Pfarrerin wirbt für offene Kirchen

Homburg · In unserer Region sollen die evangelischen Kirchen auch im Alltag offen sein. Dafür macht sich auch die Homburger Pfarrerin Petra Scheidhauer stark. Offene Kirchen bedeute, dass viele die Gelegenheit nutzen und unter der Woche kurz „auf einen Sprung“ vorbeikommen.

 Die Protestantische Stadtkirche in Homburg ist in der Regel nur zu den Gottesdienstzeiten oder zu besonderen Veranstaltungen geöffnet. Jetzt soll sie eine „offene Kirche“ werden. Die Landeskirche begrüßt es, wenn Kirchengemeinden ihre Kirchengebäude auch außerhalb der Gottesdienstzeiten und Veranstaltungen öffnen. Foto: KG

Die Protestantische Stadtkirche in Homburg ist in der Regel nur zu den Gottesdienstzeiten oder zu besonderen Veranstaltungen geöffnet. Jetzt soll sie eine „offene Kirche“ werden. Die Landeskirche begrüßt es, wenn Kirchengemeinden ihre Kirchengebäude auch außerhalb der Gottesdienstzeiten und Veranstaltungen öffnen. Foto: KG

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Die im Zentrum Homburgs gelegene protestantische Stadtkirche ist in der Regel nur zu den Gottesdienstzeiten oder zu besonderen Veranstaltungen geöffnet. "Das ist bedauerlich, finden viele, die auch einfach mal so zwischendurch gerne hereinkämen, um zu schauen, zu schweigen, zu beten oder einfach nur auszuruhen", sagt die Pfarrerin Petra Scheidhauer. Das Presbyterium versuche nun, in einem ersten Anlauf die Kirche freitags von 10 bis 12 Uhr zu öffnen. Scheidhauer: "Allerdings braucht es dazu (leider) die Präsenz von Verantwortlichen, damit die Kirche weiter in einem guten Zustand bleibt." Einige hätten sich dazu schon bereit erklärt. Aber es wäre wünschenswert, wenn sich mindestens zehn Personen die Aufsicht teilen würden, so dass jeder nur alle paar Wochen Dienst hätte. Alles Weitere, ein erstes Treffen samt kleiner Schulung "Kirchenkunde", werde dann verabredet, wenn sich genügend Interessierte gefunden hätten.

"Die Landeskirche begrüßt es ausdrücklich, wenn Kirchengemeinden ihre Kirchengebäude auch außerhalb der Gottesdienstzeiten und Veranstaltungen öffnen beziehungsweise sich für eine stärkere Öffnung einsetzen", sagt Kirchenrat Wolfgang Schumacher, unter anderem auch zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, der in Speyer ansässigen Landeskirche, zu der auch der Saarpfalz-Kreis gehört. So fänden auch einzelne Besucher Besinnung und Ermutigung. Kirchen sollten ja Orte des Friedens, der Ruhe, der Konzentration und Kontemplation sein. Hier könne die Seele durchatmen und neue Kraft schöpfen für den Alltag.

Schumacher weiter: "Wir freuen uns, wenn zum Beispiel Kirchen wie in Blieskastel ihre Türen auch unter der Woche offen halten oder wie die Stiftskirche im Herzen der Stadt Kaiserslautern oder die Lutherkirche in Pirmasens feste Öffnungszeiten haben. Die Erfahrung zeigt, dass offene Kirchen stark besucht werden."

Freilich sei es nicht überall möglich, die Kirchen täglich zu öffnen. Hier sind auch Öffnungszeiten etwa zu bestimmten kirchenjahreszeitlichen Anlässen denkbar, im Advent oder in der Karwoche, als Sommerkirche oder Ort des Gebetes am Buß- und Bettag. Bei einer Öffnung sei dann für den potenziellen Besucher die Verlässlichkeit auf die Öffnungszeiten wichtig.

Was viele Gemeinden von einer generellen Öffnung abhalte, sei die Angst vor Beschädigungen oder gar Zerstörungen oder Diebstahl . Diesen Aspekt gelte es zu bedenken. "Daher sind wir dankbar, dass sich an vielen Orten ,Kirchenhüter' ehrenamtlich engagieren. Sie tun dies nicht einfach als ,Aufpasser' auf das ,Inventar', sie sind Ansprechpersonen für die Besucher, geben der Gemeinde ein Gesicht", erklärt der Kirchenrat weiter. Als allgemeiner Trend sei es kaum noch zu übersehen: Kirchräume erfreuten sich wieder zunehmender Beliebtheit. Inzwischen sei eine Vielzahl von ihnen auch wochentags geöffnet.

