Die Homburger Lesezeit wird in dieser Saison durch das Projekt "Vip's lesen vor", kurz VLV, bereichert. Den Anfang machte am Dienstagabend im "Bistro 1680" im alten Rathaus am historischen Marktplatz Professor Michael Menger, Dekan der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums in Homburg . Er hatte sich für seine Lesung Franz Kafkas Werk "Die Verwandlung" ausgesucht.

Im Rahmen der Homburger Lesezeit sei es "ein ganz besonderer Abend", erklärte Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind zum Auftakt der neu aufgelegten Reihe "Vip's lesen vor". Sein Dank ging an Patricia Hans, Leiterin der Akademie für Ältere, und Jutta Bohn vom Frauenkulturstammtisch, die das Projekt als VLV betitelt und initiiert haben. "VLV ist unser neues Baby", erklärte Patricia Hans. Ziel sei es, dass bekannte lokale und regionale Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Medizin, Verwaltung, Handel, Gewerbe, Gastronomie oder Kirche aus ihren Lieblingsbüchern vorlesen.

Über das Buch sollen die Besucher mit den Vorlesern ins Gespräch kommen und sie "ohne Funktion, ohne Amt, eben als Mensch kennen lernen", so Hans: "Dabei kann ein Austausch oder ein Perspektivwechsel über das Buch hinaus entstehen". Besonders wichtig sei, so Patricia Hans, dass es bei der Auswahl der Bücher "kein Ranking" gebe. "Auch ein Werk von Rosamunde Pilcher kann beispielsweise das Lieblingsbuch eines prominenten Vorlesers sein und darf hier vorgelesen werden", machte die Leiterin der Akademie für Ältere deutlich. Gemeinsam mit Jutta Bohn freute sie sich über die unerwartete große Resonanz zum Auftakt der neuen Lesereihe: "Mit so vielen Gästen haben wir überhaupt nicht gerechnet".

Als Kind sei er "nie eine Leseratte gewesen", gestand Professor Michael Menger den Besuchern im voll besetzten Bistro. Eigentlich sei er "der ungeeignetste Mensch" für solch eine Lesung, habe er bei der Anfrage von Jutta Bohn, als Vorleser aufzutreten, gedacht. "Ich habe wenig Zeit zum Lesen, gehe lieber in den Dialog mit Menschen als in den Monolog mit einem Buch", erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Vorlesen betrachte er als "eine große Herausforderung", betonte der 57-Jährige Mediziner, der aus dem Badischen stammt, aber seit 21 Jahren dem Saarland verbunden ist.

Er habe sich für Franz Kafkas Kurzgeschichte "Die Verwandlung" entschieden, die er als Schulkind im Alter von 14 Jahren "zwangsweise" habe lesen müssen. Im Gegensatz zu seinen damaligen Mitschülern fand er Kafkas Text "nicht fürchterlich und morbid, sondern einfach genial". Nach über vier Jahrzehnten habe er sich noch einmal das Taschenbuch gekauft und die Geschichte vom Handelsreisenden Gregor Samsa gelesen, der eines Morgens als riesiger Käfer erwacht. Und so las Professor Dekan Menger zum Auftakt der Reihe "Vip's lesen" zunächst Phasen aus unterschiedlichen Kapiteln der "Verwandlung" vor und erläuterte nach der Pause seine Sicht- und Denkweise der kafkaesken Geschichte.

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Auf einen Blick Die Homburger Lesezeit findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Organisiert werden die insgesamt 13 Lesungen plus sieben Veranstaltungen der Reihe, die bis April 2016 stattfinden, von Patricia Hans (Akademie für Ältere), Jutta Bohn (Frauenkulturstammtisch) , Ulrich Burger (Initiator der saarländischen Buchmesse "Hom-Buch"), Andreas Sailer (Stadtbibliothek) sowie dem Kulturbeigeordneten Raimund Konrad. Als nächster liest Bürgermeister Klaus Roth am Dienstag, 20. Oktober, 19 Uhr, im "Bistro 1680". re