, erklärt Sabine Schorr. Für die Auswertung wird jeweils die sich im Inneren befindliche Plastikfolie an ein entsprechendes Labor geschickt.

Minister Reinhold Jost setze bei dem Vorgang auf Transparenz und möchte ein begleitendes und beratendes Gremium initiieren. Neben einigen Ministerien sind Vertreter aus Fachbehörden wie dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz, dem Bundesamt für Strahlenschutz, der Ingenieurs- und der Architektenkammer, von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, dem Landkreistag und dem Städte- und Gemeindetag mit eingebunden. Aber auch Vereine wie Haus und Grund und der Verbund evangelischer Kindertagesstätten im Saarland oder die Katholische Kita gGmbH sind mit organisiert.

„Die breite Fächerung ist dabei eine notwendige Voraussetzung für eine im hohen Maße transparente Kommunikation der aus dem Gesetz sich ergebenden verpflichtenden Schritte“, sagt die Pressesprecherin. Zudem seien auch Bürger aus dem Saarpfalz-Kreis eingeladen, an dem Messvorhaben teilzunehmen. Die Anmeldung erfolgt über die Internetseite https://www.saarland.de/252318.htm oder per E-Mail an radon@umwelt.saarland.de.

Die Stadtratsfraktion der St. Ingberger Familienpartei hat inzwischen im Umweltausschuss des Stadtrates den Antrag gestellt, die Verwaltung zu einer zeitnahen Erfassung der Radonkonzentration in den öffentlichen Gebäuden der Stadt St. Ingbert, insbesondere in Kindergärten, Grundschulen, Sport- und Stadthallen oder im Rathaus durch Langzeitmessungen (ein Jahr) durch geeignete Stellen zum vorsorgenden Schutz der dort arbeitenden oder sich aufhaltenden Personen zu beauftragen. Die Messergebnisse sollten zeitnah veröffentlicht werden, so Fraktionschef Roland Körner in seinem Antrag.

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