A6-Anschluss Ost Jägersburg macht mobil gegen Anschluss

Jägersburg · Die Einwohner haben den Protest gegen den geplanten A6-Anschluss Homburg-Ost lange verschlafen: Dieser Vorwurf wurde in der Sitzung des Ortsrates laut. Nun will man sich mit einem Brief ans Bundesverkehrsministerium wenden.

 Schon in der Vergangenheit hatten Bürger  gegen einen Autobahnanschluss Ost mobil gemacht (Archivbild). Nun wird der Protest in Jägersburg wieder lauter. Im Ortsrat wurde angekündigt, dass eine Bürgerinitiative gegründet werden soll.

Schon in der Vergangenheit hatten Bürger  gegen einen Autobahnanschluss Ost mobil gemacht (Archivbild). Nun wird der Protest in Jägersburg wieder lauter. Im Ortsrat wurde angekündigt, dass eine Bürgerinitiative gegründet werden soll.

Foto: Thorsten Wolf

Eines zog sich wie ein roter Faden durch die Sitzung des Jägersburger Ortsrates am Mittwochabend in der Gustavsburg: Die Jägersburger fühlen sich von der Stadt Homburg nicht richtig ernst genommen. Vor allem bei Punkt drei der Tagesordnung, dem Autobahnanschluss Homburg-Ost, wurde das spürbar. Zugleich war dies das spannendste Thema.

Ortsvorsteher Jürgen Schäfer (SPD) berichtete davon, dass er gerne die Zahlen der Verkehrszählung vom Landesamt für Straßenbau (LfS) erfahren hätte. Das Amt habe aber darauf bestanden, sie erst bei einem gemeinsamen Termin im März zu verkünden. Dieses Vorgehen stieß auf Unverständnis. Siegfried Biegaj von der CDU hatte einen Text vorbereitet, in dem er feststellte: Der Beschluss des Jägersburger Ortsrats vom Dezember gegen die Variante zwei des Anschlusses sei bei den Fraktionen des Homburger Stadtrats nie angekommen. Der Ortsrat solle den Stadtrat Homburg dazu auffordern, sich noch einmal mit der Verwirklichung des Autobahnanschlusses Ost zu befassen. Mit der Variante zwei werde wertvoller älterer Baumbestand vernichtet. Man könne es sich nicht leisten, in Brasilien den Erhalt des Regenwalds zu fordern und dann hier ohne außergewöhnlichen Grund 80 Hektar Wald zu roden.

Patrick Kanzler von der SPD gab zu bedenken, dass eine Autobahn Sache des Bundes sei und selbst der Homburger Stadtrat überhaupt nicht über den Anschluss zu bestimmen habe.

Sabine Seidel (CDU) hielt entgegen, dass der Bund vom Stadtrat eine Stellungnahme haben wollte. Da seien Fakten geschaffen worden, denn es sei so beim Bund angekommen, dass Homburg geschlossen für die Variante zwei plädiere. Und das stimme ja nicht. Schäfer forderte, man müsse sich diesbezüglich noch mal auf die Hinterbeine stellen und ans Verkehrsministerium schreiben.

Da meldete sich Arno Auffenfeld aus der Gruppe der Zuhörer zu Wort: „Wir sind unterwegs, eine Bürgerinitiative zu gründen. Wir wollen die Bevölkerung von Jägersburg demnächst einladen, um massiv aufzuklären.“ Man wolle Unterschriften sammeln, damit bekannt werde, dass es in Homburg auch eine andere Meinung als jene des Stadtratsbeschlusses gebe. Biegaj meinte, man sollte mit „zig Speerspitzen vorgehen“. Genau das bestimmte die weitere Diskussion: Wie die Jägersburger Ablehnung der Variante zwei am besten kundgetan werden könnte. Letztlich beschloss der Ortsrat, einen Brief ans Bundesverkehrsministerium zu schreiben. CDU-Ortsrat Michael Germann wies noch darauf hin, dass man „nicht mehr ewig Zeit“ habe – die Jägersburger hätten den Protest lange verschlafen.

Zum Hintergrund: Beim Anschluss Homburg-Ost hat sich die Stadt selbst einen Teil der Planungshoheit gesichert. Das bedeutet: Statt eines üblichen Planfeststellungsverfahren für Baumaßnahmen des Bundes läuft in Homburg ein Bebauungsplanverfahren. Gleich bleibt: Die Kosten für die Baumaßnahme selbst übernimmt der Bund, die eigentlichen Planungen laufen in enger Abstimmung mit dem LfS in Neunkirchen.

Stadt und LfS informierten bereits über die zwei „umsetzbaren“ Bauvarianten. Variante eins sieht einen Autobahnanschluss über zwei Rampen mit direkter Anbindung an die „Erbach-Umgehung“, die L 118, vor. Bei dieser Variante wie auch bei Möglichkeit zwei bleibt die Sportanlage des SV Reiskirchen unangetastet.

Die jetzt in Jägersburg kritisierte Variante zwei würde mit einer neu zu bauenden Straße im Erbacher Wald – quasi eine Umgehung eines Stücks der Erbach-Umgehung – an das Homburger Straßennetz angeschlossen – allerdings nicht über die Route der alten Glantalbahn, sondern mit einer Wegeführung näher an Reiskirchen/Erbach.

 Bei der Ortsratssitzung ging es dann noch um weitere Themen und die sorgten bei Ortsvorsteher Jürgen Schäfer deutlich für Verdruss: Von den 2018 vom Ortsrat geforderten Punkten sei kein einziger umgesetzt worden. Nur beim Verbindungsweg zur Eichelscheider Straße widersprachen ihm andere Ortsräte – der sei gemacht worden. Aber die am 30. August gemeldeten LED-Strahler für den Hof der Gustavsburg seien immer noch nicht geliefert worden. Das neue Mobiliar der Burg soll erst Ende Juni ankommen, beim angeforderten W-Lan fürs Ortsratszimmer tue sich auch nicht. Summa summarum: „Wir werden nicht ernst genommen“, so Schäfer.

Zuvor hatte der Ortsrat einstimmig noch einige Beschlüsse gefasst: Bei der Bushaltestelle Am Schulberg/Eichelscheider Straße soll eine zusätzliche Leuchte angebracht werden, zudem soll der Parkplatz an der Gustavsburg instand gesetzt werden. Außerdem soll dort das Flatterband, das die Durchfahrt zwischen den Bäumen verhindert, durch herausnehmbare Poller ersetzt werden.

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