Familienkonzert des Homburger Sinfonieorchesters Eine gelungene Herzensangelegenheit

Erbach · Riesiger Andrang herrschte beim Familienkonzert „Peter und der Wolf“ des Homburger Sinfonieorchesters.

 Unter der Leitung von Jonathan Kaell präsentierten das Homburger Sinfonieorchester und die Ballettabteilung der Homburger Narrenzunft Prokofjews „Peter und der Wolf“.

Unter der Leitung von Jonathan Kaell präsentierten das Homburger Sinfonieorchester und die Ballettabteilung der Homburger Narrenzunft Prokofjews „Peter und der Wolf“.

Foto: Thorsten Wolf

Man nehme ein bestens aufgelegtes Homburger Sinfonieorchester in kleiner Besetzung, eine engagierte Ballettabteilung der Homburg Narrenzunft, das Team der Musikschule Homburg und gebe allen dreien einen gemeinsamen Sonntagnachmittag. Was dann rauskommt? Ein wunderbares Familienkonzert, musikalisch anspruchsvoll mit Prokofjews „Peter und der Wolf“, kindgerecht präsentiert und illustriert. Ohne Zweifel: Die beiden Aufführungen am Sonntag um 16 Uhr und um 17 Uhr waren lohnenswert für alle, sowohl für die Aktiven als auch für die Zuschauer und Zuhörer. Und sie waren beide stark nachgefragt – ein guter Erfolg für das noch nicht so alte und deswegen auch noch nicht so etablierte Konzept des Familienkonzerts.

Das dürfte auch Jonathan Kaell gefreut haben, den musikalischen Leiter des Homburger Sinfonieorchesters. Im Gespräch mit unserer Zeitung vor dem ersten Konzert des Nachmittags erklärte Kaell, wie die Wahl auf Prokofjews Werk gefallen sein. „Zuerst einmal, weil es sich als Kinderkonzert anbietet, es ist ein sehr populäres Stück. Und zweitens, weil es tolle Musik ist.“ Man wolle das Familienkonzert als Konzept konsolidieren, „und da hilft es schon, wenn die Musik bekannt ist und die Leute drauf anspringen, einen Zugang kriegen“. Warum man für den Sonntag die Musikschule als Schauplatz gewählt habe, liege daran, dass man grundsätzlich immer noch in der Findungsphase sei. In Sachen Örtlichkeit habe sich hier in der Vergangenheit die Aula des Mannlich-Gymnasiums als weniger geeignet erwiesen, der Saalbau als Spielstätte habe nicht zur Verfügung gestanden. Zudem habe der Saalbau eine sehr hohe Bühne und stehe so einem Kontakt mit den Kindern eher im Wege. So habe man bei der Musikschule angefragt – man sei hier aber nicht einfach Gastspieler, verdeutlichte Kaell, vielmehr sei die Musikschule mit ihrem Team Kooperationspartner. „Unter anderem sind die Lehrer der Musikschule vor Ort um die Instrumente vorzustellen.“

Wer am Sonntag das Familienkonzert mit all seinen Akteuren erhören und erleben durfte, der bekam schnell einen Eindruck vom großen Aufwand, der hier betrieben wurde. Lohnt sich ein solches Engagement? Jonathan Kaell: „‚Peter und der Wolf‘ ist ein sehr schweres Stück, das ist nichts, was man so einfach vom Blatt spielt. Das ist höchste Anforderung!“ Vom Organisatorischen aus betrachtet sei das Familienkonzert zudem ein unglaublicher Mehraufwand, „weil wir das Ganze nicht nur mit einer Sprecherin und Theaterpädagogin koordinieren müssen, sondern auch mit der Ballettabteilung der Homburger Narrenzunft. Und wir haben auch noch den Malwettbewerb.“

Bei all diesen Mühen reagierten Kinder zudem wesentlich empfindlich auf dramaturgische Pannen, auf Leerlauf, auf Spannungsanfall. „Bei Kindern kommt dann schnell Unruhe auf.“ So sei biete die Dramaturgie eines solchen Nachmittags schnell Risiken. Vor diesem vielteiligen Hintergrund tariere man gerade aus, ob sich der Aufwand für dieses zusätzliche Angebot des Homburger Sinfonieorchesters tatsächlich lohne, „finanziell kaum“, gestand Kaell ein. Aber: „Die Frage ist, welche Rolle wir haben. Wenn wir darüber nachdenken, als etablierter Kulturträger in der Region, dann ist Arbeit für Kinder und Jugendliche unglaublich relevant. Wenn wir hier den Einstieg verpassen, dann verpassen wir eine ganze Generation. Da ist es unglaublich wichtig, etwas hinein zu investieren.“ Deswegen sei ihm das Familienkonzert eine Herzensangelegenheit.

Dass es sich tatsächlich beim Familienkonzert um die besagte Herzensangelegenheit handelt, nicht nur für Kaell, sondern auch für die Musiker, das konnte man am Sonntag vom ersten Moment an spüren, sehen und hören. Moderiert und wunderbar eingeleitet, übergeleitet und verbunden von der Theaterpädagogin Johanna Schatke vom saarländischen Staatstheater wurden die Kleinen und ihre Eltern, so wie es Prokofjews Ansinnen war, Stück für Stück ins Werk eingeführt. Jede Figur wurde mit „ihrem“ Instrument vorgestellt und von Tänzerinnen der Ballettabteilung der Homburger Narrenzunft auch ganz plastisch präsentiert: der Junge Peter, der Vogel, die Ente, der Großvater, der Jäger, die Katze – und natürlich der große, graue Wolf. Was erstaunte: Die Kinder kannten jede Figur. Und auch viele Instrumente wussten die Jungen und Mädchen im Dialog mit Schatke zu benennen.

Und die Musiker selbst boten eine bemerkenswerte Leistung in dieser kleinen Besetzung, gaben dem Stück den passenden Charakter: mal frech, wie zum Beispiel dann, wenn die Klarinette, die Katze anpirschen ließ, mal filigran, wenn die Querflöte den Auftritt der zwitschernden Vögel markierte, mal mächtig, laut oder sogar ein bisschen unheimlich, wenn es um den Wolf, hier kamen die Hörner zum Einsatz, und die Jäger (Pauken und große Trommel) ging, mal unbekümmert und heiter, wenn die Streicher die berühmte Melodie spielten, die den kleinen Peter charakterisiert, eindrucksvoll auch, wenn der Großvater durchs Fagott brummelte und die Enten in der Oboe zu hören waren. Das Orchester hatte, diesen Eindruck konnte man ohne Mühe gewinnen, auch seinen Spaß an diesem ganz besonderen Konzert – ganz gleich, ob sie einzeln zu Beginn des Konzertes ihre Instrumente präsentierten und kurz erklingen ließen oder später im Kontext des Orchesters die Geschichte von Peter und dem Wolf wunderbar hörbar machten.

Übrigens: Da nicht alle Teilnehmer des Malwettbewerbs anwesend waren: Noch bis Ende dieses Jahres gibt es schöne Preise. Wer seinen noch nicht abgeholt hat, der kann sich gerne ans Orchester wenden.

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