Wer in Homburg Interesse hat, kann sich bei Pfarrerin Petra Scheidhauer, Tel.: (0 68 41) 99 32 46, E-Mail: pfarramt.homburg.3@evkirchepfalz.de melden.

Der Homburger Stadtteil Einöd und auch die Gemeinden im Bliestal gehören zum evangelischen Kirchenbezirk Zweibrücken. Die Alexanderkirche dort ist mittlerweile geöffnet. Der Kirchenbezirk hat im vergangenen Jahr die Initiative "Offene Kirche" gestartet. Nach einem Beschluss im Bezirkskirchenrat wurde dies der Bezirkssynode mitgeteilt und zuerst an "das freiwillige Mitmachen" appelliert. Man wolle noch keinen allgemein gültigen Beschluss fassen, hieß es. "Offene Kirchen" gehörten auch zu den neuen Wegen, auf die sich der Kirchenbezirk in die Zukunft aufmacht. Dazu zählten auch "die Netzwerke für Erwachsenenbildung, Männerarbeit, Frauenarbeit und Jugendarbeit" und für "neue Gottesdienstformen". Jede geöffnete Kirche sei eine Einladung, einzutreten, zur Ruhe zu kommen. Gäste können in einer Kirche viel über den Glauben, die Kultur und Geschichte eines Ortes erfahren. Wer vor einer verriegelten Kirchentür stehe, erlebe auch die Kirchengemeinde als verschlossen. Für den Pfarrer von Blieskastel, Matthias App, "ist offene Kirche alltäglich". Die Kirche gehöre nicht ihm, sondern allen Menschen. App weiter: "Die evangelische Stadtkirche, das Pfarrhaus und der Garten stehen immer offen." Dies signalisiere, dass auch die Kirchengemeinde ansprechbar und offen für die Menschen sei. Und viele nutzten die Gelegenheit, kommen vor dem Einkauf, nach der Arbeit, in der Mittagspause "einfach mal vorbei". Ablehnend ist dagegen die Kirchengemeinde Einöd-Ingweiler mit Pfarrerin Heide Salm. Sie hat im Presbyterium darüber diskutiert. Fazit: die Apostelkirche werde nicht geöffnet. In der Adventszeit könne eventuell über eine Öffnung nachgedacht werden. Die Gründe: Keine Zeit, kein Personal, Angst vor Diebstahl , vor Zerstörung.

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Hintergrund Warum sind bis heute so viele evangelische Kirchen - im Gegensatz zu katholischen - zu? Das hat etwas mit protestantischer Tradition zu tun. Danach sind Räume nicht an sich heilig. Sie sind der äußere Rahmen, in denen Heiliges geschehen kann. Das bedeutet: Die Gemeinde braucht zum Glauben eigentlich keine grandiosen Gotteshäuser. Sie kann sich überall versammeln, zur Not auch im Freien. jkn

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 Die katholischen Kirchen, wie hier bei der Nacht der Kirchen in der Homburger Pfarrkirche St. Michael, sind auch ohne solche besonderen Anlässe traditionell geöffnet. Foto: B. Reichhart/SZ

Die katholischen Kirchen, wie hier bei der Nacht der Kirchen in der Homburger Pfarrkirche St. Michael, sind auch ohne solche besonderen Anlässe traditionell geöffnet. Foto: B. Reichhart/SZ

Foto: B. Reichhart/SZ
 Die Apostelkirche in Einöd steht im Ortskern. Sie ist aber keine „offene Kirche“. Foto: Honk

Die Apostelkirche in Einöd steht im Ortskern. Sie ist aber keine „offene Kirche“. Foto: Honk

Foto: Honk

Auf einen Blick Mehr als 20 000 Kirchen sind deutschlandweit geöffnet. Wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mitteilt, werde ein Signet "Verlässlich geöffnete Kirche" verliehen. Es zeigt eine stilisierte weiße Kirche auf blauem Quadrat. Gemeinden, die das Signet erhalten, müssen gewährleisten, dass ihre Kirche mindestens vom 1. Mai bis zum 30. September an fünf Tagen in der Woche für vier Stunden geöffnet ist. Die Initiative ging bereits im Jahr 2004 von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen aus. Bundesweit ist das Signet bisher an über 300 Kirchen vergeben worden. Ein "Netzwerk offene Kirchen" unterstützt und berät Initiativen und erfasst die geöffneten Kirchen. Hemmschwellen für die Öffnung seien fehlendes Aufsichtspersonal, die Sicherung von Kunstgut und Versicherungsfragen. Deshalb würden in den Regionen Konsultationstage angeboten und Ehrenamtliche geschult. jkn

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