Tarifergebnis Pflegekräfte freuen sich über guten Tarifabschluss

Homburg · Selten war ein Februar am Uniklinikum so konfliktfrei. Denn normalerweise schwebt um diese Zeit die Vorahnung eines Streiks über dem Campus, der bei allen Beteiligten für Stress sorgt: beim Klinikvorstand, bei den Patienten und auch bei den Streikenden selbst, die genau wissen, dass ihre Abwesenheit den arbeitenden Kolleginnen und Kollegen noch mehr Einsatz abverlangt.

 In den Krankenhäusern fehlt der Nachwuchs in den Pflegeberufen, deshalb war der Tarifabschluss ein wichtiges Aufbruchsignal.

In den Krankenhäusern fehlt der Nachwuchs in den Pflegeberufen, deshalb war der Tarifabschluss ein wichtiges Aufbruchsignal.

Foto: dpa/Holger Hollemann

Zum ersten mal seit Jahren  haben sich Gewerkschaften und Arbeitgeber am Samstag in Potsdam auf ein umfassendes Gesamtpaket aus prozentualen Anhebungen und strukturellen Verbesserungen verständigt.

Das entspricht auch dem Wunsch der saarländischen Gesundheitsministerin Monika Bachmann, die beim Neujahrsempfang am Universitätsklinikum betont hatte, man müsse den Pflegeberuf auch finanziell attraktiver machen, wenn man junge Leute dafür begeistern wolle. Dass man den Beruf aus Überzeugung macht, ist eine Seite. Aber er muss auch so bezahlt werden, dass man davon auch als alleinerziehende Mutter leben kann. Und Geld, das gab auch Ministerin Bachmann zu, ist nun mal eine erwünschte Art der Anerkennung.

Die Einigung sieht eine Anhebung der Gehälter im Gesamtvolumen von acht Prozent, mindestens 240 Euro, mit einer Laufzeit von 33 Monaten vor. „Das ist das beste Ergebnis seit vielen Jahren und ein guter Tag für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes“, sagte der Vorsitzende des Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft, Frank Bsirske.

So bringe der Abschuss einen Gehaltssprung von mehreren hundert Euro für Pflegekräfte.  „Damit haben wir die Attraktivität des öffentlichen Dienstes für Fachkräfte und Berufseinsteiger nachhaltig verbessern können. Das ist ein Erfolg für beide: Gewerkschaften und Arbeitgeber.“ Im Einzelnen sollen die Gehälter im Gesamtvolumen rückwirkend zum 1. Januar 2019 um 3,2 Prozent, mindestens aber um 100 Euro, angehoben werden. Ein weiterer Anhebungsschritt um 3,2 Prozent (mindestens 90 Euro) erfolgt zum 1. Januar 2020 und um 1,4 Prozent (mindestens 50 Euro) zum 1. Januar 2021. Pflegekräfte erhalten darüber hinaus zusätzlich 120 Euro monatlich. Auszubildende bekommen zum 1. Januar 2019 und zum 1. Januar 2020 jeweils 50 Euro mehr. Darüber hinaus soll eine Aufwertung der Einstiegsgehälter (Stufe 1 der Entgelttabelle) in allen 15 Entgeltgruppen die Arbeit im Landesdienst für Neueinsteiger attraktiver machen.

Das ist auch notwendig, wenn man sich die Zahlen am Uniklinikum anschaut, die auf Neueinsteiger sicherlich imponierend wirken. So wurden im vergangenen Jahr 52 286 Patienten in Homburg stationär behandelt. Der Gesamtumsatz des Uniklinikums betrug rund 489 000 Euro, „wir nähern und einer halben Milliarde“, hatte der kaufmännische Direktor, Ulrich Kerle, dazu angemerkt.

Kommt ein Streik, hat dies augenblicklich fatale Auswirkungen auf diese Bilanz. „Streiks an den Unikliniken in Düsseldorf und Essen mit direkten Auswirkungen auf jeweils hohe zweistellige Millionendefizite waren im zweiten Quartal des letzten Jahres Ergebnisse einer fehlenden Kompromissfähigkeit“, so Kerle in seiner Neujahrsrede.  Insgesamt betrugen 2017 in Deutschland die Gesundheitsausgaben rund 374 Milliarden Euro und damit 11,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Dass dabei die Basis, nämlich die Pflege, nicht zu kurz kommen dürfe, ist offensichtlich bei den Tarifparteien angekommen. Flankiert wurde der positive Tarifabschluss von einigen diesbezüglichen Verordnungen im vergangenen Jahr: Es gibt ein Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz, eine Pflegepersonaluntergrenzen-Vorordnung und eine Pflegeberufe-Ausbildungsfinanzierungsverordnung. Und nun gibt es auch mehr Geld.

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