Obst- und Gartenbauverein Kirrberg „Kirrberger Drobbe“ haben ihre Fangemeinde

Kirrberg · Corona macht auch dem Obst- und Gartenbauverein Kirrberg schwer zu schaffen, Veranstaltungen sind abgesagt, die Einnahmen eingebrochen. Weiter vorangetrieben wird aber die Herstellung der Kräuteressenzen.

 Auch der OGV Kirrberg hat etwas außerhalb des Ortes eine Streuobstwiese. Das Obst wird in der eigenen Brennerei verarbeitet.

Auch der OGV Kirrberg hat etwas außerhalb des Ortes eine Streuobstwiese. Das Obst wird in der eigenen Brennerei verarbeitet.

Foto: dpa/Sebastian Willnow

Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist der Obst- und Gartenbauverein (OGV) Kirrberg – und das liegt vor allem an seinen „Kirrberger Drobbe“. Diese Kräuteressenzen werden handwerklich nach einem patentierten Verfahren in der kleinsten Manufaktur Deutschlands hergestellt.

Wie kommt man denn überhaupt auf so eine Idee? Inspiriert wurde der Verein von der traditionellen Klostermedizin und den Überlieferungen der Schutzpatronin Hildegard von Bingen. Und so produziert der OGV Kirrberg schon seit einigen Jahren diese besonderen Tröpfchen und das ziemlich erfolgreich. Sie haben eine echte Fangemeinde. Der OGV verwendet dafür eigene Produkte, wie Obstalkohol und Heilkräuter aus seiner Anlage und natürlich spielen auch die vereinseigenen Expertisen eine Rolle.

 Es gebe zahlreiche positive Rückmeldungen, beflügelt davon werde dieser Bereich, der von externen Experten der Naturmedizin unterstützt wird, weiter betreut und systematisch aufgebaut. „Wir betreiben keine Apotheke. Wir machen auch keine gesundheitsbezogene Werbung, keine medizinische Beratung und erst recht keine Therapie- und Heilversprechen“, heißt es dann auch in einem Faltblatt des OGV Kirrberg. Der Verein wolle vielmehr die überlieferten Heilansätze, wie sie schon zu Zeiten einer Hildegard von Bingen geschätzt und angewandt wurden, bekannt machen. Synthetische und schulmedizinische Pharmaka hätten ihre eigenen Verordnungs- und Einsatzmöglichkeiten, oft müssten sie auch vom Arzt verschrieben werden. „Wir möchten mit unseren Angeboten eine natürliche und nebenwirkungsarme beziehungsweise nebenwirkungsfreie Alternative und Ergänzung ermöglichen“, so der Vereinsvorsitzende Wolfgang Lambert.

Beim OGV Kirrberg kommen hierbei ausschließlich Pflanzen, Pflanzenteile und Pflanzeninhaltsstoffe zum Einsatz. Die Wirkung der verwendeten Pflanzen basiere in der Regel nicht auf einem einzelnen Wirkstoff, es handele sich vielmehr um komplexe Mischungen. Die Pflanzenheilkunde sei als Komplementärmedizin anzusehen. Dies bedeutet, dass sich die Anwendung als Begleitung oder manchmal auch als Alternative zur klassischen konventionellen Schulmedizin versteht. Wobei es dabei natürlich deutliche Grenzen gibt.

Der OGV Kirrberg beschreibt den Leitsatz seiner Naturheilverfahren und Pflanzenkunde als eine umsichtige Beschränkung auf solche Pflanzen, Teile und Inhaltsstoffe, deren Wirkung nachgewiesen sei: entweder durch überliefertes Wissen, klinische Studien oder durch publizierte Ergebnisse, klinische Erfahrungen und aktualisierte Forschungsergebnisse. Nahezu alle Pflanzen, die der OGV Kirrberg zu Essenzen verarbeitet, seien in Arzneibüchern positiv beschrieben. Sie seien ohne toxische Wirkung.

Was aber sind denn nun diese Kirrberger Drobbe? Die patentierte Herstellung der Kräuteressenzen aus eigenem Anbau mit alkoholischen Frischpflanzenauszügen des OGV Kirrberg wurde auf der Grundlage der Klostermedizin entwickelt, die der Verein durch naturrelevante Aspekte der asiatischen, afrikanischen, südamerikanischen und indianischen Erfahrungsheilkunde ergänzt habe.

Ursprünglich hatte der Kirrberger Obst- und Gartenbauverein seine Kräuteressenzen ausschließlich für seine inzwischen über 300 Mitglieder entwickelt. Der Anwenderkreis war begrenzt und gut überschaubar. Schnell seien aber präzise und positive Rückmeldungen gekommen. Nach kritischer Abwägung und Beratung mit Experten habe man sich dann entschlossen, die „Kirrberger Drobbe“ allen Interessierten zur Verfügung zu stellen.

 Individuell angewandt leisteten die Kirrberger Kräuteressenzen hilfreiche Dienste und könnten Arzneimittel und schulmedizinische Verordnungen ergänzen, natürlich ohne diese zu ersetzen.

Der Grundsatz „Gut Ding will Weile haben“ gelte so auch bei den Kräuteressenzen und ihrer Anwendung. Zwei bis vier Wochen sollte man schon einplanen. Ebenso wichtig sei aber auch die Nachhaltigkeit und eine gewisse Konsequenz in der Einnahmeempfehlung, hieß es dazu vom Verein.

 Renate Schütz ist beim OGV Kirrberg für den „Kräutergarten“ in der Unteren Patron verantwortlich. Auf rund 900 Quadratmetern wachsen die Kräuter, die ab Juni erstmals geerntet werden. Es gibt normalerweise Besichtigungstouren, bei denen man sich näher mit diesen Kräutern und ihren Essenzen beschäftigen kann. Doch auch hier ist die Pandemie ein Spielverderber. „Coronabedingt können diese Touren zurzeit nicht angeboten werden“, so Renate Schütz. Und so wie so viele andere muss der Verein mit weiteren Einschränkungen leben. Veranstaltungen im OGV Kirrberg können wegen Corona und den damit einhergehenden Regeln seit über einem Jahr nicht mehr stattfinden.

Vorsitzender Wolfgang Lambert berichtet: „Unsere Mitgliederzahl ist mit rund 320 zwar stabil geblieben, aber unsere Einnahmen sind durch die Corona-Pandemie gut um die Hälfte eingebrochen.“ Man hoffe nun auf die immer mehr verstärkten Impfaktionen und darauf, dass man im Verein zumindest Anfang Oktober mit dem Erntedankfest wieder etwas zur Normalität zurückkehren könne.

 Renate Schütz und Vorstandsmitglied Walter Mick in der „Produktionsstätte“ der Kräuteressenzen, die unter dem Namen „Kirrberger Drobbe“ bekannt sind.

Renate Schütz und Vorstandsmitglied Walter Mick in der „Produktionsstätte“ der Kräuteressenzen, die unter dem Namen „Kirrberger Drobbe“ bekannt sind.

Foto: Markus Hagen

Die Brennsaison werde aber trotz Corona wie im vergangenen Jahr wieder normal stattfinden. Dabei hofft man auf reichliche Obst-Zulieferungen, auch aus der eigenen, ein Hektar großen, Obstbaumgartenanlage etwas außerhalb der Ortsgrenzen Kirrbergs. Hier stehen rund 120 Obstbäume, von denen dann später beispielsweise Äpfel, Birnen, Kirschen, Mirabellen, Zwetschgen und auch Quitten geerntet werden können.

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